Panne beim Papst-Besuch: Kripo übernachtet im Nazi-Hotel
Während des Papstbesuchs hat das BKA seine Beamten in einem Neonazi-Treff in Thüringen untergebracht. Offenbar waren die Zimmer besonders billig.
Na, gut geschlafen? Polizisten beim Papstbesuch in Thüringen. Bild: dapd
ERFURT afp/taz | Das Bundeskriminalamt hat während des Papstbesuchs im September BKA-Beamte in einem deutschlandweit bekannten Neonazi-Treff untergebracht. Nach Recherchen des MDR Thüringen übernachteten die Personenschützer des Bundeskriminalamts (BKA) im Hotel "Romantischer Fachwerkhof" in Kirchheim.
Das Hotel, bekannt auch als "Erlebnisscheune Kirchheim", wird wegen der zahlreichen dort stattfindenden Veranstaltungen von Neonazis seit einigen Jahren vom Verfassungsschutz beobachtet. Die Thüringer NPD hält dort ihre Landesparteitage ab. Regelmäßig finden Neonazi-Konzerte statt, zu denen Rechtsextremisten aus dem ganzen Bundesgebiet anreisen. Für kommenden Samstag haben sich führende NPD-Funktionäre angesagt.
Seit Jahren besteht in der Region ein breites Bürgerbündnis gegen die rechten Aktivitäten im "Fachwerkhof". Das Bündnis ist empört über die Einquartierung von BKA-Beamten. Stefan Heerdegen vom Verein Mobit e.V. sagte dem MDR, es sei ein Skandal, dass mit Steuergeldern ein Gastwirt gestützt werde, der einen Teil seines Umsatzes aus dem rechtsextremistischen Lager erhält.
"Die Polizei konterkariert die Aktivitäten der Kirchheimer gegen die rechten Aktivitäten in ihrem Ort", fügte Heerdegen hinzu. Das BKA bestätigte dem MDR, dass ein "Kontingent von BKA-Mitarbeitern" im Fachwerkhof untergebracht wurde. Bei der Auswahl des Hotels hätten "reisekostenrechtliche und haushalterische Gesichtspunkte" eine Rolle gespielt.
Auf Nachfrage erklärte das BKA, weder vom Thüringer Verfassungsschutz noch von anderen Sicherheitsbehörden hätten Informationen zu dem Hotel vorgelegen. Die Zimmer habe das Bundesverwaltungsamt gebucht. Bei der Auswahl des Hotels hätten "reisekostenrechtliche und haushalterische Gesichtspunkte“ eine Rolle gespielt. Das Thüringer Innenministerium teilte mit, man sei mit der Unterbringung in Kirchheim "nicht befasst gewesen".
Leser*innenkommentare
Thüringeske Schnecke
Gast
In Thüringen ist das verständlich.
Andere Absteigen gibts da nicht. Es ist ja so nahe an Sachsen.
Liam
Gast
Hätte man sie wo anders untergebracht, würden sich die Leute nun über folgenden Artikel aufregen: "BKA in Luxushotel abgestiegen, Belastung für den Steuerzahler exorbitant viel höher, als nötig!"
Peinlich, klar- aber verwunderlich? Nein.
Vermutlich war das nette Hotel noch ein Tip aus den eigenen Reihen. Man verstehe mich nicht falsch, ich habs nicht so mit radikalen und da ist mir egal, ob rechts, links, zentral, vegan, religiös oder sonst wie, aber wir leben eben in einem RECHTSstaat.
WilderWusel
Gast
Na und...wären sie jetzt im Hilton untergebracht gewesen, hätte bestimmt auch wer was gewusst.
Rizo
Gast
@ Webmarxist:
Selbst WENN die Cops gewusst haben sollten dass der Schuppen irgendwelchen Faschos gehört (ich bin mir da nicht so sicher dass es eine interne schwarze Liste von "No-Go-Gastronomen" gibt - das ganze war halt ´ne Panne), ist meine Einstellung genau wie in Sachen Boykottaufruf der Hannoveraner Kripo bezüglich Hells-Angels-Produkten und -Bordellen:
Wenn jemand ein legales Geschäft führt darf er seitens des Staates nicht boykottiert oder direkt benachteiligt werden. Ich persönlich würde mir sicherlich ein anderes Hotel suchen, aber das ist nun mal nicht das selbe!
