Niederlande testen Biostraßenbelag: Asphalt aus Holz

Lignin ist der Stoff, der Holz holzig macht. Bald könnte der nachwachsende Baustoff das schwindende Erdöl in der Asphaltproduktion ersetzen.

Ast auf Asphalt.

Durchbruch in der Asphaltproduktion? Noch durchläuft der Pflanzenstoff Lignin die Testphase. Foto: imago/ZUMA Press

BERLIN taz | Straßenbeläge könnten schon bald pflanzliche Anteile haben. Die niederländische Provinz Zeeland testet jetzt den nachwachsenden Baustoff Lignin als neue Zutat für Asphalt. Es geht dabei um nicht weniger als die Unabhängigkeit von Erdöl.

Asphalt ist eine Mischung aus Splitt und Bitumen. Jährlich werden etwa 2 Millionen Tonnen des klebrigen Baustoffs auf deutsche Straßen gegossen. Der Stoff wird jedoch aus Erdöl gewonnen. Die Förderung der schwindenden Ressource belastet die Umwelt. Zudem ist der Ölpreis den Kapriolen des globalen Markts unterworfen. Im vergangenen Jahrzehnt hat sich der Preis für Bitumen mehr als verdoppelt – trotz des aktuell niedrigen Ölpreises.

Grund genug für Wirtschaft und Forschung, einen Ersatz zu suchen. Beton liegt zwar nahe, ist aber unflexibel und bricht leicht. Also suchen die Produzenten mittlerweile in der Pflanzenwelt.

Rapsöl und Mikroalgen etwa sind dabei im Gespräch. Beides muss man aber erst anbauen. Im Gegensatz zu Lignin: Die organische Substanz fällt an, wenn Papier hergestellt wird. Lignin ist der Stoff, der Holz holzig macht, indem es die Zellwände härtet. Aber eignet es sich auch als pflanzlicher Kleber für Asphalt?

Erst muss sich der Pflanzenstoff beweisen

Genau das testet jetzt ein Zusammenschluss aus Forschung, Unternehmen und Verwaltung im niederländischen Zeeland, und zwar auf 100 Metern Landstraße. Die Baufirma H4A hat dort Asphalt verlegt, der nur zu einer Hälfte aus Bitumen, zur anderen aus Lignin besteht. Zwei Jahre muss sich der Pflanzenstoff jetzt unter realen Bedingungen beweisen. Der Hersteller ist zuversichtlich, dass sich das Vorhaben lohnt. „Wir wollen damit auf den Markt gehen, sobald alle Details geklärt sind“, sagt Martijn Verschuren von H4A. „Schon in fünf bis zehn Jahren könnten alle Straßen in den Niederlanden mit Bioasphalt überzogen sein.“

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Forscher sind da zurückhaltender. „Niemand weiß, ob sich das in absehbarer Zeit rechnen wird“, sagt Thomas Hahn vom Fraunhofer-Institut für Bioverfahrenstechnik in Stuttgart. Hahn erforscht die Einsatzmöglichkeiten von Lignin. Genug Lignin gibt es zwar – es fällt zu Hunderttausenden Tonnen jährlich an und wird bislang verbrannt –, aber es fehlen noch effiziente Verfahren, um es zu Asphalt zu verarbeiten. Bisher kostet Ligninasphalt deshalb doppelt so viel wie Bitumenasphalt.

Damit Bioasphalt billiger wird, müssten Unternehmen in die Weiterentwicklung der Produktion investieren. Das werden sie aber erst tun, wenn klar ist, ob der Belag unter realen Bedingungen funktioniert. Deshalb ist Hahn gespannt auf die Ergebnisse aus den Niederlanden: „Wenn der Ligninasphalt Druck und Hitze standhält, hätten wir es mit einem realistischen Baustoff für die Zukunft zu tun.“

Einen Trumpf könnte der Pflanzenkleber zusätzlich ausspielen: Die IngenieurInnen in Zeeland nehmen an, dass Ligninasphalt weniger Reibung erzeugt. Damit würden Autos auf Bioasphalt spritsparender fahren.

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