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Palästina-Protest stoppt VueltaZeit für Sportsanktionen

Alina Schwermer
Kommentar von Alina Schwermer

Nach Protesten wird die letzte Etappe des Radrennens in Spanien abgebrochen. Dennoch scheint die Botschaft des Sports zu sein: Es zählen nur weiße Opfer.

Sport, auch Radsport, ist politisch – und Sanktionen gegen das Team eines genozidalen Regime wären entsprechend angebracht Foto: Manu Fernandez/AP/dpa

D ie Radrundfahrt Vuelta in Spanien war geprägt von propalästinensischen Protesten gegen das Team Israel-Premier Tech. Nun wurde die letzte Etappe abgebrochen. Das ist traurig für die Radprofis, das Publikum, den Sport. Doch der organisierte Sport hat diesen Schaden auch selbst verschuldet. Angesichts des täglichen Tötens in Gaza mit überwältigenden Indizien für einen Völkermord und Israels völkerrechtswidriger Besatzung fällt dem Sport weiterhin nur ein: Fanproteste diffamieren, die Polizei schicken, auf Zeit spielen.

Das ist eine Verweigerung von Auseinandersetzung, direkt aus dem autoritären Baukasten vieler europäischer Regierungen. Sie ist nicht dauerhaft durchhaltbar. Und besonders schlecht sieht sie aus, nachdem fast alle Sportverbände, darunter der Radsportverband, russische Teams für den Angriff auf die Ukraine ausgeschlossen oder sanktioniert haben.

Dass man gerade bei einem jüdischen Staat zögert, ist nachvollziehbar, aber ein Blankoscheck für Israel schadet allen. Wer Russland für Angriffskrieg ausschließt, darf nicht Israel trotz mutmaßlichen Völkermordes und brutaler Annexionen ungestraft lassen. Wer Sport­le­r:in­nen eine Verantwortung aufträgt, sich von Kriegsverbrechen ihres Staates zu distanzieren oder nicht für einen solchen zu werben, trägt sie allen auf. Auch wenn kein Krieg exakt dem anderen gleicht. Die Botschaft des Sports dagegen lautet unmissverständlich: Es zählen nur weiße Opfer.

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Natürlich sind die Proteste angreifbar. Dass Menschen sich so viel mehr für Palästina interessieren als für andere Kontexte der Unterdrückung, liegt teils auch an platten Antiwestnarrativen und Antisemitismus. Wichtig sind die Proteste dennoch. Denn die Akzeptanz des Massentötens führt zu gefährlichen Verschiebungen auch bei uns. Wie wirksam ein Ausschluss von systemtreuen israelischen Sport­le­r:in­nen wäre, ist offen. Doch gegenüber Verbündeten kann Druck durchaus wirken. Wenn so entfesselte staatliche Gewalt nicht sanktioniert wird, schafft das eine gefährliche Gewöhnung für kommende Konflikte.

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Alina Schwermer
freie Autorin
Jahrgang 1991, studierte Journalismus und Geschichte in Dortmund, Bochum und Sankt Petersburg. Schreibt für die taz seit 2015 vor allem über politische und gesellschaftliche Sportthemen und übers Reisen. Autorin mehrerer Bücher, zuletzt "Futopia - Ideen für eine bessere Fußballwelt" (2022), das auf der Shortlist zum Fußballbuch des Jahres stand.
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39 Kommentare

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  • "Es zählen nur weiße Opfer" : Bekannterweise sind der größte Teil der israelischen Staatsbürger, selbst der mit jüdischem Hintegrund keine "Weißen" nach der klassischen Definition. Ich halte es nicht für sinnvoll, die Kategorien "weiß" und schwarz auf gesellschaftliche Verhältnisse zu übertragen.



    Dem ISGH wurde vorgeworfen, nur gegen "afrikanische" Despoten ermittelt und diese verurteilt zu haben. Allerdings waren deren Opfer - "Schwarze". Es ist also komplizierter.

