Paid Content: Google plant digitalen Kiosk

Die Hoffnungen der Medienbranche, mit ihren Inhalten online Geld zu verdienen, ruhten bislang auf dem iPad- und iPhone. Nun bietet sich Google mit einem "digitalen Kiosk" an.

Tablett-Computer mit Googles Betriebssystem Android. Bild: reuters

Wird ausgerechnet der von vielen Medienhäusern angefeindete Internet-Konzern Google zur Verbesserung von medialen Paid-Content-Modellen beitragen? Wie das "Wall Street Journal" am Sonntag berichtete, plant das Unternehmen einen eigenen "E-News-Stand", der Teil seines mobilen Betriebssystems Android werden soll. Das Angebot könnte Medienangebote bündeln, die bereits für die Smartphone- und Tablet-Plattform erhältlich sind, aber auch den Verkauf neuer Digitalausgaben von Printprodukten erlauben. Die Motivation Googles sei es, den Nutzern einen geschlossenen Dienst anzubieten und den Verlagen gleichzeitig zu helfen, ihre Inhalte zu Geld zu machen.

Bislang galt Apples iPad als große Hoffnung der Verlagskonzerne. Von Matthias Döpfner bis Rupert Murdoch, von Axel Springer bis zur News Corporation: Alle spekulieren darauf, mit Bezahlinhalten über die mobilen Plattformen neue Umsätze zu generieren. Ein knappes Jahr nach der Vorstellung des "Wunder-Tablets" hat sich dieser Traum allerdings noch nicht erfüllt. Die Verkaufszahlen der digitalen Ausgaben großer US-Magazine wie "Wired" oder "Vanity Fair" gehen seit mehreren Monaten zurück.

Das könnte daran liegen, wie das Paid-Content-Angebot momentan offeriert wird. Einen zentralen, digitalen Kiosk für Zeitschriften und Zeitungen gibt es auf dem iPad noch nicht - auch wenn es seit längerem Gerüchte gibt, Apple arbeite daran und werde ihn im Frühjahr zusammen mit einem neuen iPad-Modell präsentieren.

Außerdem können sich Apple und die Verlage seit Monaten nicht auf ein Geschäftsmodell einigen, wie das Fachportal All Things D jüngst berichtete. Demnach gibt es derzeit drei zentrale Probleme. Apple müsste zunächst die Möglichkeit schaffen, Abonnements abrechnen zu können - das ist über die Plattform noch nicht möglich, nur eine Vorauszahlung ist drin. Aus der Sicht der Verlage lautet das zweite Problem: Apple möchte seine übliche Umsatzbeteiligung an Apps, 30 Prozent, auch von den Medienkonzernen haben. Außerdem verlangen die Verlage Zugriff auf die Nutzerdaten, um weitere Vermarktungs- und Werbemöglichkeiten zu erhalten. Doch diese Daten behält Apple für sich.

Google will diese drei Probleme mit seinem digitalen Kiosk aus der Welt schaffen, wie das Wall Street Journal schreibt. Die Preisstruktur soll für Medienhäuser attraktiver als bei Apple sein, mehr Daten könnten von Anfang an weitergegeben werden und ein Abomodell soll zum Standard gehören.

Google wollte den Bericht gegenüber dem "Wall Street Journal" weder bestätigen noch verneinen. Ein Unternehmenssprecher sagte, man spreche ständig mit Verlagen - auch darüber, wie man ihnen mit Technik für Abodienste helfen könne. Man habe aber derzeit "nichts anzukündigen". Apple freut sich unterdessen über sein wachsendes Angebot an Medieninhalten für iPhone und iPad und kommentiert Gerüchte zu einem neuen E-Kiosk grundsätzlich nicht.

Aus Nutzersicht interessant wäre eine neue, gemeinsame Plattform, über die sich Verlagsangebote finden und abonnieren lassen. Momentan herrschen auf dem iPad chaotische Zustände vor, beispielsweise bei den Preismodellen. Der Spiegel verkaufte sein Magazin auf dem Tablet anfangs teurer als die Printausgabe. Der Grund: eine passende Preisstufe war nicht vorhanden. Der Springer-Verlag greift zu rabiaten Methoden, um seine "Bild"-App loszuwerden: Wer mit dem iPad-Browser auf Bild.de surft, wird freundlich aufgefordert, den Geldbeutel zu öffnen; das normale Netzangebot ist gesperrt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.