Neuer Präsident in Nigeria: Warten auf den Retter

Er soll die Korruption bekämpfen und die von Boko Haram entführten Mädchen finden. Nigeria hofft auf Muhammadu Buhari.

Er soll die Probleme lösen, die der Ex-Präsident Goodluck Jonathan hinterlässt. Foto: reuters

ABUJA taz | Der Alltag in Nigeria ist zu einer echten Geduldsprobe geworden. Taxifahrer Musa, der mit seinem alten VW-Golf durch die Straßen der Hauptstadt von Abuja fährt, schüttelt nur noch ärgerlich den Kopf. Immerhin: sein Auto rollt noch. Doch um Benzin im Tank zu haben, steht er Nacht für Nacht an einer Tankstelle an. Seit Wochen schon herrscht im größten Ölförderland Afrikas eine außerordentlich heftige Benzinknappheit. Trotzdem versucht Musa, optimistisch zu bleiben: „Morgen ist es bestimmt vorbei. Inshallah.“

Hoffnung macht ihm der neue Präsident Muhammadu Buhari, der an diesem Freitag in der Hauptstadt vereidigt wird. Dem einstigen Militärherrscher, der die Wahlen im März gewann, trauen viele Menschen zu, wichtige Weichen für Nigeria zu stellen. Ganz weit oben steht die Bekämpfung der Korruption. Laut Korruptionsindex von Transparency International dümpelte Nigeria in den vergangenen vier Jahren zwischen den Rängen 136 und 144. Der bisherige Amtsinhaber Goodluck Jonathan galt nie als Korruptionsbekämpfer. „Seine Kritiker werfen ihm komplettes Versagen vor“, sagt Seija Sturies, Büroleiterin der Friedrich-Ebert-Stiftung in Abuja.

Wohl deshalb nutzte Buhari das auch als Wahlkampfthema. Schon in den 1980er Jahren, als er 20 Monate lang an der Staatsspitze stand, führte er einen Kampf gegen Korruption und für Disziplin. „Die Hoffnung ist, dass er ein starker Mann ist, der Prinzipien hat, und den Weg weist“, sagt Sturies. „Ob er der große Demokrat ist, der er vorgibt zu sein, muss man beobachten.“

Hoffnung, die von Boko Haram entführten Mädchen zu finden

Seine Miliärkarriere könnte Buhari auch bei Nigerias derzeit größtem Problem helfen: der Kampf gegen die islamistische Terrorgruppe Boko Haram im Nordosten des Landes. Dem scheidenden Präsidenten Jonathan wurde immer wieder vorgeworfen, das Militär nicht genügend gegen die Islamisten zu unterstützen. Von Buhari erhofft man sich ein anderes Auftreten. Das sei „Buharis größte Herausforderung“, so Mausi Segun von der Menschenrechtsgruppe „Human Rights Watch“.

Als besonders bedrückend empfindet die nigerianische Öffentlichkeit die Entführungen von Kindern und Frauen durch die Terroristen. Spätestens das Schicksal der im April 2014 entführten Chibok-Mädchen, von denen 410 Tage später immer noch 219 in den Händen der Kämpfer sind, hat die ganze Welt entsetzt. Chiboks Gemeindechef Tsambido Hosea Abana ist in Hinblick auf die neue Regierung nun optimistisch: „Es gibt noch Verstecke, in denen sie sein könnten“, sagt er über die verschwundenen Mädchen. „Wenn jetzt ernsthaft nach ihnen gesucht und Hilfe aus anderen Ländern zugelassen wird, wird man sie finden.“ Nigerias Armee ist noch nicht bis ins Innere des Sambisa-Waldes an der kamerunischen Grenze vorgedrungen, wo die Terroristen ihre wichtigsten Camps hatten.

Eine ernsthafte Suche nach den entführten Schülerinnen hatte es unter Jonathan nie gegeben. Er sagte zwar regelmäßig, sie würden „bald befreit“ werden – aber dann passierte nichts. Das dürfte als ein Grund gelten, weshalb er Ende März nicht wiedergewählt wurde.

Auf der Wunschliste an Buhari stehen auch Alltagssorgen wie eine zuverlässige Wasser- und Stromversorgung. So duster wie in den vergangenen Tagen war es selten in Abuja. Der scheidende und Energieminister Chinedu Nebo musste eingestehen, dass 18 der 23 Elektrizitätswerke im Land nicht funktionieren. 1,327 Megawatt werden derzeit generiert. Das ist für die 180 Millionen Nigerianer weniger als der Stromverbrauch von Hamburg mit einem Prozent der nigerianischen Bevölkerung.

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