  • Es lohnt sich, den Hintergrundsartikel in L'Équipe nachzulesen, man versteht dann besser, warum es die Protestaktionen gab und übrigens auch viele Teams den Ausschluss von IPT gutheißen würden. www.lequipe.fr/Cyc...remiertech/1590570.

  • Die Radsport-Mannschaft Israel Premier Tech hatte übrigens nur einen einzigen israelischen Fahrer am Start. Der Vergleich mit dem Boykott russischer Teams hinkt an der Stelle. Hätte ich einen israelischstämmigen Arbeitgeber - müsste ich dann aus ethischen Gründen kündigen?



    Und ich habe die Vuelta verfolgt. Durch die Art der Proteste wurden die Fahrer teilweise stark gefährdet. Das ist nun mal nicht von der Hand zu weisen.

    Allerdings - und das ist für mich was anderes - find ich es ok, wenn Nationalmannschaften von einer WM usw ausgeschlossen werden. Machen sie mit den Russen, warum nicht inzwischen mit Israel? Andererseits wo willst du die Grenze ziehen? Türkei, Iran, Aserbaidschan, Myanmar...

    Und Einzelpersonen, wie den israelischen Dirigenten neulich: Sowas geht gar nicht.

  • Ich glaube, dass diese Proteste einen gegenteiligen Effekt haben werden, als gewünscht. Warum macht man drei Israelis für das Verhalten der israelischen Regierung verantwortlich? Warum bestraft man die völkerverbindene Tour mit vielen tausenden Fans?

    Aus Marketing - Gesichtspunkten sicherlich ein großer kurzfristiger Erfolg, zumindest was die hohe Aufmerksamkeit angeht. Aus zwei Gründen werden diese Aktionen keinen dauerhaften Erfolg haben:

    1) es werden Unbeteiligte (z.B. Radsportfans) bestraft und



    2) die eigentlichen Auslöser der Katastrophe, die Terror - Gruppe Hamas, werden nicht kritisiert.

    Das triggert Ungerechtigkeit (gegenüber unschuldigen Fans) und Unglaubwürdigkeit (nur Israel wird kritisiert) der Protestierer.

  • Das ist doch vollkommen krank.



    Der Krieg in Gaza ist eine Katastrophe.



    Aber was um Himmels Willen kann denn bitte ein israelischer Sportler für diesen Krieg?

    Ich habe es - auch bei Russland - nie verstanden, was es bringen soll, MENSCHEN, von Sportveranstaltungen auszuschließen, nur weil sie aus einem bestimmten Land kommen.

    Die "propalästinensischen" Proteste haben sich gegen MENSCHEN gerichtet.

    Haben wir denn gar nichts aus der Geschichte der Menschheit gelernt?

    Ich stelle mich gerne zu Protestierenden, die gegen den Krieg in Gaza, gegen Israels Politik protestieren.



    Aber gegen Menschen vorzugehen, weil sie aus einem Land kommen, weil sie eine Religion haben, irgendwie aussehen, irgendwas glauben, das ist mir zuwider!

  • "Nun wurde die letzte Etappe abgebrochen. Das ist traurig für die Radprofis, das Publikum, den Sport. Doch der organisierte Sport hat diesen Schaden auch selbst verschuldet."



    Die allseits beliebte Täter-Opfer-Umkehr. Hätte sich das Opfer halt anders verhalten, wäre auch nichts passiert.

    • @Encantado:

      Ja, man kann wohl sagen, dass die Hamas ihr Ziel erreicht hat. Sicherlich unter Zutun von Netanjahu und seiner rechtsextremen Clique. Auch die Gleichsetzung dem Krieg Russlands gegen die Ukraine und dem von Israel gegen die Hamas ist eine denkerische Großleistung, wie ich finde.



      Und: Dienen israelische Sportler dazu, die Allmacht eines selbsterklärten Imperiums zu propagieren? Das wäre ein Grund zum Ausschluss, findet aber nicht statt.

  • Eins mal vorab: könnte man mal aufhören, von "Pro-Palästinensischen Protesten" zu reden/schreiben, wenn irgendwo mal wieder ein anti-israelischer Mob unterwegs ist?



