Olympianacht in Rio: Pinguine do Brasil

Eine nasse Tartanbahn wird kreativ umgenutzt, Brasilien hat mit da Silva seinen Goldjungen und Usain Bolt kann Siegerehrung.

Stabhochspringer Thiago Braz da Silva beim prung über die Latte

Die Menge tobt, die Trainer weinen: Stabhochspringer Thiago Braz da Silva holt Gold Foto: ap

Der Wettkampf der letzten Nacht: Alles, aber auch alles, schien sich gegen die Stabhochspringer verschworen zu haben. Erst ging ein sintflutartiger Regen auf das Olympiastadium nieder (im Stadion spielten sie derweil Rihannas „Umbrella“). Dann kippte die Latte aufgrund zu großer Vibration von der elektrisch verstellbaren Stabhochsprunganlage. Und schließlich lief ein Kampfrichter einem anlaufenden Athleten vor die Füße.

Der kanadische Weltmeister Barber mit dem gälischen Vornamen (irisch: Shaughnessy, er schreibt sich Shawnacy) scheiterte bereits an 5,65 m. Er hat da wohl nicht geahnt, wie weit ihn seine Sportsfreunde an diesem Abend noch überflügeln würden. Im zweiten Versuch überwindet der Brasilianer Thiago Braz da Silva die 5,75 m. Noch stehen aber andere im Fokus, wie Weltrekordhalter Renaud Lavillenie und US-Amerikaner Sam Kendricks. Trotz Trainervater reißt Kendricks die Latte bei 5,93 dreimal, hat Bronze aber zumindest sicher.

Da Silva lässt indes den Franzosen Lavillenie einfach mal eine Runde mehr springen und setzt erst wieder ein, nachdem dieser bei 6,03 m die Latte zu Fall gebracht hat. Wie gerne würde man selbst mal von der Stoßkraft des Stabes durch die Luft katapultiert – da zeigt da Silva schon, dass auch Profis vor dem Sprung Respekt haben und bricht den ersten Versuch ab. Als er den nächsten Versuch ansagt, lacht der ZDF-Kommentator, der dem 22-jährigen Brasilianer die Goldmedaille nicht zutraut.

Mütter werden eingeblendet, die ihren Kindern auf den Rängen das Fläschchen geben. Da Silva übersegelt die 6,03, die Menge tobt, Lavillenie wird bei seinem Versuch ausgebuht, er reißt die Latte. Die Menge tobt wieder, die Trainer weinen.

Die Athletinnen der letzten Nacht: Die beiden Pinguine, die auf dem Bauch durch die Zielgerade schlitterten: Shaunae Miller rutschte mit ihrem eisblauen Haarschopf zu Gold beim 400-Meter-Finale und Hürdensprinter Joao de Oliviera qualifizierte sich mit seinem Bauchklatscher für das Halbfinale. Und natürlich Usain St. Leo Bolt, der sich ganz artig und breitbeinig auf das ihm wohlbekannte Siegertreppchen stellte und zur jamaikanischen Hymne Lippenbewegungen machte.

Das Drama der letzten Nacht: Der Platzregen. Der hat die lange Nacht noch verlängert.

Die Schlussfolgerung der letzten Nacht: Neben dem kubanischen Gold-Ringer Mijain Lopez Nunez wirken die anderen Muskelberge des Abends (Boxen, Gewichtheben) wie Hobbithügel. Außerdem: mit dem Trainer macht Muskelmann, was er will. Nunez wirft den seinen statt der Umarmung in den Ring und der usbekische Gewichtheber und Olympiasieger Ruslan Nurudinov schüttelt seinen Trainer vor dem Kampf wie eine Fliege von seinem Rücken weg.

Und sonst? Die Olympia-Tischtennistische sind ja wunderschön mit ihrem goldenen Fuß, aber lassen sie sich auch so praktisch zuklappen und verstauen wie die anderen?

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