Online-Petition gegen Firmenlogo: Kaffee mit einer Prise Rassismus

Aktivisten wollen die hannoversche Kaffeerösterei Machwitz mit einer Online-Petion dazu bringen, ihr Firmenlogo zu ändern. Das Unternehmen äußert sich nicht.

Eine braune Hausfassade mit dem Logo der Firma Machwitz. Das Logo zeigt drei Schwarze mit dicken Lippen und Glubschaugen.

In Hannover gut bekannt: Das Logo der Kaffeerösterei Machwitz Foto: Andrea Scharpen

HANNOVER taz | Drei glubschäugige Schwarze mit dicken, roten Lippen und krausem Haar: An diesem Logo hält die Kaffeerösterei Machwitz aus Hannover seit Jahrzehnten fest. Nun fordern jedoch zahlreiche Initiativen und Einzelpersonen mit einer Online-Petition, dass die Rösterei ihr Signet ändert. Zu den Unterzeichnern gehören etwa die Amadeu Antonio Stiftung, der Flüchtlingsrat Niedersachsen, der Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen und das Schwarze Bildungskollektiv Karfi. Sie halten die Außendarstellung des Unternehmens für „diskriminierend, verletzend und herabwürdigend“.

„Die Kaffeerösterei kann an ihrer ursprünglichen Tradition festhalten, doch ist sie sich spätestens jetzt darüber im Klaren, dass sie sich für eine rassistische Bildsprache entscheidet“, heißt es in der Begründung zur Petition, die auf der Internetplattform Change.org bereits mehr als 750 Unterstützer hat. Machwitz schmücke sich mit rassistischen Bildern und schreibe die koloniale Tradition fort.

„Das Logo stammt aus einer Epoche, in der hinter solchen Darstellungen schwarzer Menschen ein ganz klares rassistisches Menschenbild steckte“, erläutert Florian Grawan, Rassismusforscher an der Leibniz Universität Hannover. Er bewertet das Signet als „explizit rassistisch“ – auch wenn es nicht so gemeint sei.

„Dennoch wurden solche stereotypen Darstellungen in der Kolonialzeit genau dazu benutzt“, sagt Grawan. Ein unkritischer Umgang mit rassistischen Symbolen normalisiere diese und verschiebe das Problem auf die Betroffenenseite. Die Betroffenen müssten sich plötzlich dafür rechtfertigen, dass sie sich durch rassistische Darstellungen beleidigt fühlten: „Das ist kontraproduktiv, wenn man sich zum Ziel setzt, verantwortungsvoll mit der eigenen Kolonialgeschichte umzugehen.“

Machwitz-Firmenchef Maximilian Koch hat von der Presse die Schnauze voll. Mit der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung kommunizierte der Unternehmer zuletzt nur noch über offene Briefe bei Facebook. Dort forderte der Geschäftsführer der Rösterei „eine öffentliche Rehabilitierung meiner Familie, Firma und Mitarbeiter“.

Maria Ketzmerick, Uni Marburg

„Wenn man sich das Logo anschaut, gehört schon viel dazu, es als etwas Unschuldiges darzustellen“

Die Zeitung hatte zuvor eine ausgiebige Rassismus-Debatte über das Machwitz-Logo geführt. Das Familienunternehmen fühlte sich durch die Berichterstattung „an den Pranger gestellt und des Rassismus beschuldigt“. Machwitz sei in der Debatte in ein schlechtes Licht gerückt worden: „Wir empfinden es als eine Verleumdung unserer Familie.“

Konfliktforscherin Maria Ketzmerick von der Philipps-Universität Marburg hält es für wenig zielführend, dass sich nun die Kaffeerösterei als Opfer sieht. „Hier findet eine Verschiebung dessen statt, wer eigentlich betroffen ist“, sagt Ketzmerick. Wie schon bei der Diskussion um die Umbenennung der Frankfurter „Mohren-Apotheke“, die bundesweit für Schlagzeilen sorgte, werde auch hier wieder der „Mir-wird-was-weggenommen“-Reflex ausgelöst: „Aber es geht nicht darum, irgendetwas zu verbieten. Es geht darum zu sagen: Hey, ich fühle mich verletzt.“ Man müsse gemeinsam eine Lösung suchen.

Machwitz hatte das 1883 entstandene Logo sinngemäß als „Kind seiner Zeit“ erklärt. Das reicht Ketzmerick aber nicht. Für sie steht fest: „Wenn man sich das Logo anschaut, gehört schon viel dazu, es als etwas Unschuldiges darzustellen.“ Es sei in der heutigen Gesellschaft einfach nicht mehr passend. Es zu ändern, wäre keine große Sache, findet sie. „Logos werden ja ständig verändert, warum an einem festhalten, von dem sich viele Menschen verletzt fühlen?“

Rechtfertigungsdruck für Betroffene

Dass sich von Rassismus Betroffene dafür rechtfertigen müssen, dass sie sich beleidigt fühlen, erlebt auch Joanna Mechnich von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland immer wieder. „Alltagsrassimus ist in der breiten Masse angesiedelt und findet nicht nur am Rand der Gesellschaft statt“, sagt die 28-jährige Hannoveranerin, die zu den Begründern der Petition gehört. Dabei sei die Lösung des Problems laut Mechnich gar nicht schwer: „Generell gilt es, diskriminierende Begriffe und Symbole einfach zu vermeiden.“

Ob die Petition auf Gehör stoßen wird, ist unklar. Auf taz-Anfrage wollte sich das Unternehmen dazu öffentlich nicht äußern. Immerhin: Kürzlich kam es zu einer persönlichen Unterhaltung zwischen Machwitz-Chef Koch und dem Amerikanistik-Dozenten Kenton Emery Barnes von der Technischen Universität Braunschweig, dessen Kritik am Mohren-Logo den ganzen Stein ins Rollen brachte.

„Mein Gespräch mit Herrn Koch fand ich sehr angenehm“, sagte Barnes. Worum ging es? „Ich habe meine Meinung zu dem Logo geäußert und schlug vor, dass Machwitz das Logo ändert.“

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