Neuer Russland-Botschafter der USA: Der „Schwache“ soll es richten

Mit Jon Huntsman soll ein erfahrener Diplomat nach Moskau gehen. Seine Nominierung muss noch vom Senat bestätigt werden.

Ein Mann guckt konzentriert

Sieht einiges anders als Trump: Jon Huntsman Foto: dpa

BERLIN taz Jon Huntsman soll nach dem Willen Donald Trumps neuer US-Botschafter in Moskau werden. Der 57-jährige ehemalige Gouverneur von Utah ist ein erfahrener Diplomat: Unter Präsident George H. W. Bush war er Botschafter in Singapur und unter Barack Oba­ma Botschafter in China. Der Mormone, der in den 1980ern zwei Jahre als Missionar in Taiwan unterwegs war, spricht aus dieser Zeit fließend Mandarin.

Mit Präsident Donald Trump verbindet ihn eigentlich nur wenig. Als Huntsman sich für die Wahlen 2012 um die republikanische Präsidentschaftskandidatur bewarb, machte er vor allem von sich reden, als er per Twitter verkündete: „Um ganz deutlich zu sein: Ich glaube an die Evolution und vertraue den Wissenschaftlern in Bezug auf den Klimawandel. Nennt mich verrückt.“

Und unter George W. Bush, dem Huntsman als Stellvertretender US-Handelsbeauftragter diente, war er an den Welthandelskonferenzen von Doha 2001 beteiligt und organisierte maßgeblich den Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation mit. Trump, der sich im Wahlkampf als Gegner bestehender Freihandelsabkommen profilierte, beschimpfte ihn seinerzeit als „schwach“.

Im Wahlkampf 2016 schlug sich Huntsman erst auf Trumps Seite, nachdem dieser die republikanische Nominierung bereits in der Tasche hatte. Als aber jene Aufnahmen auftauchten, in denen Trump damit prahlte, wo er als Star Frauen überall angrabschen könne, empfahl Huntsman Trumps sofortigen Rückzug und seinen Ersatz durch Vize Mike Pence.

Nichtsdestotrotz blieb Huntsman, der als Aufsichtsratsmitglied mehrerer Konzerne auch über Wirtschaftserfahrung verfügt und ansonsten ein von seinem Glauben geprägtes konservatives Weltbild pflegt, seit Trumps Wahlsieg im Gespräch für verschiedene Posten. Auch als möglicher Außenminister wurde er gehandelt.

Eine Beziehung unter Beobachtung

Seine Nominierung muss noch vom Senat bestätigt werden. Sie fällt in eine Zeit, in der gerade das Verhältnis des Trump-Teams zu Russland unter Beobachtung steht. Seit vor zehn Tagen die Kontakte des älteren Trump-Sohns zu einer im Auftrag der russischen Regierung agierenden Anwältin bekannt wurden, die offenbar damit gelockt hatte, kompromittierendes Material über Hillary Clinton anbieten zu können, ist der Druck noch größer geworden.

Am Dienstag wurde bekannt, dass Trump sich am Rande des G20-Gipfels in Hamburg noch ein zweites Mal mit Russlands Präsident Wladimir Putin getroffen hatte. Im Anschluss an ein von Kanzlerin Angela Merkel ausgerichtetes Abendessen für alle anwesenden Staatschefs habe sich Trump nur im Beisein des russischen Übersetzers eine Stunde lang sehr angeregt mit Putin unterhalten, hieß es. Über den Inhalt des Gesprächs wurde nichts bekannt, es war im Protokoll des Weißen Hauses auch nicht vermerkt, was die Spekulationen darüber nährte, worüber die beiden sich wohl unterhalten haben könnten.

Trump selbst bezeichnete die Berichte über das zweite Treffen als „krank“ und kritisierte die Medien, die selbst ein zwangloses Gespräch beim Dinner als „verdächtig“ einstuften.

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