Obama gibt Fox News ein Interview: "Kenne mich mit Football aus, Mann"

Im Interview mit dem konservativen "Fox-News"-Moderator Bill O'Reilly bleibt US-Präsident Obama erstaunlich gelassen. Lächelnd pariert er Angriffe und republikanische Polemik.

Millionen Zuschauer sahen kurz vor dem Superbowl auf ihn: US-Präsident Barack Obama. Bild: imago/upi photo

Es sollte ein Showdown sondersgleichen werden, und die Bedingungen hätten günstiger nicht sein können: Direkt im Anschluss an das Interview würde der Marathon des Football Super Bowls beginnen, der jedes Mal mehr als 100 Millionen Amerikaner vor den Bildschirmen versammelt - O'Reilly sagte gar das "größte Interview der Geschichte" voraus.

In der Tat versprach die Begegnung spannend zu werden: Bill O'Reilly, Moderator des "O'Reilly Factors" auf dem Sender Fox News, ist für seine nicht gerade zimperliche Gangart gegenüber seinen Interviewpartnern bekannt – Schrei-Duelle sind dort keine Seltenheit. Seit seiner Wahl im November 2009 hatte Obama ihm kein Interview mehr gegeben.

Für Demokraten ist die Konfrontation mit Moderatoren des Senders von Medienmogul Rupert Murdoch wie der Gang in die Höhle des Löwen. Auch die Themenlage war brisant: Ägypten im Aufruhr, massiver Druck der Tea-Party-Bewegung auf Obama und der Versuch der Republikaner, die verhasste Gesundheitsreform durch richterliche Beschlüsse für verfassungswidrig zu erklären hatte zumindest teilweise funktioniert.

Doch was dann geschah, hätte vorher wohl niemand vermutet: Anstatt eines beinharten Showdowns gab es eine gediegene Frage- und Antwortrunde, in der O'Reilly teilweise fast schon Bewunderung für den Präsidenten zu empfinden schien. Obama parierte die Angriffe souverän, ließ sich keine Anspannung anmerken und lächelte seinen bissig fragenden Gegenüber mithilfe altbekannter Floskeln ins Nirvana.

Viel Neues gab es bei dem Interview tatsächlich nicht. Die Lage in Ägypten kommentierte der Präsident in bestem PR-Sprech: Es solle ein "sinnhafter Übergang" werden, Mubarak wisse schon, "was er tun wird". Doch wie halte es der Präsident mit der von Fox News als al-Qaida-Klon skizzierten Muslimbruderschaft? "Ich glaube, die Muslimbrüderschaft ist nur eine Fraktion in Ägypten. Sie haben keine Mehrheit".

Obama warnte weiterhin vor zu banalen Analysen der ägyptischen Reformmöglichkeiten: "Es ist nicht der Fall, dass die einzigen zwei Optionen entweder die Muslimbruderschaft oder ein unterdrücktes ägyptisches Volk sind."

Und auch in Sachen Gesundheitsreform gewann O'Reilly kein Land. Auf Fragen nach einem möglichen Scheitern des Gesetzes entgegnete Obama einfach, wie schon zuvor bei seiner Rede zur Lage der Nation, dass er nicht die nächsten zwei Jahre seiner Präsidentschaft die bereits ausgefochtenen Kämpfe erneut austragen werde.

Immer wieder unterbricht O'Reilly die Antworten, keift aggressiv dazwischen. Wie er mit dem Hass vieler amerikanischer Bürger auf ihn umgehe, will der Moderator wissen. "Die kennen mich einfach nicht, ihre Wut bezieht sich auf ein konstruiertes Bild", kontert Obama, "wenn man bis hier gekommen ist, muss man ein sehr dickes Fell haben".

Überhaupt zeigte sich der Präsident von einer sehr menschlichen und oft humorvollen Seite. Auf die Frage danach, was ihn am meisten an seinem Job störe, entgegnet er zuerst "am Tag des Superbowls ein Jacket tragen zu müssen", und beschreibt danach sein Leben in einer Art Blase, in der jede seiner Handlungen beobachtet und bewertet und unbeschwerte zwischenmenschliche Kommunikation fast unmöglich wird.

Da passt es gegen Ende ins Bild, dass selbst der Versuch, Obama als Football-Dilettant vorzuführen, gründlich misslingt: "Bill, ich kenne mich mit Football aus, Mann", kontert der Präsident mit einem entwaffnenden Lächeln. Am Ende blieb O'Reilly nicht viel mehr übrig, als noch ein bisschen zu stänkern, dass er nicht zu Obamas Super-Bowl-Fete eingeladen worden sei und dem Präsident mit einem resignierten Lächeln die Hand zum Abschied zu schütteln.

Nach 15 Minuten verbleibt der Eindruck eines Präsidenten, der zu alter Form und Lockerheit zurückgefunden hat, und der einer vermeintlichen republikanischen Elite, der die Argumente gegen eine oft gar nicht so verkehrte soziale Politik ausgegangen sind.

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