Online-Plattform abgeschaltet: Letzter Lift für Mitfahrgelegenheit.de

Das Pioniere sind Geschichte: Das Onlineportal der ersten Stunde für Mitreisende ist pleite, der Marktführer Blablacar übernimmt.

Mitfahrer sitzen auf einer Bank.

Eine Mitfahrbank gibt es in einem kleinen Ort in Schleswig-Holstein – total analog Foto: dpa

BERLIN taz | Sie waren die digitalen Pioniere, aber jetzt ist es mit ihrer Online-Präsenz vorbei. Die Internetseite Mitfahrgelegenheit.de, die vor 15 Jahren das Mitfahrervermittlungsgeschäft durch Verlagerung ins Netz professionalisierte, wurde am Donnerstag abgeschaltet. Wer die Seite anklickt, wird nun zum Marktführer Blablacar geleitet, der Mitfahrgelegenheit.de bereits vor einem Jahr übernommen hatte.

Das Konzept des Mitfahrgeschäfts ist einfach. Wer mit dem Auto von A nach B unterwegs ist und noch Plätze frei hat, bietet sie anderen an. Wer mitfahren will, beteiligt sich an den Kraftstoffkosten. Für Fahrer und Mitfahrer ist es also eine Win-Win-Situation, die nur ein wenig Koordination erfordert; die Vermittlerplattformen finanzieren sich meist über Werbung.

Das wollten die Pioniere von Mitfahrgelegenheit.de vor drei Jahren ändern. Für Vermittlungen von längeren Strecken sollte fortan eine Gebühr von elf Prozent der Fahrtkosten fällig werden. Und das war letztlich wohl der Todesstoß für die Plattform, weil viele Nutzer zu Umsonstangeboten abwanderten oder die Bezahlung der Vermittlungsprovision umgingen.

So konnte Blablacar, das dem 2006 gegründeten französischen Start-up-Unternehmen Comuto gehört, den Vorreiter in Deutschland übernehmen. Blablacar hat nach eigenen Angaben 25 Millionen Mitglieder in 25 Ländern und etwa 10 Millionen Reisende pro Quartal.

Lila Logo für mitfahrwillige Frauen

Da schon aus Sicherheitsgründen nicht jeder mit jedem mitfahren will, hat die Firma ein eigenes System entwickelt, mit dem sich Fahrer und Mitfahrer bewerten können. Wer online bezahlt, gerät zudem in den Genuss zusätzlicher Versicherungen, etwa bei Unfällen. Und unter einem lila Logo können mitfahrwillige Frauen festlegen, dass sie nur bei anderen Frauen ins Auto steigen. Das ist bis ins Detail geregelt, etwa für den Fall, dass sie ihre Kinder mitnehmen wollen: Söhne dürfen mit – aber nur, wenn sie nicht älter als 16 Jahre sind.

Mit der Liberalisierung des Fernbusmarktes ist den (Online)-Mitfahrportalen aber eine neue Konkurrenz beim Buhlen um preissensible Kunden entstanden. Denn Fernbusse sind oft nicht teurer als Mitfahrgelegenheiten – dafür haben sie geregelte Abfahrzeiten und Internetzugang. Und der Reisende muss sich nicht mit wildfremden Menschen unterhalten – aber manche Mitfahrfans mögen genau das.

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