Olympiasiegerin Nasse-Meyfarth: "Ich fühlte mich nie bedroht"

Dass Journalisten strengere Sicherheitskontrollen durchlaufen als andere Besucher, findet die zweifache Olympiasiegerin Ulrike Nasse-Meyfarth nicht erforderlich.

Ulrike Nasse-Meyfarth auf einem Foto von früher (1997) vor einem Foto von noch früher (1972).

taz: Frau Nasse, wie sicher fühlen Sie sich, wenn sie sportliche Großereignisse besuchen?

Ulrike Nasse: Ich muss da an die Spiele in Athen 2004 denken. Damals wurde ja über mögliche Anschläge von Terroristen gesprochen. Über der Stadt schwebte immer ein Zeppelin, der alle Einrichtungen überwachen sollte. Ich war fast jeden Tag in irgendeinem Stadion und habe mich eigentlich wohlgefühlt. Ich glaube, man blendet das völlig aus.

Denkt ein Sportler an mögliche Bedrohungen, wenn er ein voll besetztes Stadion betritt?

Ein Sportler empfindet diesen Moment eher als gerechten Lohn für die Trainingsarbeit. Da gibt es in dem Moment keine Angst. Wenn man sich als Zuschauer Sorgen macht, was in so einer Situation passieren könnte, sollte man vielleicht lieber zu Hause bleiben. Aber ich denke, viele Leute blenden das aus und fühlen sich sicher und geschützt.

Müssen sich Sportler auch einem Sicherheitscheck unterziehen?

Das ist schon lange so. Wenn man durch eine Tür ins Stadion möchte, wird man kontrolliert. Das ist wie am Flughafen. Da muss man sich eben genug Zeit nehmen und entsprechend früher anreisen. In Athen ging das alles sehr zügig. Ich sehe darin grundsätzlich kein Problem. Eine Kontrolle über sich ergehen zu lassen nimmt man in Kauf. Das bringt einem mehr Sicherheit.

Sie fühlen sich dadurch also sicherer?

Ja, ich denke, schon.

Wie war das denn 1972 in München, als Sie zum ersten Mal Olympiasiegerin wurden?

Damals gab es solche Kontrollen gar nicht.

Die Spiele wurden überschattet von der Terroraktion im Olympischen Dorf, bei der elf israelische Olympiateilnehmer getötet wurden. Wie haben Sie das als Sportlerin wahrgenommen?

Davon habe ich auch nicht viel mehr mitbekommen, als die Menschen im Fernsehen sehen konnten. Ich habe mich dann von den Häusern ferngehalten, in denen das Attentat stattgefunden hatte. Das alles war ja unmittelbar nach meinem Olympiasieg. Da ist man in einer merkwürdigen Stimmung. Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Das war schon eine seltsame Situation.

Sind in der Folge die Sicherheitsvorkehrungen ausgeweitet worden?

In Montreal 1976 fing das an. München war sicher dafür ausschlaggebend, dass die Kontrollen verstärkt wurden. In Los Angeles 1984 wurde dann schon sehr genau kontrolliert. Da sind die Amis ja eh rigoros.

Hat Sie das genervt?

Damit muss man leben. So wie man es auf dem Flughafen hinnimmt, dass die Kontrollen rigoroser werden, wenn irgendwo ein Attentat verübt wurde.

Journalisten besonders gründlich zu untersuchen, kann dies der Sicherheit dienen?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Veranstaltung sicherer wird, wenn die Kontrollen bei Journalisten über das hinausgehen, was ohnehin jeder Besucher über sich ergehen lassen muss. Wenn etwas wirklich dazu dient, den Terrorismus zu bekämpfen, muss man schon mit Einschränkungen leben, um der Lage Herr zu werden. Dass es sinnvoll ist, da vor allem auf Journalisten abzuzielen, das kann ich mir nicht vorstellen.

Haben Sie sich jemals von Journalisten bedroht gefühlt?

Ich habe mich von der Yellow Press vielleicht einmal belästigt gefühlt, aber bedroht fühlte ich mich noch nie.

INTERVIEW: ANDREAS RÜTTENAUER

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.