Panter Preis 2015: Großzügige Gewinner

Am 19. September wurde im Deutschen Theater in Berlin zum elften Mal der taz Panter Preis verliehen.

Blumen gab es zum Schluss für alle Nominierten. Bild: Hein-Godehart Petschulat

Dass sich eine derartige Willkommenskultur in Deutschland entwickeln würde, konnten die taz-LeserInnen noch gar nicht ahnen, als sie im August ihre Stimmen für die sechs Panter-Preis-Nominierten abgaben.

• der ehemalige taz-Chefredakteur Andreas Rüttenauer

• taz-Auslandsredakteur Bernd Pickert

• Journalistin und Autorin Mely Kiyak

• der Gründer der Stiftung Futurzwei, Harald Welzer

• die ehemalige Berliner Wissenschaftssenatorin Adrienne Goehler aus dem Kuratorium der taz Panter Stiftung

Dem Moderator Martin Stankowski fällt zur neuen deutschen Hilfsbereitschaft aber nicht nur Positives ein, er denke dabei auch an jene, die versuchten, sich an der Situation der Flüchtlinge ökonomisch zu bereichern, sagt er. Kai Diekmann etwa habe kein Herz für Flüchtlinge bewiesen, sondern „eher ein Herz für die Auflage der Bild-Zeitung”. Stankowski ist Kabarettist und taz-Genosse aus Köln. Gemeinsam mit taz-Redakteurin Doris Akrap führt er am Samstag im Deutschen Theater durch den Abend.

Es ist das elfte Mal, dass der Panter Preis an Menschen verliehen wird, die gegen Unrecht kämpfen und sich für gesellschaftliche Veränderung einsetzen. Der ehemalige Chefredakteur Andreas Rüttenauer eröffnet die Preisverleihung mit einigen Gedanken zu aktuellen Entwicklungen: „Wären da nicht Heidenau oder Freital, man könnte sie beinahe glauben, die Story vom zweiten deutschen Sommermärchen. Und niemand würde sich wundern, wenn bald an jeder Tankstelle Deutschlandfähnchen mit der Aufschrift 'Refugees welcome' verkauft werden.”

    Hinschauen, wenn die wahren Helfer helfen

    Rüttenauer erkennt Parallelen zwischen erschöpften Helfern in München und den Panter-Preis-TrägerInnen der vergangenen Jahre: „Was sie tun, haben sie nicht gemacht, um beklatscht zu werden, und doch waren sie vielleicht froh, dass sie wahrgenommen werden. Hinschauen, wenn die wahren Helfer helfen – das geschieht vielleicht immer noch zu selten in unserer Helferrepublik. Deshalb ist es so gut, dass es den Panter Preis gibt.”

    Auch Elke Schmitter, Kuratoriumsmitglied der taz Panter Stiftung, hält eine Rede, in der sie die letzten Wochen Revue passieren lässt: „Die vielen Bilder von Deutschen, die Flüchtlinge mit Carepaketen begrüßen und deren Ankunft beklatschen, als wären diese erschöpften Menschen die Ersten bei der Tour de France. Und in gewissem Sinne sind sie es auch – nur haben sie sich nicht freiwillig auf diese Reise begeben.“

    Sport als Mittel zur Integration

    Nacheinander werden die Nominierten auf die Bühne gebeten, in kurzen Filmen und Gesprächen vorgestellt. Für den Jurypreis hält Kuratorin Adrienne Goehler die Laudatio auf die Gewinnerin Lina Schönfeld. Sie begründet die Auswahl damit, dass durch ihre Hilfe Spannung in Kraft umgewandelt werde und sie Sport als Mittel zur Integration benutze. Schönfeld gibt in der Dankesrede einen Ausblick auf ihre weiteren Ziele: „Ich arbeite daran, dass wir in Zukunft auch mehr Frauen im Boxtraining haben.”

    Die Laudatio auf „Watch the Med Alarmphone”, die GewinnerInnen des Leserpreises, hält Autorin Mely Kiyak. In ihrer Rede beschreibt sie, was mit dem Körper beim Ertrinken passiert, und rührt damit sichtlich das Publikum. „Watch the Med” ist ein Netz von AktivistInnen, die an Küsten Notrufnummern verteilen, Anrufe von in Seenot geratenen Flüchtlingen entgegennehmen und sich hartnäckig um  deren Rettung bemühen. „Weil alle den Preis verdient hätten, haben wir uns darauf geeinigt, das Preisgeld mit den anderen Nominierten zu teilen”, verkünden die ausgezeichneten AktivistInnen. Das kam noch nie vor, das Publikum klatscht. Auch nach elf Jahren Panter-Preis-Verleihung gibt es tatsächlich noch Überraschungen.

    SASKIA HÖDL