OECD-Bericht zur Migration: Deutschland bleibt zögerlich

In den letzten zwei Jahren stieg die Zahl der Neueinwanderer nach Deutschland stark an, vor allem aus den neuen EU-Staaten. Andere Länder nehmen mehr Menschen auf.

Neu angekommen: Integrationskurs in Leipzig. Bild: dpa

BERLIN taz | In Deutschland ist die Zahl der Einwanderer in den vergangenen zwei Jahren so stark gestiegen wie in keinem anderen Land der OECD. Das geht aus dem „Migrationsausblick 2012“ hervor, den die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung am Mittwoch in Berlin vorstellte.

Die Einwanderung habe sich 2010 gegen den OECD-Trend um 10 Prozent auf 222.400 Menschen erhöht, sagte OECD-Migrationsexperte Thomas Liebig. Vorläufige Zahlen für 2011 zeigten erneut eine kräftige Zunahme. Die Bundesrepublik sei damit das OECD-Land, in dem die Migration zuletzt am stärksten gestiegen sei.

Ein Grund für den Anstieg sei die freie Arbeitsmigration aus osteuropäischen Ländern nach Deutschland, die seit Mai 2011 durch das Ablaufen eines transnationalen Abkommens zur Arbeitsmigration möglich war. Zudem habe sich die Beschäftigungssituation von Migranten in Deutschland entgegen dem Trend in den meisten OECD-Ländern verbessert, sagte Liebig.

Trotz dieses Anstiegs liegen die deutschen Zahlen hinter denen anderer großer EU-Staaten zurück. Großbritannien nahm 2010 rund 414.000 Einwanderer auf, Spanien 300.000. Die Studie belegte einen weiteren Trend. Die Migration in OECD-Länder sank wegen der Wirtschaftskrise deutlich. Laut der Statistik wanderten 2010 4,1 Millionen Menschen in OECD-Staaten ein, 3 Prozent weniger als im Vorjahr.

Europaweit machte sich der Rückgang vor allem in den von der Krise stark betroffenen Ländern bemerkbar. Zum Beispiel in Irland, wo die Zuwanderung innerhalb eines Jahres um 55 Prozent fiel. In Griechenland sank die Migrationsanzahl um 31 Prozent. Auch in Portugal (17 Prozent) und Spanien (10 Prozent) wanderten weniger Menschen ein. Diese Staaten mussten bereits Rettungsprogramme der EU in Anspruch nehmen.

Ein Hauptgrund für das Abfallen der Migrationsflüsse sei, dass diese Länder die Personenfreizügigkeit eingeschränkt hätten, sagte Liebig. Durch die Freizügigkeit konnten Migranten aus der erweiterten EU einfach in die betroffenen Staaten einwandern, um dort zu arbeiten und zu wohnen. Laut der Studie nahmen die EU-weiten Wanderungen aufgrund dieser Regel von 2007 bis 2010 um mehr als 450.000 Personen ab.

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