Neue Bundesjustizministerin: Nun wird es also Lambrecht

Wer kommt nach Katarina Barley? Für den Job im Bundesjustizministerium konnte sich erst niemand finden – der SPD scheint das Personal auszugehen.

Christine Lambrecht (SPD), Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister der Finanzen, spricht bei der 55. Sitzung des Deutschen Bundestags

Keine, die sich nach vorne drängt: Christine Lambrecht wird neue Justizminsterin Foto: dpa

Normalerweise sind MinisterInnenämter heiß begehrt – und entsprechend umkämpft. Bei der Frage, wer neue Justizministerin wird und auf Katarina Barley folgt, die die SPD künftig in Europa vertritt, war es ein bisschen anders. Die Situation der Groko ist inzwischen so prekär, dass unter SozialdemokratInnen der Satz kursierte, die Neue müsse sich darauf einstellen, in einem halben Jahr wieder arbeitslos zu sein. Klingt mäßig spannend.

Nun wird es also Christine Lambrecht. Die SPD-Linke Lambrecht, im Moment Parlamentarische Staatssekretärin im Finanzministerium, ist keine, die sich nach vorne drängt. Ruhig, kundig und allürenfrei versieht sie ihren Dienst, was ihr von manchen den Vorwurf einträgt, blass und unauffällig zu wirken. Lambrecht stammt aus Mannheim und wuchs in der Nähe des Atomkraftwerks Biblis auf. Ihre ersten politischen Schritte seien dadurch geprägt worden, schreibt sie auf ihrer Homepage. „Bei den Jusos fand ich schnell Gleichgesinnte, die mit mir zusammen für einen Ausstieg aus der Atomenergie kämpften.“ Etwas Grün steckt also in der überzeugten Sozialdemokratin.

Lambrecht ist Juristin, was als wichtige Voraussetzung gilt, um als Chefin in dem elitär tickenden Haus einen Fuß auf den Boden zu kriegen. Sie ist Rechtsanwältin und machte zusätzlich einen Abschluss in Verwaltungswissenschaften. Nach mehreren Jahren in der Kommunalpolitik zog die Sozialdemokratin 1998 in den Bundestag ein. Dort saß sie jahrelang im Rechtsausschuss und war rechtspolitische Sprecherin ihrer Fraktion. Im Dezember 2013 wurde sie zur Fraktionsgeschäftsführerin gewählt – und bekam erstmals eine größere Bühne. Lambrecht machte den Job aber ganz anders als ihr Vorgänger Thomas Oppermann, der damals in den Fraktionsvorsitz aufrückte. Oppermann hatte seine regelmäßigen ­Pressefrühstücke genutzt, um thesenstark Spins zu setzen. Lambrecht war nüchterner, oft übervorsichtig und manchmal schlecht informiert.

Krönung von kurzer Dauer

Es liegt eine gewisse Ironie darin, dass sie nun ihren ehemaligen Chef überholt. Justizminister wäre Oppermann sicher auch gern geworden. Er nahm sich aber aus dem Spiel, als er sich den repräsentativen Posten des Bundestagsvizepräsidenten sicherte. Dass die SPD-Linke zum Zuge kommt, wird auch daran liegen, dass die Auswahl nicht riesig war. Gehandelt worden war in der SPD zum Beispiel Nancy Faeser, die Generalsekretärin der Hessen-SPD. Sie wird wohl die neue starke Frau in Hessen, nachdem Thorsten Schäfer-Gümbel, der im Moment kommissarisch an der Bundesspitze aushilft, seinen Rückzug aus der Politik angekündigt hat. Für eine aufstrebende Landespolitikerin wäre aber das Bundesministerinnenamt ein unattraktives Abenteuer.

Für Lambrecht ist das Amt die Krönung ihrer Karriere, auch wenn das Vergnügen im erschöpften Groko-Kabinett vielleicht nur von kurzer Dauer ist. Und ein besonderes Geburtstagsgeschenk sowieso. Christine Lambrecht wurde am Mittwoch, als sie von ihrem neuen Job erfuhr, 54 Jahre alt.

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