Neuer Präsident in Nord-Zypern: Hoffnungsträger für die Insel

Mustafa Akinci steht für die Annäherung der verfeindeten Inselteile: „Wenn die Zeit für den Wandel gekommen ist, kann niemand ihn aufhalten."

Mustafa Akinci gewann die Wahl im türkisch geprägten Nordzypern mit 60,38 Prozent. Bild: ap

BERLIN taz | Mit Schmutz kennt sich Mustafa Akinci aus – und mit Verständigung auch. Es ist über dreißig Jahre her, da wagte er, damals frisch gebackener Bürgermeister von Nord-Nikosia, eine Kooperation mit den vermeintlichen Feinden im Süden der Hauptstadt Zyperns. Es ging um Exkremente. Akinci und sein zyperngriechischer Gegenpart Lellos Demetriades widerstanden den Anfeindungen fanatischer Nationalisten auf beiden Seiten und machten praktische Politik über die „grüne Linie“ hinweg: Sie vereinbarten ein gemeinsames Abwasser-Entsorgungsprogramm. Und noch viel wichtiger: Sie demonstrierten damit, dass türkische und griechische Zyprer partnerschaftlich zusammenarbeiten können.

Seitdem hat sich der linksliberale Akinci als politische Größe in dem kleinen Land etabliert, das es offiziell gar nicht gibt. Die „Türkische Republik Nordzypern“, 1983 auf von der türkischen Armee besetztem Gebiet gegründet, wird einzig von Ankara anerkannt. Seit Sonntag ist der 57-Jährige Präsident dieser Gänsefüßchenrepublik, gewählt mit mehr als 60 Prozent der Stimmen gegen den bisherigen Amtsinhaber Dervis Eroglu.

Bis 1990 blieb Akinci Bürgermeister, dann wurde ihm Nord-Nikosia zu eng. Von 1993 bis 2009 war er Mitglied des Parlaments und bemühte sich in wechselnden Parteien, für Verständigung zu werben. „Wir sollten nicht versuchen, eine perfekte Lösung zu finden. Wenn wir das tun, besteht die Gefahr, dass wir eine gute Lösung verpassen“, erklärte er. Damals war noch Rauf Denktasch in Nord-Zypern der Boss, dem jeder Kompromiss mit den Griechen ein Gräuel war, und die Opposition galt als notorisch zerstritten. Doch auch nach seinem Sturz blieb es bei der Teilung der Insel.

Jetzt, als Präsident, will Akinci die Gespräche wieder in Gang bringen. „Wenn die Zeit für den Wandel gekommen ist, kann niemand ihn aufhalten“, sagte er kurz nach der Wahl. Noch am Sonntagabend telefonierten Akinci und Zyperns griechischer Präsident Nikos Anastasiades miteinander und bekundeten ihren „Wunsch nach einer echten Wiedervereinigung“. Im Mai sollen die Friedensgespräche auf der Insel wieder aufgenommen werden.

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