Nicht hingucken geht nicht: Tragischer Kreislauf

Den Tod von Kindern können wir nicht hinnehmen. Aber ein anderer Blick wäre nicht schlecht.Kinderschutz heißt auch Eltern stärken, braucht Zeit und Vertrauen.

Weil die Jugendämter zu spät reagieren, kann wieder kann ein Kind sterben – jederzeit. Das ist die schlagzeilentaugliche Botschaft der Studie, die jetzt die Uni Konstanz vorgelegt hat. Der Grund sei, dass ein beträchtlicher Teil der Allgemeinen Sozialen Dienste (ASD) nicht gut arbeite. Das Paradoxe ist nun: Eben diese Botschaft könnte die Lage noch weiter verschärfen.

Den Sozialarbeitern fehlt Ruhe für Routine und Reflexion. Die Politik ändert nach jedem spektakulären Fall unter Druck die Regeln. Und die Medien? Sind auch beteiligt, indem sie über all das berichten.

Der Tod von Kindern ist nicht hinzunehmen. Gäbe es keinen öffentlichen Druck, wäre es um die ASD-Ausstattung noch schlechter bestellt.

Nicht hingucken geht also nicht. Aber ein anderer Blick: Die Lebenslage von Kindern in Armut muss umfassend verbessert werden, statt dass immer nur das Schlimmste verhindert wird. Das Jugendamt darf nicht den Ruf einer Armutspolizei haben. Und Kinderschutz heißt auch, die Eltern zu stärken.

Die Stadt hat nach den Todesfällen viele neue Regeln geschaffen. Weitere Todesfälle verhindert hat das nicht. Warum also nicht endlich eine Fallzahlobergrenze und eine großzügige Ausstattung der ASD? Verschwendet wäre das Geld sicher nicht.

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Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.

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