Offensiven gegen Rockerbanden: Der Druck steigt

In den vergangenen Jahren wurde immer häufiger gegen Rocker ermittelt. Häufig geht es um Drogen- und Waffenhandel. Und vereinzelt um Kontakte zur Neonazi-Szene.

Bei einer Razzia ist die Leiter unverzichtbar. Bild: dapd

BERLIN taz | Die Zahl der Ermittlungsverfahren gegen Rockerbanden wie die Hells Angels oder die Bandidos ist nach Angaben der Bundesregierung seit 2005 kontinuierlich angestiegen. Das geht aus einer bisher unveröffentlichten Antwort auf eine kleine Anfrage der Linksfraktion hervor, die der taz vorab vorliegt.

Demnach habe es 2010 in Deutschland 35 sogenannte OK-Verfahren gegen Rockergruppen gegeben. OK steht für Organisierte Kriminalität. 2008 waren es 15 solcher Ermittlungsverfahren, im Jahr 2005 habe es dagegen nur eines gegeben. Für 2011 liegen laut Bundesregierung noch keine belastbaren Zahlen vor.

„Hauptaktivitätsfelder“ der Rockerbanden in diesen Verfahren, so die Bundesregierung weiter, seien Gewaltkriminalität, Drogenhandel, Waffengeschäfte und „Kriminalität im Zusammenhang mit dem Nachtleben“ gewesen. Seit 1983 habe es insgesamt 13 Verbote von lokalen Ablegern der Motorradrockerclubs gegeben, die je nach Gruppe „Chapter“ oder „Charter“ genannt werden. Allein vier Verbote gab es in diesem Jahr, zuletzt wurden am 29. Mai die „Hells Angels Berlin City“ verboten.

An diesem Donnerstag gab es eine erneute Großrazzia im Rocker-Milieu: Mit rund 1.000 Beamten ging die Polizei in Berlin und Brandenburg gegen die Bandidos und deren Unterstützer vor, sieben Rocker wurden verhaftet. Dabei sei es aber nicht um ein weiteres Verbot gegangen, sondern um einen Schlag gegen den organisierten Drogenhandel, hieß es.

Verbindungen zur rechten Szene

Wie die Bundesregierung in ihrer noch unveröffentlichten Antwort an die Linksfraktion weiter schreibt, seien bei Rockerbanden wie den Bandidos oder den Hells Angels in Deutschland auch „einzelfallbezogene Kontakte von Rechtsextremisten zu Angehörigen von Rockerclubs feststellbar“, es gebe „teilweise auch personelle Überschneidungen“ zwischen den beiden Szenen auf lokaler Ebene.

Ein „bundesweiter Trend zu Eintritten von Rechtsextremisten in Rockerclubs“ sei aber „nicht erkennbar“, beschwichtigt die Regierung. Das kann die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Ulla Jelpke, nicht beruhigen. „Auch wenn die Masse der Rocker sich von Neonazis nicht politisieren lässt, ist die immer wieder anzutreffende Mischszene aus Neonazis und Rockern ein hochgefährliches Gebräu“, sagte sie der taz. „Dies zeigt sich insbesondere in Fällen von Waffenhandel, in die Neonazis und Rocker verwickelt waren.“

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