    Ferner könnte man mal damit aufhören, den schrägen Vergleich Russland-Israel zu ziehen. Russland hat aus einem imperialen Anspruch heraus einen Krieg gegen die Ukraine angezettelt. Israel wurde angegriffen, und zwar mit einem unbeschreiblich barbarischen und ganz klar genozidalen Terrorakt.



    Dass nur weiße Opfer zählen, stimmt allerdings. Die meisten Zeitgenossen dürften Probleme haben, Sudan auf dem Globus zu finden, oder Äthiopien oder Kongo...

  • Das gibt trotzdem nicht das recht das Leben der Fahrer aufs Spiel zu setzen. Für Frieden demonstrieren aber auf Fahrer losgehen.

    Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike / Mixed): “Jeder hat das Recht zu protestieren, aber nicht so, dass es unsere Karriere gefährdet. Ich weiß, warum sie protestieren. Ich wünschte nur, sie hätten es an einem anderen Ort getan. Sie haben hier eine Plattform gefunden, die sie sonst nicht hätten.“

    Matthew Riccitello (Israel – Premier Tech / Mixed): “Um ehrlich zu sein, war es für uns alle sehr hart. Nicht nur für unser Team, sondern für das gesamte Peloton. Ich habe mein Handy kaum benutzt, nur um mit meiner Familie und meinen Freunden zu sprechen. Es waren drei sehr stressige Wochen.“

    Louis Vervaeke (Soudal – Quick-Step / Sporza): “Bilbao war beim ersten Überqueren der Ziellinie ein Augenöffner. Man kann es nicht so sagen, aber sie waren fast wie wilde Tiere hinter einer Barriere, die ausbrechen wollten. Es gab auch Stellen, an denen sie Reißzwecken warfen, geht das nicht zu weit? Und Sportdirektoren erzählten mir sogar, dass sie mit Seilen von Brücken sprangen, um die Autos zu stoppen. Nicht alles war im Bild zu sehen, aber es war spektakulär.“

  • "Doch der organisierte Sport hat diesen Schaden auch selbst verschuldet".



    "der Sport" kann gar nix verschulden. Sportler:innen können schuldhaft handeln.



    Mit den genannten Argumenten kann man auch privates Spazierengehen diffamieren.

  • "Dass Menschen sich so viel mehr für Palästina interessieren als für andere Kontexte der Unterdrückung, liegt teils auch an platten Antiwestnarrativen und Antisemitismus. Wichtig sind die Proteste dennoch." heißt es im Artikel.

    Die Autorin weiß also selbst, dass die "propalästinensischen Proteste" untrennbar mit antisemitischen und antiwestlichen Ressentiments verbunden sind, und rechtfertigt sie trotzdem. Es handelte sich im Übrigen keineswegs um gewaltfreie Proteste; Fahrer wurden tätlich angegriffen und mit Urin bespritzt.

    Und die Kritik an der "entfesselten staatlichen Gewalt" blendet aus, dass der antiisraelische Mob im NATO-Staat Spanien nicht zuletzt von der Regierung aufgehetzt wird. Der spanische Ministerpräsident Sanchez hatte zuvor öffentlich sein Bedauern darüber geäußert, dass Spanien nicht über Atomwaffen verfüge, um Israels Kriegführung in Gaza zu stoppen. DAS sind genozidale Absichten (die im Falle ihrer zum Glück nur in der Phantasie von Sanchez möglichen Verwirklichung auch unzählige Todesopfer auf Seiten der in unmittelbarer Nachbarschaft zu Israel lebenden Palästinenser zur Folge hätte, was zeigt, dass ihm das Leben der Palästinenser völlig egal ist).

    • @Budzylein:

      Ich hab mal gesucht, was Sanchez konkret gesagt hat: "Wie Sie wissen, verfügt Spanien weder über Atombomben noch über Flugzeugträger oder große Ölreserven. Wir allein können die israelische Offensive nicht aufhalten. Aber das bedeutet nicht, dass wir nicht aufhören werden, es zu versuchen. Denn es gibt Dinge, für die es sich zu kämpfen lohnt, auch wenn es nicht allein in unserer Hand liegt, sie zu gewinnen."

