Pakistan-Indien-Konflikt: Entzweit wegen Mumbai und Kaschmir

Erneut scheiterte der Versuch, offizielle Friedensgespräche zwischen Indien und Pakistan aufzunehmen. Die US-Regierung drängt auf eine Annäherung.

Indische Sicherheitskräfte gehen im Kaschmir gegen Muslime vor. Bild: dpa

NEU-DELHI taz | In Afghanistan führt die Nato einen Krieg mit der Unterstützung Indiens und Pakistans. Doch im Streit miteinander treten die aufgrund von vier indisch-pakistanischen Kriegen zwischen 1947 und 1999 verfeindeten Atommächte auf der Stelle. Das zeigten die ersten Gespräche zwischen Indien und Pakistan seit fünf Monaten, die am Donnerstag in Neu-Delhi auf Staatssekretärsebene stattfanden. Sie verliefen ohne Ergebnis und endeten in gegenseitigen öffentlichen Vorwürfen.

Damit scheiterte der erneute Versuch, die seit 2008 unterbrochenen Friedensgespräche zwischen beiden Ländern offiziell wiederaufzunehmen, die nach den Anschlägen von Mumbai im November 2008 unterbrochen worden waren. Auf eine Annäherung hatten diesmal besonders die USA und ihre Verbündeten gehofft, die sich im Vorfeld für die Gespräche stark gemacht hatten. Tatsächlich wächst die indisch-pakistanischen Rivalität auch in Afghanistan und droht damit sämtliche Bemühungen der Nato zur Beendigung des dortigen Kriegs zu unterlaufen.

Der Ton bei den gestrigen Gesprächen war höflich, doch in der Sache schonten sich beide Seiten nicht. Der Streit dreht sich immer noch um den von pakistanischen Terroristen im November 2008 verübten Terrorangriff auf das Finanzviertel von Mumbai, bei dem die Terroristen 163 Menschen töteten. Was Pakistan bisher für die Aufklärung des Angriffs getan habe, sei "unbefriedigend", sagte Indiens außenpolitische Staatssekretärin Nirupama Rao, die die Gespräche auf indischer Seite leitete. Rao übergab ihrem pakistanischen Amtskollegen zum wiederholten Mal Beweisakten, die laut Rao die Verantwortung der pakistanischen Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba und ihres Führers Hafiz Saeed für die Mumbai-Attacke belegen.

Doch ihr pakistanischer Amtskollege Salman Bashir wies die Vorwürfe noch am gleichen Tag zurück: Bisher habe Indien immer nur "Lektüre, aber keine Beweise" vorgelegt. Ein nochmalige Verhaftung Saeeds, der bereits einmal festgesetzt und von seinen pakistanischen Richtern wieder freigelassen wurde, sei nicht vorstellbar. Für Rao steht damit fest, dass die Zeit zum Dialog mit Pakistan noch nicht gekommen ist. Erst müsse Islamabad stärkere Maßnahmen gegen die Terroristen einleiten, hieß es aus der indischen Delegation.

Pakistan hingegen forderte die Fortsetzung der nach dem Anschlag von Mumbai ausgesetzten Friedensgespräche auf allen Ebenen. Nicht der Terrorismus, sondern der Kaschmir-Konflikt müsse zentrales Thema der Gespräche sein, sagte Bashir und verwies auf "indische Menschenrechtsverletzungen im von Indien besetzten Kaschmir".

Die westlichen Nato-Verbündeten dürften sich nun die Haare raufen. "Die Gespräche waren einmal ziemlich produktiv. Deshalb haben wir jetzt beide Länder zum Dialog ermuntert", hatte US-Außenministerin Hillary Clinton noch am Mittwoch vor dem Senat in Washington gesagt. Sie sprach sich ausdrücklich für eine Wiederaufnahme der 2008 unterbrochenen Gespräche aus. Doch daraus wird vorerst nichts. Das liegt auch am innenpolitischen Widerstand in Indien. Erst vor zwei Wochen hatte ein Attentat in Pune erneut 14 Tote gefordert - und wieder hatte Indiens Regierung die Verantwortlichen auf pakistanischer Seite gesucht.

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