PC-Gebühren und Google-Erlöse: Verlage wollen Webauftritte vergolden

Die Verlage schaffen es nicht, Internet-Angebote über Werbung zu refinanzieren. Nun sollen es ein neues Leistungsschutzrecht, Beteiligungen an den Google-Erlösen oder eine neue PC-Gebühr richten.

Wenn die Printtitel nicht mehr so viel einbringen, ist es höchste Zeit, die Online-Auftritte zu melken. Bild: ap

Die deutschen Großverlage suchen nach neuen Mitteln und Wegen, ihre bislang teilweise noch immer unprofitablen Internet-Angebote zu refinanzieren. Peter Würtenberger, Marketingchef bei Springer, forderte auf einem Online-Marketingkongress in Bad Homburg die Einführung einer Internet-Abgabe für PCs, von der auch journalistische Angebote profitieren könnten.

Die an der Musikverwertungsgesellschaft GEMA angelehnte PC-Gebühr soll dafür sorgen, dass Verlage stärker vom Internet profitieren können. Das Vorhaben erinnert an die so genannte Kulturflatrate, bei der User eine Standardgebühr entrichten und dafür zahlreiche Kulturangebote im Netz kostenlos nutzen können.

Verleger Hubert Burda ("Focus", "Bunte") hatte zuvor in einem Beitrag für die "FAZ" gefordert, dass die Suchmaschinen, bei denen gut funktionierende Online-Werbung vor allem lande, Medienunternehmen an ihren Erlösen beteiligen müssten. "Suchmaschinen, aber auch Provider und andere Anbieter profitieren überproportional von unseren teuer erstellten Inhalten. Doch wer die Leistung anderer kommerziell nutzt, muss dafür bezahlen."

Eine der Möglichkeiten, dies zu ändern, sei ein neues Leistungsschutzrecht. Damit wollen die Verlage ihre Werke in ihrer Gesamtheit schützen. Aktuell benötigen sie, wenn sie Urheberrechtsverletzungen verfolgen wollen, noch die Mitwirkung ihrer Autoren, bei denen die eigentlichen Rechte liegen. Mit denen stehen die Medienkonzerne aber teilweise wegen zu geringer Vergütung und so genannten "Total Buyout"-Verträgen selbst im Clinch.

Wenn es nach den Verlagen geht, könnten zudem Grundstrukturen im Internet bald kostenpflichtig werden - dazu gehören (aktuell noch völlig rechtmäßige) Zitate oder Links. Anja Seeliger vom Kulturmagazin "Perlentaucher", das selbst wegen seiner Feuilleton-Schau seit Jahren mit Großverlagen im Rechtsstreit steht, fürchtet, dass neue Zwangsabgaben für Onlinematerial entstehen könnten: "Nicht für die Verbreitung ganzer Texte, das ist heute schon illegal, sondern für Zitate."

Bei Google reagiert man wenig erfreut über die Debatte. Man verstehe nicht, warum man ständig für die schwierige Lage der Zeitungen verantwortlich gemacht werde, sagte Firmenmanager David Drummond gegenüber der Pariser "Le Monde". Die Suchmaschine schicke jedes Jahr enorm viele Nutzer auf die Websites der Medienkonzerne, die damit Milliardenumsätze generierten.

Medienschaffende, die nicht verlagsmäßig angebunden sind, wundern sich unterdessen, warum die Finanzierung journalistischer Internet-Angebote über Werbung so schlecht funktioniert. Jürgen Wolff, Geschäftsführer des unabhängigen Auto-Portals alle-autos-in.de, kommentierte beim Mediendienst "Meedia", die Verlage verkauften sich zu billig.

Statt auf Google einzuschlagen, sollten sie besser ihre Vermarktungsstrategie überdenken, so Wolff. "Die Verleger sollen sich lieber die Mediaagenturen zur Brust nehmen, die mit ihren für contentschwere Websites lausigen Konzepten den Online-Werbemarkt kaputt gemacht haben." So würden manche Werbebanner nur noch per Verkauf oder Klick bezahlt, Markenwerbung zähle anscheinend nichts mehr. "Lässt sich Focus nur noch doppelseitige Anzeigen bezahlen, wenn der Coupon darauf vom Leser auch eingeschickt wird?"

Bleibt nun noch die mögliche Einführung einer Kulturflatrate, mit der auch die Verlage bedacht werden könnten. Diese Idee, die in Kreisen von Internetaktivisten entstand, sollte eigentlich dafür sorgen, dass Künstler wie Musiker oder Filmemacher, die heute aufgrund von Raubkopien im Netz direkt verlieren, kompensiert werden können, ohne dass die Nutzer unter restriktiven Kopierschutzmaßnahmen leiden.

"Ich halte die Kulturflatrate für eine pragmatische Lösung, einerseits die Urheber zu kompensieren und andererseits Freiheiten für Nutzer einzuführen, ohne dass es einer all zu starken Kontrolle bedarf", meint dazu Markus Beckedahl, Politblogger und Netzaktivist. Er warnt aber auch: "Wenn ein Verlag wie Springer nun versucht, dieses Modell zu übernehmen, ist das aber etwas ganz anderes."

Urheber- und Verlegerinteressen seien hier nicht deckungsgleich, so Beckedahl. "Die Verleger wollen einfach mehr Geld verdienen." Er glaube zudem, dass es im Netz genügend Wege gebe, Journalismus zu refinanzieren. "Man kann sich allerdings nicht mehr nur auf eine Sache konzentrieren." Es bedürfe neuen Mischgeschäftsmodellen von der Werbung bis zum vereinzelten Paid Content, die auch der Gegenfinanzierung dienen könnten.

"Im Großen und Ganzen haben die Verlage das Internet aber viel zu lange verdrängt." Die Werbegewinne, die Google heute verdiene, hätten auch die Verlage erzielen können. Beckedahl verwies in diesem Zusammenhang auf eine eigene Suchmaschine aus dem Hause Burda ("Netguide"), die allerdings Anfang des Jahrtausends kläglich gescheitert war.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.