Pakt für wissenschaftlichen Nachwuchs: SPD will Juniorprofs verdoppeln

Die Große Koalition will den wissenschaftlichen Nachwuchs fördern. Die SPD schlägt mehr Juniorprofessuren und mehr unbefristete Stellen im Mittelbau vor.

Als Erfinderin der Juniorprofessur gilt Edelgard Bulmahn. Ihre SPD-Parteifreunde wollen das Modell ausbauen. Bild: ap

BERLIN taz | Das ist mal eine konsequente Auslegung von „zeitnah“: nicht mal eine Woche nachdem die Fraktionschefs der Großen Koalition beschlossen haben, ab 2017 eine Milliarde Euro in den wissenschaftlichen Nachwuchs zu investieren, legt die SPD-Fraktion Vorschläge vor, wie man dieses Geld anlegen könnte. „Die Zeit ist reif im System etwas zu verändern“, begründete die für das Thema zuständige SPD-Abgeordnete Simone Raatz die Eile, als sie das Eckpunktepapier zusammen mit dem bildungspolitischen Sprecher der SPD, Ernst Dieter Rossmann am Mittwoch vorstellte.

Ihren Eckpunkten zufolge wollen die Sozialdemokraten, die Zahl der Juniorprofessoren um 1.500 erhöhen und somit quasi verdoppeln. Die neuen Juniorprofessuren sollen alle mit sogenannten Tenure-Track-Optionen versehen werden, was bedeutet, dass die Nachwuchsprofessoren damit rechnen können, dauerhaft berufen zu werden, sofern sie sich sechs Jahre lang bewährt haben. Das kostet nach Berechnungen der Sozialdemokraten 710 Millionen Euro für zehn Jahre.

Die Juniorprofessur war als alternativer Weg zur Habilitation vor 10 Jahren von der damaligen Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) eingeführt worden, allerdings kann sich derzeit nur die Hälfte der Jung-Profs nach Auslaufen ihrer Stelle im Wissenschaftssystem etablieren.

Alternativen zur Professur gesucht

Die Sozialdemokraten wollen außerdem den universitären Mittelbau stärken und schlagen einen 400 Millionen schweren Wettbewerb unter den Hochschulen für moderne Personalentwicklungskonzepte vor. Ziel soll dieses Wettstreits soll sein, dass die Hochschulen weitere Personalkategorien unterhalb der Professur schaffen, und zwar unbefristet. Derzeit gibt es neben der Professur kaum andere Stellen auf denen Wissenschaftler selbständig und dauerhaft forschen und lehren können.

„Die Professur kann nicht das einzige Karriereziel sein“, meint Raatz. Ähnlich denkt ihre Kollegin Alexandra Dinges-Dierig, die in der Unionsfraktion für das Thema wissenschaftlicher Nachwuchs zuständig ist. „Wir brauchen neue Karrierewege für wissenschaftliche Mitarbeiter und neben der Professur auch alternative führende Tätigkeiten im Wissenschaftssystem“, sagte Dinges-Dierig der taz.

Die Union kann sich vorstellen, dass deutsche Hochschulen, die im angelsächsischen Raum üblichen Karrierestufen des Assistant und des Associate Professors übernehmen. Mit dem sozialdemokratischen Begriff der Juniorprofessur sind die Christdemokraten weniger glücklich. „Aber das ist eine semantische Diskussion“, sagt Dinges-Dierig.

Länder müssen zuzahlen

In den wesentlichen Punkten sind sich die Koalitionspartner also einig. „Ich freue mich, dass die SPD sich unserer Linie anschließt“, sagt der CDU-Abgeordnete Tankred Schipanski, der ebenfalls dem Bildungsausschuss des Bundestags angehört, der taz. Das betrifft auch die Finanzierung. SPD und Union verlangen beide, dass die Länder einen substantiellen Beitrag zur Nachwuchsinitiative leisten. Das hieße, dass sie langfristig mindestens noch einmal eine Milliarde beisteuern müssten.

Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern hat bereits eine Arbeitsgruppe eingerichtet. Ende Oktober wollen die teilnehmenden Staatssekretäre berichten, wie sie sich die Nachwuchsinitiative konkret vorstellen. „Dann kann man die Initiative zum Ende des Jahres endgültig beschließen “, meint Dinges-Dierig. Nun also ebenfalls in Eile.

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