Offensive der irakischen Armee: Rückschlag gegen IS in Ramadi

Der Feldzug Bagdads gegen den IS in der Provinz Anbar hat noch nicht richtig begonnen, da schlägt diese brutal zurück.

Irakische SIcherheitskräfte bei einem Gefecht im Sandsturm

Irakische Sicherheitskräfte bei der Verteidigung Ramadis am 14. Mai 2015. Foto: ap

BAGDAD dpa | Das irakische Militär hat bei seinem Aufmarsch gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Westen von Bagdad einen Rückschlag erlitten. Nach schweren Gefechten setzten sich die sunnitischen Dschihadisten im Dorf Al-Karma östlich von Falludscha fest, bestätigten Militärkreise am Mittwoch in Bagdad. Die schiitisch dominierte Armee hatte am Vortag einen Einsatz begonnen, um die Provinzhauptstadt Ramadi zurückzuerobern.

Auf dem Bürgermeisteramt von Al-Karma hätten die IS-Milizionäre ihre schwarze Flagge gehisst, teilten die Quellen in Bagdad weiter mit. Die Sunniten-Hochburg Falludscha, 70 Kilometer westlich von Bagdad, wird schon seit längerem vom IS kontrolliert. Ramadi, die Hauptstadt von Anbar, war in der Vorwoche an den IS gefallen.

Zum Terraingewinn des IS am Mittwoch in Al-Karma trugen auch mehrere Selbstmordattentäter bei, wie der arabischen Nachrichtensender Al-Dschasira berichtete. Sie sollen ihre mit Sprengstoff voll gepackten Fahrzeuge in einen riesigen Militärkonvoi gesteuert und sich in Luft gesprengt haben. Dabei sollen 55 irakische Soldaten getötet worden sein, sagte ein Al-Dschasira-Reporter in Bagdad unter Berufung auf einen Militärsprecher.

Angriffe mit Selbstmordattentätern in sprengstoffbeladenen Last- und Tankwagen gehören zum ebenso furchterregenden wie wirksamen taktischen Arsenal des IS. Auch die Eroberung Ramadis in der Vorwoche war mit derartigen Angriffen auf die vom irakischen Militär gesicherten Gebäude der Provinzregierung eingeleitet worden.

Mission: Rückeroberung

Am Mittwochvormittag war die irakische Armee zur Offensive zur Rückeroberung der Provinzhauptstadt angetreten. Einheiten des irakischen Militärs hatten Ramadi bereits von drei Seiten umstellt, erklärte ein Sprecher des Polizeikommandos von Anbar.

Schiitische Freiwillige, die in den sogenannten Haschd-Milizen organisiert sind, und sunnitische Stammeskämpfer sollten die Regierungstruppen und Polizeiverbände verstärken.

Die Mobilisierung neuer Kräfte für die Gegenoffensive erfolgte knapp eine Woche nach dem Fall Ramadis. Kampfkraft und Zustand der irakischen Streitkräfte waren zuletzt Gegenstand heftiger Diskussionen. US-Verteidigungsminister Ashton Carter hatte dem irakischen Militär mangelnden Kampfeswillen bescheinigt.

Streitpunkt Name

Doch auch der Name der Offensive war umstritten. Ursprünglich hatten schiitische Milizen den Einsatz „Labaik Ja Hussein“ (Zu Diensten Husseins) genannt. Hussein ist der von Schiiten verehrte Enkel des Religionsgründers Mohammed, der eine zentrale Rolle bei der Spaltung der Muslime in Sunniten und Schiiten spielte.

Auf Drängen der USA den Namen einer Offensive gegen den IS geändert. Die geplante Rückeroberung der Provinz Anbar sei in „Labaik Ja Irak“ (Zu Diensten Iraks) umbenannt worden, berichtete am Mittwoch das staatliche irakische Fernsehen.

Der Streit um den Namen spiegelt die Furcht, dass der Kampf gegen die IS-Milizen sich zu einem Religionskrieg zwischen Schiiten und Sunniten ausweiten könnte. Der IS zählt zu den Sunniten und auch die Provinz Anbar ist mehrheitlich sunnitisch. Nach mehreren Niederlagen der irakischen Armee spielen Schiiten-Milizen eine immer größere Rolle im Kampf gegen IS.

Zustimmung aus den USA

In einer ersten Reaktion auf die Offensive zur Rückeroberung von Ramadi äußerte sich das weiße Haus zufrieden mit dem „klar erkennbaren Willen der irakischen Sicherheitskräfte zum Kampf“, wie Sprecher Josh Earnest sagte.

US-Präsident Barack Obama betonte die Notwendigkeit einer stärkeren internationalen Zusammenarbeit im Kampf gegen den IS. Bei einem Gespräch mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg betonte er dabei Kooperation mit der Nato, nannte aber auch ausdrücklich die Golfstaaten sowie die Afrikanische Union.

Es komme darauf an, die Kräfte im Kampf gegen die Terrormiliz richtig aufzustellen, sagte Obama. Er ging aber nicht auf immer lauter werdende Forderungen der Republikaner ein, wonach Washington rund 10.000 Soldaten zum Kampf gegen die IS in den Irak schicken soll.

Resolution gegen Zerstörung und Plünderung

Deutschland und der Irak wollen jetzt per UN-Resolution gegen die Zerstörung von Kulturgütern durch den IS vorgehen. Am Donnerstag soll in der Vollversammlung der Vereinten Nationen eine Resolution verabschiedet werden, die „die barbarischen Akte der Zerstörung und Plünderung“ des kulturellen Erbes eines Landes verurteilt.

Ausdrücklich ist der Islamische Staat als Täter benannt. Weiter werden alle Staaten aufgefordert, gegen den Schmuggel von Kunst vorzugehen, um dem IS eine Finanzierungsmöglichkeit zu nehmen. Eine Mehrheit gilt als sicher, auch, weil sich schon etwa 80 Staaten dem Entwurf angeschlossen haben.

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