Neue Edition LMd: Sie stehen unter Beobachtung

NSA, BND, GCHQ, Frontex, Google, Amazon: Überwachung ist das Thema der neuen „Edition LMd”.

Bild: Nicola Schwarzmaier

Eigentlich sollte das 16. Heft der Edition LE MONDE diplomatique eines zum Thema „Grenzen” werden, da schickte uns unsere Pariser Redaktion ihr aktuelles Manière-de-voir-Heft: „Souriez. Vous êtes surveillés” (Bitte lächeln. Sie werden beobachtet). Und wir wussten: Das wollen wir auch machen. Der erste Jahrestag der spektakulären Snowden-Enthüllungen war nahe, die neueste Erfindung aus dem Hause Google – das „Google Glass” – sorgte für negative Schlagzeilen, und Amazons fiese Geschäftsmodelle wurden endlich auch in den Mainstream-Medien kritisiert.

„Große Federn” zum Thema Überwachung

Gewichtige Themen also, die nach einer Betrachtung aus einem globalen Blinkwinkel verlangten. Unsere LMd-AutorInnen, darunter „große Federn” wie Giorgio Agamben oder Evgeny Morozov, schreiben schon lange über die schleichende Enteignung der Privatsphäre durch Geheimdienste, staatliche Institutionen und Unternehmen.

Bei der Suche nach weiteren Stimmen stießen wir auf Dietmar Kammerer, einen jungen Medienwissenschaftler der Philipps-Universität Marburg. In seinem Text „Software, die zur Waffe wird”, schildert er detailliert, wie westliche IT-Unternehmen mit dem Verkauf von Überwachungstechnologien an autoritäre Staaten glänzende Umsätze machen, auf Kosten der Freiheit von BürgerInnen.

Kampf gegen Überwachung

Die Kritik der Überwachung konnte für uns nur ein Schwerpunkt sein. Wir wollten auch jene zu Wort kommen lassen, die tagtäglich mit Überwachung leben müssen und sich dagegen zur Wehr setzen. So etwa die Informatikerin und Sprecherin des Chaos Computer Clubs (CCC) e. V., Constanze Kurz, die über die fortschreitende biometrische Lesbarkeit des Menschen schreibt.

Der Philosoph Alexander Ehmann rekapituliert derweil Wegmarken der Entwicklung des CCC e. V. Und auch die Autorin Marmar Kabir blickt zurück – bis zu den Zeiten des Schahs von Persien 1974: In ihren Geschichten von der „ganz normalen Überwachung” skizziert sie, wie Menschen im Iran unter ständiger sozialer wie staatlicher Kontrolle zu leben versuchen.

Abschließend beleuchten die taz-Redakteurin Svenja Bergt und der freie Journalist Tom Engelhardt das Phänomen der Whistleblower. Vielen gelten sie als Verräter, doch sie dienen dem Gemeinwohl. Für ihren Mut landen Whistleblower nicht selten im Gefängnis, während die wahren Verbrecher ungestraft bleiben.

Dorothee D'Aprile