O2 wird eine Bank: Konto mit Mobilfunkanschluss

Der Telekommunikationsanbieter O2 steigt in den Bankensektor ein. Der Schritt ist Teil eines Branchenwandels.

Weißer O2-Schriftzug auf blauem Grund, daneben im Vordergrund der Schatten eines Mannes

Bald auch Anlaufstelle für Geldgeschäfte: Eine O2-Filiale in Manchester Foto: reuters

BERLIN taz | Die Banken bekommen Konkurrenz aus einer ganz neuen Richtung: Der Telekommunikationsanbieter O2, Teil des Konzerns Telefónica, steigt ins Bankgeschäft ein. Das Unternehmen brachte gestern ein Angebot auf den Markt, das Kunden ein komplett über das Smartphone verwaltetes Konto ermöglicht, samt Anbindung an den Mobilfunkvertrag.

O2 ist seit der Übernahme des Konkurrenten E-Plus vor zwei Jahren der größte Mobilfunkanbieter auf dem deutschen Markt. Im ersten Quartal des Jahres zählte die Bundesnetzagentur 43 Millionen ausgegebene SIM-Karten, die tatsächliche Nutzerzahl dürfte demnach ein Stück darunter liegen. Die Telekom kommt auf knapp 41 Millionen.

Es ist also der Mobilfunkanbieter mit der größten Marktmacht, der nun in den Bankensektor drängt. Wenn es nach O2 geht, verlegen die Kunden ihre Banktätigkeit in die App. Damit lassen sich etwa Überweisungen an eine Mobilfunknummer oder E-Mail-Adresse tätigen. Je nachdem, wie viel Geld der Kunde auf dem Konto umsetzt, bekommt er zudem ein zusätzliches Datenvolumen für seinen Mobilfunkvertrag.

Kostenlos ist das Konto dabei nur für Kunden, die für mindestens hundert Euro monatlich über die zugehörige Mastercard einkaufen. Eine eigene Banklizenz hat O2 nicht. Das Unternehmen kooperiert mit der Münchner Fidor Bank, eine Direktbank, die sich auf digitale Angebote spezialisiert hat. Frank-Christian Pauli, Finanzexperte beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) sieht das Angebot als Teil einer größeren Bewegung im Markt: „Die Kontoanbieter versuchen, sich mit Alleinstellungsmerkmalen abzuheben.“

Datenschutz beachten

Für O2 als Mobilfunkanbieter liege da die Verknüpfung mit dem Mobilfunkvertrag nahe, andere Anbieter setzten etwa auf zusätzliche Versicherungen wie für Reisen, die mit der Karte bezahlt werden.

„Sachfremde Leistungen“, sagt Pauli dazu, er sieht sie eher kritisch: „Sie erschweren die Vergleichbarkeit.“ Andererseits erleichtere es die zunehmende Differenzierung am Markt den Kunden, ein für sie passendes Angebot finden – zumindest wenn sie sich die Zeit nehmen, sich im Detail zu informieren.

Denn die Banken bekommen noch aus einer anderen Richtung Konkurrenz. Zunehmend werben Fintechs – junge Unternehmen, die sich auf Finanzdienstleistungen spezialisiert haben – um Kunden. Auch die großen IT-Konzerne wie Face­book, Google und Apple bieten Kunden Möglichkeiten, Geld zu transferieren. Pauli rät Kunden, bei der Wahl eines Angebots den Datenschutz zu beachten: „Das ist bei digitalen Angeboten immer die Achillesferse.“ Weil Zahlungsdaten besonders sensible Daten sind – und Nutzer bei Apps kaum Kontrolle da­rüber haben, was diese eigentlich tun.

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