Nulldividende für RWE-Aktionäre: Städte vermissen ihre Kohle

Kommunen in Nordrhein-Westfalen protestieren heftig. Doch der Aufsichtsrat des Stromkonzerns RWE segnet die Nulldividende ab.

Zersplitterte Glasscheibe, dahinter Tabakwaren, an einer Einkaufsstraße

Städte wie Duisburg (hier: Marxloh) sind arm. Nun kommt auch nichts von RWE. Foto: dpa

FREIBURG taz | Bittere Zeiten für die RWE-Aktionäre: Der Aufsichtsrat des Essener Energiekonzerns hat am Donnerstag einstimmig den Plänen von Konzernchef Peter Terium zugestimmt, in diesem Jahr keine Dividende zu bezahlen. Damit müssen Städte wie Bochum, Essen, Dortmund und Duisburg nun auf fest eingeplante Millioneneinnahmen verzichten.

Vorangegangen waren der Sitzung heftige Proteste der kommunalen Anteilseigner. Sie kritisierten, dass Terium die Nulldividende angekündigt hatte, ohne die gestrige Aufsichtsratssitzung abzuwarten. „Das war schlechter Stil und unglaublich vertrauenszerstörend“, sagte Ernst Gerlach, Geschäftsführer des Verbandes der kommunalen RWE-Aktionäre (VKA). Die Kommunen halten fast ein Viertel der RWE-Aktien.

Es ist das erste Mal seit Jahrzehnten, dass der Konzern seinen Stammaktionären kein Geld ausschüttet. Im vergangenen Jahr hatte die Dividende noch bei einem Euro gelegen, für dieses Jahr hatten einige Kommunen in ihren Haushalten immerhin noch mit einer Auszahlung von 50 Cent gerechnet.

Mit der Nulldividende setzt sich ein seit einigen Jahren währender Rückgang fort; im Jahr 2009 hatte RWE noch 4,50 Euro pro Aktie ausgeschüttet. Lediglich den Inhabern von Vorzugsaktien will Terium in diesem Jahr noch eine bescheidene Dividende von 13 Cent je Anteilsschein bezahlen.

Ursache ist Überfluss an Grundlaststrom

Terium hatte nur zwei Optionen: Entweder er hält an seiner Null-Dividenden-Politik fest, oder aber er gibt dem Druck der Aktionäre nach. Damit hätte er jedoch das ohnehin angeschlagene Unternehmen weiter ausgezehrt.

Ursache der Probleme ist neben der Abschaltung profitabler Atomkraftwerke der enorme Überfluss an Grundlaststrom in Mitteleuropa, der die Großhandelspreise so massiv hat einbrechen lassen, dass viele Kraftwerke nicht mehr rentabel sind. Daher musste der Konzern Mitte Februar für das vergangene Jahr einen Verlust von 200 Millionen Euro bekannt geben, ausgelöst vor allem durch Wertberichtigungen auf Kohle- und Gaskraftwerke in Höhe von 2,1 Milliarden Euro.

Ernst Gerlach, VKA

„Das war unglaublich vertrauenszerstörend“

Auf der Aufsichtsratssitzung gestern wurde außerdem über personelle Fragen entschieden, da RWE ähnlich wie Eon aufgespalten werden soll. Die RWE AG soll in Zukunft nur noch das alte Problemgeschäft, also die Atomkraft und die Kohle betreiben, eine ausgliederte Firma mit Arbeitstitel „Newco“ soll die Zukunftsgeschäfte Ökostrom, Netze und Vertrieb übernehmen. RWE hat vor, die „Newco“ im April abzuspalten und zunächst 10 Prozent der Anteile an die Börse zu bringen, recht bald darauf weitere 15 Prozent.

Peter Terium wird die RWE AG und die neue Tochtergesellschaft bis zum erfolgreichen Börsengang in Personalunion leiten. Anschließend soll Rolf Martin Schmitz, aktuell stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Konzerns, zum RWE-Chef werden, während Terium Chef der Ökostromtochter bleibt.

Etwa zwei Drittel der rund 60.000 RWE-Beschäftigten sollen zur neuen Firma wechseln. Diese „Newco“ dürfte zugleich die wertvollere der beiden Gesellschaften sein, und es ist damit absehbar, dass RWE – auch nach den Kursverlusten der Aktie in den vergangenen Jahren – bald aus der ersten Börsenliga, dem DAX, absteigen wird.

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