Paralympics in Olympia integrieren?: „Langweilig? Keine Spur!“

Die Paralympics und die Olympischen Spiele zusammenzulegen, fände Udo Lindenberg „supercharmant“. Die Verbände lehnen das ab.

Erleben London ohne ihre nicht behinderten Kollegen: südkoreanische Paralympioniken. Bild: dpa

BERLIN taz | Es ist eine Premiere: Zum ersten Mal in der Geschichte der Spiele werden Paralympics und Olympia vom gleichen Komitee organisiert. Die Olympischen Spiele aber sind seit zwei Wochen beendet, die Paralympischen fangen gerade erst an. Und das solle auch so bleiben, sagt Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB): „Die Spiele stoßen an ihre Grenzen.“ Mehr Teilnehmer seien einfach nicht machbar.

„Supercharmant“ findet dagegen Udo Lindenberg die Idee, beide Veranstaltungen gleichzeitig auszutragen. Das würde „fuer die Betroffenen, die es ja nich soooo leicht haben in life“, mehr Aufmerksamkeit schaffen, schrieb die 66 Jahre alte Rock-Ikone der sonntaz per iPad.

Die Olympischen Spiele, ein Fest für wirklich alle? Das fordert die Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Gesine Lötzsch. Das „olympische Wettrüsten“ müsse beendet werden. „Die Gleichzeitigkeit von Olympischen Spielen und Paralympics könnte ein lebensnäheres Bild des Sports zeichnen“, sagt sie im „Streit der Woche“.

Um die Spiele einander näherzubringen, entgegnet Verbandsdirektor Vesper, vergebe das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Sommer- und die Winterolympiaden bewusst nur an Bewerber, die beides ausrichten. Wenn die Paralympioniken anreisen, sind ihre nichtbehinderten Kollegen allerdings längst abgereist.

Die betroffenen Sportler sind sich uneins. Für den oberschenkelamputierten Sprinter Heinrich Popow wäre eine Zusammenlegung der „totale Overkill“. Andreas Onea, österreichischer Schwimmer, plädiert dagegen für einen gemeinsamen olympischen Auftritt. Onea musste im Alter von fünf Jahren nach einem Autounfall der linke Arm amputiert werden. Er sagt: „Man stelle sich vor, dass nicht nur Menschen aus aller Welt und vielen verschiedenen sozialen Schichten, sondern auch Nichtbehinderte und Menschen mit Handicap auf engstem Raum zusammenleben!“

Softwareentwickler Ralf Bächle aus dem Schwarzwald, der die Frage per E-Mail beantwortete, formuliert es so: „Es ist Zeit, den Paralympioniken den Platz zu geben, den sie verdient haben. Und langweilig? Keine Spur!“

Die sonntaz-Frage „Paralympics in Olympia integrieren?“ diskutieren außerdem die Vorsitzende des Sportausschusses des Bundestages, Dagmar Freitag, der ehemalige Paralympionik Rainer Schmidt und die behinderte Schwimmerin Kirsten Bruhn – in der sonntaz vom 25./26. August. Die sonntaz gibt es auch im Wochenendabo.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.