Neue Musik aus Berlin: Gebündelte Energien freisetzen

Für sein Album „Three Seconds“ hat das Jazzduo Training den Gitarristen John Dieterich der Indie-Rock-Band Deerhoof eingeladen.

Max Andrzejewski und Johannes Schleiermacher aka Training & John in Trainingsanzügen

Max Andrzejewski und Johannes Schleiermacher aka Training & John Foto: Klara Johanna Michel

Wo Max Andrzejewski und Johannes Schleiermacher draufsteht, kann grundsätzlich erst einmal nichts Schlechtes drin sein. Selbst wenn das, was sie einem auftischen, etwas seltsam riecht, um ein Diktum ihres jazzfreundlichen Kollegen Frank Zappa aufzugreifen („Jazz is not dead, it just smells funny“).

Seit einiger Zeit machen der Schlagzeuger Andrzejewski und der Saxofonist Schleiermacher unter dem Namen „Training“ die Berliner Jazzlandschaft unsicher. Mit Tönen, die man früher als Free Jazz bezeichnet hätte.

Das würde ihrem freizügigen Umgang mit der Jazztradition bloß zum Teil gerecht. Training erweitern das freie Improvisieren um gesampelte Loops, Field recordings und an Rock angelehnte Rhythmen, die weniger Druck um jeden Preis machen als vielmehr die repetitiven Strukturen des Postrock aufgreifen. Für ihr Album „Three Seconds“ luden sie den Gitarristen John Dieterich der Indie-Rock-Band Deerhoof als Gast hinzu.

Training & John: „Three Seconds“ (Fun In The Church/Bertus/ROM/Zebralution)

Live: Release Show feat. Ralph Towner im Rahmen der Jazzwerkstatt im Kesselhaus am 20. Dezember

Dem Titel gemäß bilden drei Sekunden lange Samples die Basis ihrer Stücke. Was nach übermäßiger kreativer Selbstbeschränkung klingen mag, setzt auf ihrer Platte gebündelte Energien frei. Zunächst als „Trainingseinheit“ aus reiner Lockdown-Not entstanden, operieren sie weiter unter Pandemiebedingungen.

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

Transatlantisch tauschte man sich online aus, John Dieterich war auch zum Auftritt beim Jazzfest Berlin 2020 über das Internet hinzugeschaltet. Mit der Konzertaufzeichnung arbeiteten sie dann im Studio weiter. Dem Irrsinn hat das sogar geholfen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1971, arbeitet in der Kulturredaktion der taz. Boehme studierte Philosophie in Hamburg, New York, Frankfurt und Düsseldorf. Sein Buch „Ethik und Genießen. Kant und Lacan“ erschien 2005.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.