      Genozidale Absichten? Naja. Interpreten Netanjahu und die Bild vielleicht so.



      Er sagt, dass er gern die israelische Offensive aufhalten würde - was der israelische Armeechef und viele Israelis anscheinend auch gern würden.

    • @Budzylein:

      Man sollte sich doch nicht in Rage über Dinge reden, die es nicht gibt oder gar noch die Sprachelemente von Rechtsradikalen wie Vox übernehmen. Sanchez hat nur gesagt, dass Spanien nicht über die Mittel (wie Israel oder USA) verfügt, um diesen Krieg zu beenden, aber es trotzdem versuchen wird.

      • @Jo Lang:

        Sanchez hat - wie im Kommentar von Nansen zitiert - explizit Atombomben genannt und damit deutlich gemacht, dass er den Einsatz von Atomwaffen als ein mögliches Mittel ansieht, den Krieg zu beenden. Welchen Sinn soll denn die Nennung von Atombomben in diesem Kontext sonst haben?

        • @Budzylein:

          Also bitte, das stimmt nicht, er hat nie behauptet, dass Atombomben eingesetzt werden sollten. Wozu auch ? Gegen wen? Er hat allerdings ganz klar gemacht, dass er sich der Diplomatie bedient, anders als Israel und hat allen in Erinnerung gerufen, daß hier eine Atommacht, Israel, einen Krieg führt. Ihre Behauptungen sind bar jeder Grundlage, um diplomatisch Ihnen gegenüber zu bleiben.

  • Vorweg: In die politische Dimension Gaza/Israel/ Russland/Ukraine/Sport...einzusteigen - nicht mit 1200 Zeichen angemessen möglich.



    Eine Auseinandersetzung mit dem Denkansatz der Autorin zu "weißen Opfern" noch unmöglicher.



    Also hart zu den "Aktionen". Die Radrundfahrt Vuelta in Spanien war geprägt von propalästinensischen Protesten gegen das Team Israel-Premier Tech. Nun wurde die letzte Etappe abgebrochen."



    Wer als Journalistin so das Geschehen auf den 21 Etappen so verkürzt, von der muss angenommen werden, das sie fast nichts von der Vuelta gesehen hat. Kein Wort zu den zum Teil das Leben der Fahrer gefährdenden Handlungen. Weiterhin behauptet die Autorin, es seien Fanproteste "diffamiert" worden. Wer Fan des Radsports ist, gefährdet keine Fahrer, wirft nicht mit Reißnägeln oder Urinbeuteln, wirft Barrieren um etc.. Das Verhalten spricht eine andere Sprache. Und: wer genau hat wie diffamiert? Die Übertragungen im TV gaben einige Zeit, Raum , Möglichkeit zu Protesten gegen IPT/Israel. Die Chance, IDF-Gewalt in Gaza zu kritisieren, wurde durch die Aktionen mit gewalttätigem Charakter jedoch konterkariert. Es ist so einfach, wenn man sich auf der richtigen Seite wähnt.

    • @NamMorfn.w.:

      Manche möchten die Welt eben gerne aufteilen, in Landstriche in denen geradelt wird und in Landstriche in denen man Krieg führen und wohl auch ein bisschen Völkermord begehen darf. Irgendwie klappt diese Trennung oft nicht. Scheinbar würden Streiks auch am besten stattfinden, wenn eh keine Züge fahren. Von Lesern einer linken Zeitung könnte man eigentlich ein wenig Kenntnisse über politische Aktionen voraussetzen. PS: Ich bin in diesem Sommer über 6 der Pässe der Vuelta mit einem Tourenrad geradelt, aber es gibt Prioritäten.

      • @Jo Lang:

        Ich habe grundsätzlich Respekt und Sympathie für Personen, die viel und gerne radfahren. Und noch mehr für diejenigen, die Mühen auf sich nehmen und Pässe fahren. Mit dem Tourenrad noch eins drauf.



        Ich bin irritiert, wenn Sie sich in einem Antwort-Post nicht deutlich auf Aussagen meines Textes beziehen.



