Nuere Präsident an der Humboldt-Uni: Ein Geprügelter tritt an

Am Montag nimmt der umstrittene Jan-Hendrik Olbertz sein Amt als HU-Präsident auf. Er will die Lehre stärken. Studenten glauben nicht, dass nun alles besser wird.

Eine Menge Prügel musste Jan-Hendrik Olbertz einstecken, seitdem er Ende März zum neuen Präsidenten der Humboldt-Universität gewählt wurde. DDR-Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk fand heraus, dass Olbertz wissenschaftliche Arbeiten in der DDR vor Propaganda nur so strotzten. Die Presse fragte, ob ein Opportunist eine Universität führen darf. Trotz aller Kritik tritt er am Montag das Amt an. Während sich alle an Olbertz Vergangenheit abarbeiteten, interessierte sich keiner für die Zukunft der klammen Humboldt-Uni.

Wie stellt sich Olbertz also die Zukunft der HU vor? Olbertz gibt an, ein Präsident der Lehre sein zu wollen, die Uni handlungsfähiger zu machen, mit der Exzellenzinitiative Geld in die leeren Kassen spülen und die überfrachteten Studiengänge ausdünnen zu wollen. "Es gibt ein Defizit bei der Vermittlung von Wissen", sagt Olbertz gegenüber der taz. Einen Schwerpunkt wolle er auch auf die didaktische Ausbildung der Lehrkräfte setzen.

Gerrit Aust vom ReferentInnenrat (Refrat) ist skeptisch. "Olbertz wird ja schon wie ein Messias gefeiert. Das war beim Amtsantritt des Vorgängers genauso." Doch der habe sich als ungeeignet für das Amt entpuppt, glaubt Aust. Er erklärt sich die Euphorie über Olbertz damit, dass sich der Olbertz-Vorgänger Christoph Markschies unmöglich gemacht habe.

Markschies war für einen nicht gerade transparenten Führungsstil bekannt. Olbertz will das besser machen. Man merkt ihm an, dass er die Defizite seines Vorgängers kennt. Betont er doch immer wieder, wie wichtig ihm Transparenz sei. Olbertz will der HU zur Exzellenz verhelfen, der schmachvollen Niederlage gegen die FU ein Ende setzen. Dafür will er dem Präsidium, das wichtige Verwaltungsentscheidungen trifft, mehr Handlungsspielraum verschaffen.

Studentenvertreter Aust ist entschieden dagegen. Er rechnet vor, dass nach Olbertz Plänen das Präsidium in Zukunft über 20 Prozent des Uni-Budgets verfügen würde. Eine Verdoppelung, so Aust. Für Aust ein Schritt in die falsche Richtung: "Die Uni ist schon so undemokratisch genug. Olbertz möchte den Einfluss der Studenten noch weiter verringern." Olbertz will die Zahlen nicht bestätigen. Er verteidigt sich: "Es geht dabei nicht um Macht, sondern um Innovationsfähigkeit. Wenn das Präsidium nicht handeln kann, dann erlischt auch seine Verantwortung."

Olbertz stört die starke Verschulung der neuen Studiengänge, er möchte den Studenten mehr Raum geben, eigene Schwerpunkte zu setzen. Dafür will er aber nicht die Studienzeit verlängern, sondern die Fächer ausmisten. Die Schlankheitskur sei aber keine neue Idee von Olbertz, sondern wurde in diesem Sommer durch Studentenstreiks errungen, sagt Silvia Gruß, die Studierendenvertreterin im akademischen Senat. Sie ist gespannt auf den neuen Präsidenten und würde es begrüßen, aufeinander zuzugehen.

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