Oberstes Gericht in Australien: Homo-Ehe in Canberra gekippt
27 homosexuelle Paare haben bereits in der Provinz Canberra geheiratet. Diese Ehen sind ungültig, entschied der Oberste Gerichtshof. Denn: Bundesrecht geht vor.

SYDNEY afp/dpa | Das oberste Gericht Australiens hat ein Gesetz zur Legalisierung von Homo-Ehen einkassiert. Das von der Provinz Canberra erlassene Gesetz könne nicht neben dem Bundesrecht stehen, teilten die Richter am Donnerstag zur Begründung mit. Nicht die Behörden der jeweiligen Bundesstaaten, sondern das australische Parlament habe das letzte Wort in Sachen Ehe, befanden die Richter einstimmig.
In seiner jetzigen Form sehe das australische Bundesgesetz keine Anerkennung von Ehen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern vor. Gemäß der Verfassung müsse das Bundesparlament darüber entscheiden, ob die gleichgeschlechtliche Ehe zugelassen werden solle.
Mit der Entscheidung des Obersten Gerichts werden die Ehen von 27 schwulen und lesbischen Paaren, die in den vergangenen Tagen geheiratet hatten, ungültig. Vor dem Gerichtsgebäude kam es zu tränenreichen Szenen, als Betroffene das Urteil hörten. Für ihn sei es „katastrophal“, dass sein Ehegelübde mit seinem Partner Chris Teoh nun über den Haufen geworfen werde, sagte Ivan Hinton vor Reportern: „In weniger als einer Woche wurde ich verheiratet und wieder entheiratet, zumindest in juristischer Hinsicht“, klagte er. „Das ist kein besonders schöner Tag.“
Das Parlament des Australian Capital Territory (ACT) hatte Ende Oktober dafür gestimmt, dass Schwule und Lesben dort künftig offiziell heiraten können. Die Neuregelung erfolgte trotz Warnungen, dass sie gegen Bundesrecht verstoße, demzufolge die Homo-Ehe nicht zulässig ist. Das neue Gesetz namens Marriage Equality Act sah vor, dass gleichgeschlechtliche Ehen auch von Paaren geschlossen werden können, die aus anderen Teilen des Landes anreisen. In den vergangenen Tagen hatten sich zahlreiche schwule und lesbische Paare in Erwartung des Gerichtsurteils noch schnell das Jawort gegeben.
Der Schwulenrechtsaktivist Rodney Croome sprach trotz des Gerichtsurteils von einem Erfolg. Mit der Entscheidung der Richter liege der Ball jetzt klar im Feld des Bundesparlaments. Erstmals hätten die Abgeordneten die klare Macht, gleichgeschlechtliche Ehen zuzulassen. Die von dem Konservativen Tony Abbott geführte Regierung lehnt die Homo-Ehe ab.
Gleichgeschlechtliche Paare können in den meisten australischen Bundesstaaten eine registrierte Partnerschaft eingehen. Diese wird jedoch von den Bundesbehörden juristisch nicht als Ehe angesehen.
🏳️⚧️ SHANTAY. YOU PAY. 🏳️🌈
Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme. Frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Alle Informationen auf unserer Webseite sind kostenlos verfügbar. Wer es sich aber leisten kann, darf einen kleinen Beitrag leisten. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Wieder Nullrunde beim Bürgergeld
Und die SPD knickt wieder ein
Krieg in Gaza
Wahrheit zwischen Trümmern
Ausschluss israelischer Gruppen
Die Falken sind keine Freunde mehr
Linker Populismus
Nett war gestern
Klimaaktivistin über langen Atem
„In diesem Sinn bin ich wohl eine Staatsfeindin“
Journalisten in Lebensgefahr
Gemeinsam eintreten für Pressefreiheit in Gaza