        Mich ärgert jedoch, wenn Sie in einem der Text, der sich ja auf meinen Kommentar bezieht, indirekt und vage ("manche möchten "/"von Lesern") gleich mehrere ad-personam-Unterstellungen formulieren.



        Mein Punkt war:



        Dass ein moralisches und argumentatives Dilemma vorliegt, wenn Protestierende die Gewalt der IDF anklagen und gleichzeitig direkte Gewalt gegenüber Rennfahrern ausüben, während andere Plakate mit "Destroy Israel" zeigen.



        Sechs Vuelta-Pässe sind ein starkes Radfahrer-Argument, in diesem Kontext aber nicht zielführend.

    • @NamMorfn.w.:

      Ich halte den Kommentar von Frau Schwermer wirklich unmöglich. Sie hat wohl wirklich nichts von den "Aktionen" mitbekommen. So etwa geht nämlich gar nicht.



      Das waren Gewalttäter, welche sich ein Radrennen mit einem israelischen Team rausgesucht haben, um ihren Israelhass und Antisemitismus auszuleben.



      Dann den Veranstaltern der Vuelta noch Vorwürfe zu machen ist dann noch einmal lächerlich.



      Ein Radrennen kann niemals vollständig abgesichert werden.



      Dafür bräuchte man hunderte Kilometer Zäune und zehntausende Polizisten und nicht einmal das würde reichen. Deshalb haben sich die Gewalttäter auch das Radrennen rausgesucht.



      Und mit Gewalt "für" etwas zu protestieren kann niemals richtig sein.

  • Was der Kommentar selbst und auch einige Kommentare darunter ausblenden: Im Profiradsport fahren gemischte Teams... der "Stall" gehört im Fall von Israel-Premier Tech einem kanadischen Unternehmer (de.wikipedia.org/wiki/Sylvan_Adams).

    Der Firmensitz des Stalls ist in Tel Aviv, das Team selbst wird von Europäern gleitet (de.wikipedia.org/w...rael-Premier_Tech)

    Gesponsort wird das Team von Premier Tech (www.premiertech.com/cycling), einem kanadischen Industrieunternehmen, die von Verpackungsmaschinen bis Regenwassernutzung ziemlich viel herstellen.

    Im Team fahren Fahrer aus 14 Staaten, darunter auch 3 Israelis, von denen ich nicht weiß, wie sie zur Kriegführung ihres Landes in Gaza stehen.

    Also ein "israelisches Team" auf Tour um Begeisterung für den Gazakrieg zu generieren?

    Warum es den Randalierern ,die mit ihren Störaktionen während der Vuelta praktisch jeden Fahrer gefährdeten?.

    Um Gaza? Nee. Es geht um die Auslöschung des Namen "Israel" auf Trikots und letztlich im Gedächtnis der Menschen



    (taz.de/Studie-zu-p...schulb%C3%BCcher/)

    • @xriss:

      Nach Lektüre sowohl des deutschen als auch des englischsprachigen Wikipedia-Eintrags zu Sylvan Adams erlaube ich mir die Anmerkung, daß er 2015 nach Israel emigriert ist, im selben Jahr die israelische Staatsbürgerschaft angenommen hat, und daß er sich zum Ziel gesetzt hat, den Staat Israel zu fördern. Er unterstützt z.B. (neben vielem anderen) eine Organisation, die die Einwanderung us-amerikanischer und kanadischer Juden nach Israel fördert.



      Ihn als "kanadischen Unternehmer" zu bezeichnen, ist also in dieser Auseinandersetzung nicht passend.



      Ansonsten aber irritiert auch mich die Fokussierung der Demonstranten/Aktivisten auf Israel, während gleichzeitig hyperprominent das Team UAE (=vereinigte arabische Emirate, Waffenlieferant in den "Bürgerkrieg" im Sudan) überall mitfährt und in dieser Vuelta mit 7 Tagessiegen 7 mal oben auf dem Siegertreppchen stand, ausschließlich wegen seiner geldgestützten sportlichen Dominanz kritisiert wird.



