Olympia – Boxen: Start me up!

Die Briten haben einen 1,64 Meter großen Star: Nicola Adams heißt die erste Olympiasiegerin im Frauenboxen. Irland hat sein erstes Gold. Und eine 17-jährige hat ordentlich Wums.

Die Startbedingungen: Eine Atmosphäre wie im Fußballstadion im Exhibition Centre zu London. 10.000 Menschen sind gekommen, um bei einer großen Premiere dabei zu sein: Die erste Olympiasiegerin im Boxring wird gekürt. Und dann ist auch noch die Britin Nicola Adams im Fliegengewicht (bis 51 Kilo) dabei.

Ihr Gegenüber: Die Chinesin Ren Cancan. Zu „Start me up“ von den Rolling Stones laufen Adams und Cancan ein, während die Menge „Nicola, Nicola“ skandiert. Es scheint prächtige Stimmung in der Arena zu herrschen, dem Anlass angemessen. Adams und Cancan standen sich bereits in den Weltmeisterschaftsfinals 2010 und 2011 gegenüber – jeweils mit dem besseren Ende für die Chinesin. Jetzt will die Halle die 29-jährige Adams zum Sieg brüllen.

Die Entscheidung: Nicola Adams ist ein kleines, schön anzusehendes Muskelbündel. Kein Gramm Fett dran, pure Masse! Sie ist 1,64 Meter ist klein und hat sich Yohan-Blake-artige Zöpfchen geflochten.

Die erste Runde: Kaum abtasten, die Kontrahentinnen gehen direkt aufeinander los. Adams beginnt stürmisch, Cancan konzentriert sich auf die Defensivarbeit. Und das macht sie gut, der Kampf ist zunächst ausgeglichen. Dann die vielleicht vorentscheidende zweite Runde: Adams stürmt nach vorne, Rechts-Links-Rechts-Kombination und die Chinesin ist beeindruckt. Gegen Ende der Runde streckt Adams Cancan mit der Rechten nieder. Die Chinesin wird angezählt. Aber sie steht direkt wieder auf. Die Runde geht dennoch klar an Adams. In der dritten Runde geht es so weiter: Die kleine britische Kampfmaschine drängt ihre Gegnerin in die Ecke, landet einige harte und schöne Treffer. Auch diese Runde geht an die Frau in Blau.

Adams weiß, dass sie vorne liegt. Nun muss sie in der vierten Runde das Ergebnis halten. Sie liefert eine konzentrierte Runde ab – sie weiß, sie muss nicht mehr glänzen. Kurz darauf ist es vorbei. Adams hüpft schon im Ring, jubelt. Kurz darauf nimmt der Ringrichter ihre linke Hand und reckt sie hoch. Nicola Adams heißt die erste Box-Olympiasiegerin! Adams tanzt im Ring, boxt in die Luft. Sie reckt die Fäuste nach oben. Bronze gewinnen Mary Kom Hmangte aus Indien (die im Halbfinale an Adams gescheitert war) und die US-Amerikanerin Marlen Esparza.

Das Drama: Der ganze Abend ist großes Drama! Erst Adams und danach Irland! Katie Taylor siegt im Leichtgewicht (bis 60 Kilo) und rennt mit einer irischen Fahne durch den Ring. In dieser Gewichtsklasse gibt es Silber für Sofia Otschigawa aus Russland und Bronze für Mawsuna Tschorijewa aus Tadschikistan und Adriana Araújo aus Brasilien. Und dann gewinnt im letzten Kampf des Abends die erst 17-jährige US-Amerikanerin Claressa Shields auch noch Gold gegen die 16 Jahre ältere Russin Nadezda Torlopova. Hier gewinnen Marina Wolnowa aus Kasachstan und Li Jinzi aus China Bronze.

Die Schlussfolgerung: Frauenboxen ist bei Olympia angekommen.

Und sonst? Die irischen Fans sind nicht nur im Fußball die coolsten Säue. Sie feiern immer, und diesmal haben sie sogar einen guten Grund. Und: Die Reporter in den Randsportarten sind schön nerdig. Wissen Bescheid und benutzen noch Worte wie „Disco“.

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