Ostermärsche in Deutschland: Alle Jahre wieder

Auch auf den Ostermärschen wird Günter Grass thematisiert – und vielfach unterstützt. Die Teilnehmerzahlen bei den bundesweit über 70 Veranstaltungen sind eher gering. Heute wird weiter marschiert.

Downtown Düsseldorf: Die gute alte Friedenstaube unterwegs. Bild: dapd

FRANKFURT AM MAIN/HANNOVER dpa | Auf den traditionellen Ostermärschen ist vielfache Unterstützung für Günter Grass laut geworden. Es gebe kein Recht auf Präventivkriege und Erstschläge, betonte die bundesweite Informationsstelle Ostermarsch am Ostersonntag in Frankfurt am Main. Viele Redner bei Ostermarsch-Kundgebungen hätten dies betont.

„Was Grass angestoßen hat, kann nicht als antisemitisch unter den Teppich gekehrt werden“, erklärte der Sprecher der Informationsstelle, Willi van Ooyen. „Es war ein richtiges Wort von Grass“, sagte er zu dem umstrittenen Gedicht, in dem Grass Israel eine Gefährdung des Weltfriedens vorgeworfen hatte.

Bundesweit sind dieses Jahr an den Ostertagen mehr als 70 Demonstrationen, Kundgebungen, Friedensgottesdienste und andere Aktionen geplant. Der Zulauf bei den Aktionen am Samstag war eher mäßig: In Berlin und Stuttgart etwa kamen nach Angaben der Veranstalter jeweils rund tausend Menschen zu den Protesten zusammen, in München waren es 450 und in Leipzig 100 Teilnehmer.

Ostermärsche für den Frieden in der Welt gab es am Sonntag unter anderem in Nordrhein-Westfalen. Etwa 150 Menschen brachen im Ruhrgebiet zu einer Fahrradtour auf, um gegen Krieg und Faschismus zu protestieren. Von Essen aus wollten die Teilnehmer der Demo über Gelsenkirchen und Herne nach Bochum radeln. Am Ostermontag soll die Aktion mit einem Marsch von Bochum nach Dortmund ihren Abschluss finden, wie ein Sprecher des Netzwerks Friedenskooperative in Bonn sagte.

NSU-Gedenken bei Kölner Friedensfahrt

In Köln brachen Motorradfahrer zu einer Friedensfahrt auf. Bei der Aktion wurde auch an die Mordserie der rechtsextremen Terrorzelle NSU erinnert. Die Teilnehmer forderten ein Verbot rechtsextremer Organisationen. In Frankfurt/Oder war für den Sonntagnachmittag ein Ostermarsch durch die Innenstadt mit der Abschluss-Kundgebung an der Friedensglocke geplant.

In Niedersachsen und Bremen haben sich am Wochenende Hunderte von Menschen an Ostermärschen beteiligt. In der Landeshauptstadt hatte das Friedensbüro Hannover zu einer Demonstration unter dem Motto „Krieg, Krise und Ungerechtigkeit - Wir kämpfen für eine menschenwürdige Welt“ aufgerufen, zu der rund 100 Teilnehmer erwartet wurden. In Bremen nahmen am Ostermarsch nach Angaben der Polizei etwa 200 Menschen teil, in Oldenburg waren es rund 90 Teilnehmer.

Ähnlich wie in Braunschweig traten auch in Osnabrück Demonstranten bei einer Fahrradtour für den Frieden ein. Nach Angaben von Organisator Johannes Bartelt von der Osnabrücker Friedensinitiative radelten die etwa 24 Teilnehmer die Kriegsdenkmäler in der Stadt ab.

Teilnahme wie in den Vorjahren

Nach Angaben der bundesweiten Informationsstelle Ostermarsch in Frankfurt am Main entsprach die Teilnahme den Vorjahren. Deutschlandweit waren in rund 75 Städten Aktionen geplant. Die traditionellen Ostermärsche und Protestkundgebungen der Friedensbewegung hatten am Donnerstag und Karfreitag begonnen.

Die Ostermärsche haben ihre Wurzeln im Protest gegen das atomare Wettrüsten während des Kalten Krieges. In Deutschland erlebten sie 1968 und 1983 ihre Höhepunkte mit Hunderttausenden Demonstranten. In den vergangenen Jahren hatten sie geringen Zulauf. Größere Märsche sind am Ostermontag unter anderem in Hamburg, Frankfurt am Main, Dortmund und Nürnberg geplant.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.