      Nach Angaben aus den UN sind die Emirate ein wesentlicher Lieferant von Waffen für den auch völkermörderischen "Bürger"krieg im Sudan, laut LMD wird das "Waschen" russischen Öls wesentlich über Häfen in den Emiraten erledigt.

      • @Evi Holtendorp:

        Die Emirate sind auch im viel größeren Geschäft Fußball sehr engagiert, ohne dass das in Spanien oder auch Großbritannien besonders große Proteste nach sich zöge.

        Man kann sich selbst denken, welcher Baustein fehlt.

        • @nihilist:

          Das Ist doch auf dem Niveau "wenn der Nachbar schwarz fährt oder Steuern nicht bezahlt, darf ich das auch".

        • @nihilist:

          Das Alles wird von der Autorin des Artikels natürlich ausgeblendet. Warum?



          Warum sie auch mit den Gewalttätern so "nett" umgeht kann ich auch nicht genau nachvollziehen.



          Warum diese Taten angeblich "diffamiert" werden bleibt auch rätselhaft.



          Warum?



          Das kann sie vielleicht in einem Folgebeitrag einmal näher erläutern.

  • Wieviele "regimetreue" Sportler will die Autorin bei IPT denn identifiziert haben? Marco Frigo und Matthew Riccitello?

    Auch handelt es sich hier doch nicht um Fanproteste im eigentlichen Sinne, sondern die sportliche Bühne wurde von Protestierenden für ihr Anliegen genutzt.

  • Sie behaupten,der Protest liege teils auch an platten Antiwestnarrativen und Antisemitismus. Und wenn es die Nähe zu Europa ist, politisch, vertraglich assoziiert, und die Tatsache, dass es sich um eines der 20 reichsten Länder handelt, also doch nahe an unseren Standards ? Diese Hypothesen sind mindestens so gut wie die anderen, hier von der Journalistin angeführten, für deren Rolle es auch keine Beweise gibt.

    • @Jo Lang:

      Wo wäre denn da der Widerspruch? Die europäischen Staaten und Israel gehören doch zu den als "westlich" bezeichneten Ländern.

      Und natürlich gehört Antisemitismus zu den Haupttreibern solcher Proteste. Wäre Israel nicht der jüdische Staat, gäbe es nirgends in Europa oder Amerika nennenswerte "propalästinensische" Proteste von Nichtpalästinensern. Es gibt auch weder in Spanien noch in anderen westlichen Ländern derart fanatisierte Proteste gegen Personen, denen man nichts anderes vorwirft als ihre Staatsangehörigkeit und die man pauschal für die Regierungspolitik ihres Landes verantwortlich macht, als gegen Staatsbürger des einzigen jüdischen Staates.

  • Organisation und Verwaltung haben sich aber auch bei der Vuelta nicht gut präsentiert. Viel zu wenig Polizei aller Orten, hier müssen Sicherheitskonzepte nach geschärft werden.

    • @FancyBeard:

      Sie haben wohl nicht so viel Ahnung von einem Straßenradrennen, oder?



      Bei so einer Radrundfahrt wie der Vuelta gehen die Einzeletappen am Tag meist zwischen 130-200 km.



      Wie wollen Sie denn das absichern?



      Da bräuchte man ca. 400 km Zaun (beide Seiten) und hunderttausende Polizisten und nicht einmal dann wäre man ganz sicher.



      Und auch wenn man nur den Zielbereich (die letzten 1-2 km) absichern möchte bräuchte man tausende von Sicherheitskräfte und Polizisten.



      Die haben sich das Radrennen ganz bewusst rausgesucht, da man diese so schlecht absichern kann.



      Das sind ja auch organisierte Gewalttäter und keine harmlosen Protestierer die ein paar Fahnen schwenken wollen.

  • Das heißt also, das sämtliche sportlichen, kulturellen und sozialen Veranstaltungen unterbunden werden können, wenn den Aktivisten die polititsche Einstellung der Regierung der Teilnehmenden nicht gefällt? Willkommen in der Kakistokratie.

