Neue Satellitenaufnahmen: Arbeiten an stillgelegter Raketenbasis

Nordkorea soll laut aktuellen US-Satellitenbildern wieder einen Raketentest vorbereiten. Doch ganz so einfach ist es nicht.

Soldat vor Raketenaschussrampe.

Ein nordkoreanischer Soldat vor einer Raketenabschussanlage im Jahr 2012 Foto: David Guttenfelder/ap

SEOUL taz | Nach dem geplatzten Gipfel in Hanoi folgt nun eine weitere frustrierende Nordkorea-Nachricht: Aktuelle Satellitenaufnahmen zeigen, dass das Regime derzeit an seiner Raketenanlage Sohae neue Stahlstrukturen auf der Startrampe aufbaut.

Dies legte die Denkfabrik „Center for Strategic and International Studies“ in Washington offen. Demnach wurden die Bauarbeiten ab der zweiten Februarhälfte begonnen – kurz vor dem zweiten Gipfelreffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un. Von dem Treffen hatten viele einen Durchbruch bei den Denuklearisierungsgesprächen erwartet – vergeblich.

Doch jetzt titelten US-Sender wie NBC: „Nordkorea baut Langstreckenraketen-Anlage wieder auf“. Wird Trump jetzt also seinen Sicherheitsberater John Bolton – einem Hardliner unter Hardlinern – zur Änderung der Nordkorea-Politik auffordern?

Bolton hatte kurz vor Veröffentlichung des Berichts ohnehin weitere Sanktionen gegen Pjöngjang angedroht, wenn das Regime nicht sein „Atomwaffenprogramm und alles, was damit verbunden ist“ aufgibt.

Anlage diente Satelliten- und nicht Raketentests

Doch zur Eskalation gibt es eigentlich keinen Grund: Von der Anlage Sohae wurde bisher noch keine einzige Interkontinentalrakete getestet, sondern nur Satelliten.

„Die Aktivitäten in Sohae – so bedauerlich sie sein mögen – zeigen zunächst einmal nur, dass Bauarbeiten im Gange sind. Nichts deutet auf Vorbereitungen zu einem Test hin“, tweetet Jenny Town, leitende Redakteurin beim Nordkorea-Fachmedium 38 North.

Es steht unter der Ägide des John Hopkins Institute. Dessen Gründer Joel Witt geht noch einen Schritt weiter: „Ein Raketenstart würde Aktivitäten erfordern, die wir in den Satellitenbildern nicht beobachtet haben.“

Doch sind dies natürlich keine ermunternden Signale aus Nordkorea. Dessen Vize-Außenministerin Choe Son Hui hatte schon nach dem geplatzten Gipfel in Hanoi ihren Eindruck geäußert, dass Kim Jong Un seine Annäherung an die USA allmählich zu überdenken scheine. Schon vorher hatte Kim selbst gesagt, dass man auch einen anderen Weg einschlagen könne.

Mahnender Fingerzeig?

So könnten die Aktivitäten in Sohae auch ein mahnender Fingerzeig an Washington sein. Ein Betrug an Trump sind sie jedenfalls – noch – nicht. In Hanoi versicherte Kim Jong Un zwar dem US-Präsidenten nach eigenen Angaben, weder Raketen- noch Atomtests zu planen. Von Satellitenstarts aber war keine Rede.

Südkoreas Regierung hat sich bisher noch nicht zu den Satellitenbildern und möglichen Konsequenzen geäußert.

Derweil warnt ein UN-Bericht vor drastischem Lebensmittelmangel: Nordkoreas Gesamterntemenge ging demnach 2018 um 500.000 Tonnen auf 4,95 Millionen Tonnen zurück. Mehr als jeder Vierte in Nordkorea sei auf humanitäre Hilfe angewiesen.

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