Erich Knusp
Gast
Die gute Nachricht lautet doch, dass das BKA den Ratzinger beschattet. Hoffentlich erwischen sie ihn...
Thomas aus dem Westen
Gast
Warum geht denn jeder Dödel davon aus, hier handele es sich um ein Versehen? Warum prüft nicht mal jemand ob innerhalb des BKA nicht vielleicht jemand so seine politischen kameraden unterstützen wollte. Was soetwas kann nicht sein, ach ich vergaß, deutsche polizisten begehen keine Fehler, schon gar keine strafrechtlich relevanten.
sigibold
Gast
Liebe taz du hast einen Knall!
dein sigibold
Webmarxist
Gast
@ Rizo
Das Hotel wo die BKA-Beamten übernachtet haben ist seit Jahren ein bekannter Treff für Neonazis. Rechtsextreme gehen dort ein und aus. Es wird sogar vom Vefassungsschutz beobachtet und die Bürger von Kirchhain wehren sich auch gegen die Rechtsextremen. Und da bucht das Landesverwaltungsamt Zimmer für die BKA-Beamten in einem Hotel wo regelmäßig Neonazis verkehren. Es untergräbt damit, das Engagement von den Kirchainer Bürgerbündnis gegen Rechts.
Juergen Klein
Gast
Eine nicht verbotene Partei hält ihre vom Gesetzgeber verordneten Parteitage ab - wo ist das Problem.
Seltsame Demokraten.
Ich möchte erinnern, das wir schon einmal so ähnliche Vorzeichen hatte. Heute heisst es "kauft nicht bei Rechten/Nazis"...
Leute, Leute, wo sind wir hingeraten.
Rizo
Gast
@ Schnarchnasenabteilung:
Meine Güte, jetzt lassen wir doch mal die Kirche im Dorf! Ich bin alles andere als ein Freund der NPD oder sonstiger Neonazis, aber dennoch bleibt bei mir die große "Na-und-Frage" unbeantwortet.
Abgesehen davon, dass wir bei diesem konkreten Fall über den sprichwörtlichen Sack Reis reden (die paar Euro für die eine oder andere Übernachtung) verstehe ich auch diese allgemeine Panikmache nicht.
Aus meiner Sicht gibt es absolut keine Notwendigkeit die NPD zu verbieten. Eine stabile Demokratie kann (und muss) kleine Splittergruppen von Spinnern und Radikalos aushalten indem man sie isoliert, unterwandert und für polizeiliche Ermittlungen transparent macht (wie die NPD).
Ob es nun durchgeknallte Islamisten, Scientology- oder sonstige Sektenfreaks, Faschos, linksautonome Randalierer oder Fußball-Hooligans sind - das sind doch keine gesamtgesellschaftlichen Bedrohungen für die demokratische Grundordnung, sondern (ich verallgemeinere mal ausnahmsweise) ein paar abgedrehte Penner mit verquastem Weltbild, Höhlenmenschen-Charakter, Minderwertigkeitskomplexen und ALG II als Einnahmequelle! Anstatt das HB-Männchen zu machen sollte man diese Freaks einfach auslachen - das macht mehr Spaß und tut denen am meisten weh.
Wenn Straftaten begangen werden, müssen die Täter eingelocht werden, keine Frage. Um Straftaten zu verhindern, müssen potentiell gefährliche Gruppen observiert und ggf. infiltriert werden, okay. Aber man sollte nicht jeden Bierkeller-Revoluzzer, Möchtegern-Mussolini oder Maulheld-Terroristen betrachten (und behandeln) wie Charles Manson oder Carlos den Schakal...das ehrt solche Freaks nämlich, außerdem radikalisiert und konsolidiert das ihre Gruppen.