  • Wer sportlich neutral sein will, müsste Sanktionen nicht nur gegen Israel fordern, sondern auch gegen Teams aus China (Uiguren, Tibet), Türkei (Kurden), Iran (Hinrichtungen, Antisemitismus), Syrien (Assad-Regime), Russland (Angriffskrieg), Belarus (Repression), Katar und Saudi-Arabien (Jemenkrieg, Frauenrechte), Ägypten (Repression, Gaza-Grenze), Algerien (Unterdrückung von Berbern), Marokko (völkerrechtswidrige Annexion der Westsahara), Sudan (Darfur-Verbrechen), Äthiopien/Eritrea (Tigray-Krieg), Libyen (Sklaverei, Milizenherrschaft) oder Uganda (Anti-LGBTQ-Gesetze).

    Doch gefordert wird ausschließlich der Boykott Israels. Dabei ist Israel eh schon gezwungen, bei allen Wettbewerben von Sport bis Kultur in Europa anzutreten, weil es in der arabischen Welt gar nicht starten darf. Soviel zum "verbindenden Charakter" des Sports. Diese Form des Boykotts kritisiert übrigens niemand.

    Aber hey, Hauptsache, man zahlt in Saudi-Arabien für Ronaldo jährlich über 200 Mio und blendet aus, dass die arabischen Staaten gerade mal ca. 3 % der Palästina-Hilfen beitragen.

    • @Heike 1975:

      Russland und Belarus sind von den meisten Veranstaltungen ausgeschlossen. Israel von keiner.

    • @Heike 1975:

      Heike, erinnern Sie uns bitte doch an die Namen der lybischen oder ugandischen Radrennfahrer der Vuelta, ich hatte die völlig übersehen. Russische und belarussische Sportler sind übrigens boykottiert. Und Syrien , Assadregime, wie Sie schreiben ? Also, bitte, auch Schablonen müssen manchmal erneuert werden.

      • @Jo Lang:

        "Russische und belarussische Sportler sind übrigens boykottiert."

        Dafür radeln Vlasov und Syriza aber recht fröhlich durch die Gegend.

        • @aberklardoch:

          Ja, aber sie dürfen nur " neutral " starten, was beim Israel Premier Tech ziemlich anders ist.

          • @Jo Lang:

            Russland nutzt solche Ereignisse ja auch für seine imperiale Propaganda, deswegen lässt man die Sportler teilnehmen aber untersagt die Flagge. Das kann man also begründen.

    • @Heike 1975:

      "Und besonders schlecht sieht sie aus, nachdem fast alle Sportverbände, darunter der Radsportverband, russische Teams für den Angriff auf die Ukraine ausgeschlossen oder sanktioniert haben."

  • Sehr geehrte Frau Schwermer, bitte informieren Sie sich besser. Das Team Israel Premier Tech ist zwar in Israel beheimatet und wird von zwei israelischen Staatsbürgern geleitet, hat aber mit dem Staat Israel nichts zu tun. Auch fahren für das Team nur wenige israelische Fahrer. Was mich bei den Protesten bei der Vuelta schockiert hat war, dass gegen das Team Israel Premier Tech vorgegangen wurde, Teams, die von lupenreinen und explizit feministischen Ländern (Ironie off) wie die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain betrieben werden hingegen angefeuert werden. Ich begrüße das Vorgehen der israelischen Regierung keinesfalls und Netanjahu verabscheue ich abgrundtief, allerdings wurde Israel am 7.10. angegriffen. Allerdings muss sich der Sport in seiner Gesamtheit fragen, ob er auf Dauer bei dem ganzen Sportswashing teilnehmen möchte oder sich vielleicht nicht wieder etwas mehr auf seinen Ursprung zurückzieht.

    • @Jan-Philipp Bahr:

      Sie fordern, man soll sich besser informieren ? Getan. GuardiN klagte diese Mannschaft schon 2023 des sportwashing an. Jeder kann es auch mal per KI wie chatgtp versuchen, die Mannschaftscheint doch hauptsächlich zur Propaganda da zu sein. Ehrlich gesagt, Ihre Anklage läuft völlig daneben.