Olympia – Gewichtheben: Hoffen auf die dicken Männer

Zwei Chinesen steigen erst dort in den Wettkampf ein, wo die Konkurrenz längst aufgehört hat. Der einzige, der mithalten kann, kugelt sich den Ellenbogen aus. Hm.

Geilste Sport von Olympia Bild: dpa

Die Startbedindungen: Vor den Männern kommen wie üblich die Frauen. An diesem Mitwoch ist das Mittelgewicht (bei den Frauen bis 69 Kilo, bei den Männer bis 77 Kilo) an der Reihe. Bei den Frauen startet Roxana Daniela Cocos – ein Name, den man sich vielleicht nicht merken muss, aber ruhig noch einmal wiederholen darf: Roxana Daniela Cocos.

Die Rumänin Roxana Daniela Cocos jedenfalls, um den Namen ein letztes Mal zu wiederholen, holt Silber in einer Konkurrenz, die nur aus Nordkorea, Weißrussland und Kasachstan zu stammen scheint. Offensichtlich ist das die bevorzugte Gewichtsklasse von Diktatoren in aller Welt. Nur Mahmud Ahmadinedschad hat niemanden geschickt.

Die Entscheidung: Bei den Männern tragen zwei Chinesen die Sache unter sich aus. Lu Xiaojun und Lu Haojie steigen beim Reißen (was das ist, steht hier) erst bei 170 Kilo in den Wettkampf ein, wo der Nächstbeste aus der Konkurrenz bei 157 Kilo aufgehört hat. 175 Kilo reißt Lu Xiaojun - Weltrekord!

Im Stoßen sieht es ähnlich aus. 379 Kilo hat Lu Xiaojun am Ende in beiden Disziplinen zusammen gehoben - noch ein Weltrekord, diesmal im Zweikampf! Damit liegt er unglaubliche 30 Kilo vor dem Drittplatzierten, dem Kubaner Ivan Cambar, und 90 – neunzig! – Kilo vor dem Letzten, Toafitu Perive aus Samoa. Ein schwernachdenkliches Hm stellt sich da von selbst ein.

Das Drama: Der Südkoreaner Sa Jaehyouk ist nicht nur der einzige ehemalige Olympiasieger, der überhaupt beim Gewichtheben in London antritt. Er ist auch der einzige, der mit den Chinesen mithalten will. Bei seinem zweiten Versuch im Reißen bricht er unter der Last zusammen, fällt mit der Hantel auf den Rücken und kugelt sich den Ellenbogen aus. Natürlich kann er danach nicht weitermachen, das könnten nicht einmal die Chinesen. Wobei: Sicher ist das nicht.

Die Schlussfolgerung: Die Nordkoreaner haben in den niedrigen Gewichtsklassen Gold geholt (Om Yun-chol im Bantam- und Kim Un-guk im Federgewicht), die mittleren gehören den Chinesen: erst Lin Qingfeng im Leichtgewicht – echt chinesisch mit Weltrekord –, nun eben Lu Xiaojun.

In der nächsten Klasse tritt am Freitag noch einer an. Aber danach ist Schluss. Die höchsten drei Gewichtsklassen sind chinesenfrei. Dafür sind dicke Männer aus Aruba, Nauru und Deutschland dabei.

Und sonst? Gewichtheben ist der geilste Sport von Welt bei Olympia. Und bleibt spannend.

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