Neues Social Network in Spanien: Gemeinsam sind wir stark

Spaniens Arbeitslosenzahlen steigen weiter stark an. Jetzt soll ihnen das Social Network "Parobook" Mut machen. Doch die Ähnlichkeit mit Facebook ist nicht zu übersehen.

Abklatsch von Facebook oder erfolgreiche Eigenmarke? Das Social Network Parobook. Bild: sreenshot/parobook.com

BERLIN taz | Spanien, die Hochburg des Flamenco und der südländisch entspannten Lebensart. Doch angesichts von vier Millionen Arbeitslosen sieht es für die Menschen in dem einst so florierenden Mittelmeer-Staat gar nicht mehr so rosig aus. Was bleibt als letzter Hoffnungsschimmer? Klar, man gründet ein Social Network!

Parobook heißt das Soziale Netzwerk für alle arbeitslosen Spanier. „El paro“ - das ist das spanische Wort für Arbeitslosigkeit. Carlos Ayuso, Íñigo González, José González und Antuan Sarmiento Ramírez, selbst alle als arbeitslos gemeldet, haben vor rund eine Woche die Plattform eröffnet. „Im Endeffekt haben wir diese Netzwerk erschaffen, weil wir dazu gezwungen waren“, erklärt Ayuso der spanischen Zeitung 20Minutos. Schon jetzt hat das Netzwerk rund 14.000 Mitglieder. Jede Minute registrieren sich sieben weitere.

Auf den ersten Blick ist Parobook ein rot angemaltes Facebook. Die Macher haben sich augenscheinlich von dem beliebtesten Social Network inspirieren lassen. Was Facebook-Gründer Mark Zuckerberg allerdings von der auffallenden Ähnlichkeit zu seinem Social Network hält, sei erst einmal dahingestellt.

Ein Wiener Student stellt im März ebenfalls ein Social Network für Jobsuchende online. Jobioo soll wechselseitige Hilfestellung und Networking ankurbeln. Inspriert wurde der Student durch das im Februar gegründete spanische Parobook.

Schaut man genauer hin, findet sich jedoch der ein oder andere Unterschied. Die Weltkarte der Anfangsseite ist den Konturen der iberischen Halbinsel gewichen. Die Männchen, die sich miteinander vernetzen, zucken ratlos mit den Schulter angesichts der schwierigen Situation im Land.

Der News-Bereich spiegelt genau das wieder. Er ist gespickt von den neusten Publikationen der Mitglieder: Ein Beispiel ist der 32-jährige Jorge. Sein Eintrag: "Suche Arbeit in Qualitätskontrolle". Jeder User kann jedes Profil sehen. So wird der Informationsfluss sichergestellt. Das lässt sich natürlich auch per Änderung der Privatsphäre-Optionen einschränken.

Beeindruckende Lebensläufe kommen beim Stöbern durch das Portal zum Vorschein. Da ist es wohl jedem ein Rätsel, wie diese jungen Menschen - meist mit akademischen Abschluss und guten Sprachkenntnissen - keine Arbeit finden können.

Doch nicht nur Arbeitsgesuche, auch Angebote von Unternehmen können die Nutzer problemlos einsehen. Die Gründer arbeiten an der stetigen Verbesserung der Funktionen. Ihre Pläne für die Zukunft: Mehr Orientierung für Selbstständige und Unternehmen, die Arbeitskräfte suchen oder ein Talentjäger-Portal.

In Spanien wurde für das Jahr 2010 die höchste Arbeitslosenquote seit 13 Jahren gemessen: 20,3 Prozent der Erwerbstätigen sind als arbeitslos gemeldet. Damit übersteigt der Wert das von der Regierung Zapatero gesetzte Ziel unter der 20 Prozent Marke zu bleiben. Junge Erwachsene stehen deutlich schlechter da. Rund 40 Prozent der unter 25-Jährigen finden keinen Job. Besonders mau sieht es in der Dienstleistungs- und Baubranche aus.

Kein Wunder also, dass vor allem junge Spanier nach einem Ausweg suchen. Das Social Network Parobook soll dabei helfen. Anders als bei Jobbörsen wie monster.es oder infojobs.net kann das Portal nicht nur dazu dienen, Arbeit zu finden. Es soll vielmehr Ideen fördern, Projekte vorantreiben oder einfach nur ein Ort sein, um sich in dieser schweren Situation nicht alleine zu fühlen und das Gefühl zu haben, gemeinsam zu kämpfen. Das zumindest erhoffen sich die Gründer.

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