Neue Anwendung soll Privatsphäre schützen: Tarnkappe für E-Mails

Nachrichten übers Internet anonym zu verschicken, ist mit herkömmlichen Mailprogrammen praktisch nicht möglich. Die "PrivacyBox" soll helfen.

Bisher lässt sich gut nachverfolgen, wer wem wann eine Mail geschrieben hat. Bild: ap

"Emails sind so sicher wie eine Postkarte", warnte kürzlich Georg Mascolo, Chefredakteur des Nachrichtenmagazins Der Spiegel auf einer Journalistenkonferenz. Gerade in der Ära des Digitalen kann die allzu unbekümmerte Kommunikation gefährlich werden, denn alles, was über den Draht geht, ist zumindest prinzipiell überwachbar. Angeschürt durch die jüngsten Spitzeleien der Telekom wächst derzeit bei vielen Informanten in Deutschland die Angst, sie könnten überwacht werden und auffliegen. Hier setzt das kostenlose Kommunikationstool "PrivacyBox" an - es verpricht die anonyme Übermittlung von Nachrichten über das Internet.

Diese Box ist nicht etwa ein Gerät, das zwischen PC und DSL-Modem gesteckt wird. Stattdesssen handelt sich um ein unter https://privacybox.de zu erreichendes Web-Formular, über das anonym und verschlüsselt Nachrichten nebst Anhang verschickt werden können, ohne das irgendwo ein Log-File protokolliert, wer da mit wem kommuniziert hat. Albrecht Ude vom Netzwerk Recherche hält das System für "sehr empfehlenswert". "Gerade Journalisten sollte die Möglichkeit eröffnet werden, dass Informanten sie auf unbeobachtbarem Weg erreichen können", sagte er der taz.

Um etwa einen Journalisten anzuschreiben, muss der Informant nur das Pseudonym kennen, mit dem sich dieser bei der "PrivacyBox" angemeldet hat und es in das Mail-Formular eingeben. Der Empfänger bekommt die Nachricht entweder direkt auf sein normales Mail-Konto geliefert, oder er ruft sie selbst vom Server ab. So ist es auch Internet-Dummies möglich, ihre Wege und Worte im Internet zu verschleiern. Einziger Nachteil: die "PrivacyBox" ist eine Einbahnstrasse, denn der Empfänger kann nicht direkt darauf antworten. Rückschlüsse auf den Informanten bestehen nur, wenn dieser etwa seine Kontaktdaten im verschlüsselten Inhalt hinterlegt.

"Mit der PrivacyBox haben Journalisten und Informanten keine Ausrede mehr, denn jeder kann jetzt anonyme Nachrichten verschicken", sagt Burckhard Schröder, Vorsitzender der "German Privacy Foundation", dem Anbieter dieses Services. Den Befürchtungen, der Telekom-Schock würde viele Informanten in Deutschland lähmen, tritt Schröder mit der "Privacybox" entgegen. Dass die Box gerade jetzt im Zuge des Telekom-Skandals erschienen ist, "das ist aber eher Zufall gewesen".

"Wir speichern derzeit keine Informationen über Absender und Nutzer eines Postfaches", ist momentan noch auf der Internetseite des Anbieters zu lesen. Dies wird sich aber zwangsläufig ändern, denn ab 2009 sind alle Webdienste zur Vorratsdatenspeicherung verpflichtet. "Wir werden eine Lösung anbieten, die wir im Herbst vorstellen wollen", sagt Schröder. Diese soll vorsehen, die IP-Adresse der Nutzer zu kaschieren, damit die gespeicherten Verbindungsdaten ihren Aussagewert verlieren. Möglich ist dies bereits heute durch so genannte TOR-Server. Auch Ude empfiehlt, wenn die Vorratsdatenspeicherung kommt, die Seite über diese Server anzusteuern. Dann ist "nach derzeitigem Stand der Technik für Lauscher auch mit staatlichen Zugriffsmöglichkeiten nichts zu machen".

Vorige Woche hatte die "German Privacy Foundation" den neuen Service im Büro des Datenschutzbeauftragten der Bundesregierung, Alexander Dix, vorgestellt. Dieser sagte, die Nutzung solcher Instrumente sei legitim, denn die Vertraulichkeit der Telekommunikation sei in der Verfassung garantiert. Seit dem offiziellen Start haben sich bereits knapp 500 Personen registriert.

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