BTW: Wieso ist denn das BKA eigentlich böse?
daweed
Gast
“Das BKA sollte sofort die Demokratie-Klausel unterschreiben. Wer mit Verfassungsfeindlichen Organisation zusammenarbeitet, darf keine staatl. Untersützung erhalten. Also BKA auflösen!”
wo endet hier mein Zynismus und wo fängt die Satire an?
Ich vermute diese “Demokratieklausel” ist Satire gegenüber denjenigen die sich den größten Feinden unserer Republik entgegenstellen.
Frau Schröter gehört also ins Kabarett…
@Schnarchnasenabteilung
Gast
[..]
Keine Toleranz für Intoleranz!
[..]
Herrlich ;-)
eilbekermicha
Gast
Wer als Angestellter so verschlafen seinen Job macht, wie in diesem Fall die Behörden, hat i. d. R. Konsequenzen zu erwarten.
Jeder Prestigegewinn für die Nazi-Szene ist zu vermeiden - geschweige denn eine Unterstützung durch das Abschliessen von Geschäften.
Schnarchnasenabteilung
Gast
Sicher ist das BKA scheiße. Die NPD ebenfalls und gehört verboten (steckt Euch Eure Demokratie-Keule sonst wo hin). Und das hier einige nicht kapieren, dass durch diesen Fall bekennenden Sympathisanten der Neonazi-Szene Steuergelder zugekommen sind - das Geld somit zum Teil direkt der Neonazi-Szene zu Gute kommt - ist eben die eigtl. Scheiße. Einfach mal weiter denken, als bis zum eigenen Vorgarten wäre hier angebracht!
Die NPD ist nicht demokratisch!
Keine Toleranz für Intoleranz!
NPD-Verbot sofort!
Faschisten bekämpfen!
aida
Gast
...und so wächst zusammen, was zusammen gehört....
Knorz
Gast
Seid doch froh, dass es so günstig war. Sonst hätte es den Steuerzahler doch noch mehr gekostet. Junge, Junge, was hier für Nachrichten gehypt werden...
Na und?
Gast
Danke für den Hoteltip.
Weinberg
Gast
Mich beschleicht das Gefühl, dass es sowohl beim BKA als auch beim Bundesverwaltungsamt Schlafhauben und Sehbehinderte (insbesondere auf dem rechten Auge) in großer Zahl gibt!
Die NPD wird sich über die zusätzlichen Einnahmen, bei denen es sich sozusagen um staatliche Fördergelder aus dem Hause Schäuble für die rechte Szene handelt, sicher gefreut haben.
Felix J.
Gast
Ich frage mich grade ernsthaft was daran so verwundert .Eigentlich haben doch nur nen Paar Leute vom BKA bei ihren Freunden von der NPD übernachtet.Die NPD ist zwar scheiße, das BKA aber auch!
P.Haller
Gast
Na das ist doch sicher ein idealer Unterbringungsortfür die Kollegen vom BKA.
Da ist der nötige "Stallgeruch" inklusive.
Beteigeuze
Gast
Wenn ich es richtig verstanden habe, gibt es beim BKA noch keine Abteilung, die sich mit der politischen Sauberkeit von Herbergsbetrieben beschäftigt? Kein politisches Gesundheitsamt?
Unerhört, hier muß unverzüglich zumindest eine Taskforce gegründet werden, damit künftige 'Empörung' des 'breiten Bürgerbündnisses' ausgeschlossen ist.
Welch eine grandiose Meldung; tausend Dank!
;-)))
stefan seither
Gast
Den Papst hätte man dort auch noch unterbringen können.
Rizo
Gast
Oh mein Gott, wie SCHLIMM!!! Das ist das Ende der Demokratie in Deutschland...wie konnte DAS denn bloß passieren?! Der Verantwortliche muss sofort geführ- äääh, gefeuert und verhaftet werden!
Hier übrigens noch ´ne aktuelle Meldung:
In China ist ein Sack Reis umgekippt.
broxx
Gast
Na und? Soweit ich weiß ist die NPD nicht verboten. Und ein Hotel kann nicht braun sein, oder glaubt ihr allen Ernstes das BKA Leute durch den Schlaf braun werden? Krudes Meinungsbild habt ihr manchmal...