Neue Mitte-links-Partei in Slowenien: Konservativen Sieg weggeschnappt

Überraschung: Die Partei Positives Slowenien, die von Ljubljanas Bürgermeister Zoran Jankovic erst vor zwei Monaten gegründet worden war, gewinnt die Parlamentswahl – mit 28,5 Prozent.

Seine Partei hat den Coup gelandet: Zoran Jankovic, Bürgermeister von Ljubljana. Bild: dapd

LJUBLJANA afp | In Slowenien hat die neugegründete Partei des Bürgermeisters von Ljubljana, Zoran Jankovic, überraschend die Parlamentswahl gewonnen. Die Mitte-links-Partei Positives Slowenien habe 28,5 Prozent der Stimmen erhalten, teilte die Wahlkommission in der Nacht zu Montag nach Auszählung von 99,8 Prozent der Stimmzettel mit. Eigentlich war mit einem Sieg der konservativen Demokratischen Slowenischen Partei (SDS) gerechnet worden.

Die SDS von Ex-Regierungschef Janez Jansa hatte vor der Wahl in allen Umfragen klar in Führung gelegen, landete letztlich aber mit 26,3 Prozent nur auf dem zweiten Platz. Die Sozialdemokraten von Ministerpräsident Borut Pahor lagen mit nur noch 10,5 Prozent wie erwartet abgeschlagen auf Platz drei. Bei der Parlamentswahl 2008 hatten sie noch 30,5 Prozent erhalten. Die Wahlbeteiligung lag mit 64,6 Prozent etwas höher als vor vier Jahren.

"Die Ergebnisse zeigen, dass die Bürger einen anderen Staat wollen. Sie hatten Jansa und Pahor, nun wollen sie einen demokratischen aber effizienten Staat", sagte Jankovic nach der Abstimmung. Jansa erkannte seine Niederlage an und gratulierte Jankovic zu seinem Sieg. Zugleich äußerte er aber Zweifel, dass er vier Jahre an der Macht bleiben werde. Die Fragmentierung des Parlaments erlaube nicht die Art Koalition, die eigentlich notwendig wäre, sagte der sichtlich ermüdete Jansa.

Ex-Discountmarkt-Chef wird Premier

Der 58-jährige Jankovic war Chef der größten slowenischen Supermarktkette Mercator, bevor er 2006 bei den Bürgermeister-Wahlen in Ljubljana einen Erdrutschsieg einfuhr. Im vergangenen Jahr wurde der Millionär mit 65 Prozent der Stimmen wiedergewählt. Seine Partei Positives Slowenien hat Jankovic erst vor zwei Monaten eigens für die vorgezogene Parlamentswahl gegründet. Im Wahlkampf versprach er, das Land wie ein Unternehmen zu führen. "Unser Land braucht jetzt einen Geschäftsmann", sagte der gebürtige Serbe.

Vor der Wahl hatten Meinungsforscher eigentlich mit der Rückkehr von Jansas Konservativen an die Regierung gerechnet. Jansa hatte Slowenien während seiner Regierungszeit von 2004 bis 2008 in die Europäische Union und die Eurozone geführt. Die Mehrparteienregierung seines Nachfolgers zerbrach im Juni am Streit um die Anhebung des Renteneintrittsalters. Im September verlor Pahor ein Vertrauensvotum, daraufhin wurden die vorgezogenen Neuwahlen angesetzt.

Es wird erwartet, dass die neue Regierung ein hartes Sparprogramm umsetzen wird. Slowenien wurde von der Finanzkrise 2008 stark getroffen, die Arbeitslosigkeit ist doppelt so hoch wie vor drei Jahren und auch die Staatsverschuldung verdoppelte sich seit 2007 auf fast 50 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Präsident Danilo Türk sagte am Sonntag, er hoffe darauf, dass der Wahlsieger bis Ende Dezember eine "stabile Regierung" bilden könne, um für eine wirtschaftliche Erholung sorgen zu können.

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