Paris verschärft Corona-Einschränkungen: Wein nur noch mit Essen

In der französischen Hauptstadt Paris gilt wegen steigender Coronainfektionen nun die höchste Alarmstufe. Bars und Cafés müssen schließen.

Eine Frau spaziert an einem spärlich besetzten Cafe vorbei.

Spärlich besetztes Pariser Cafés – in den nächsten Wochen sitzt hier gar niemand mehr Foto: Gonzalo Fuentes/reuters

PARIS taz | Am Montag, 5. Oktober, haben die französischen Gesundheitsbehörden für Paris und den näheren Vorortsgürtel die höchste „scharlachrote“ Alarmstufe vor dem eigentlichen Ausnahmezustand angeordnet.

Neue Vorsichtsmaßnahmen und noch drastischere Restriktionen als bisher treten damit in Kraft: Bars und Cafés müssen für mindestens zwei Wochen ganz schließen, Restaurants dürfen unter der Bedingung, dass sie verstärkte Hygiene- und Abstandsvorschriften einhalten und eine Namensliste ihrer Gäste erstellen, weiterhin mit Speis und Trank verdienen. Alkohol ohne Essen darf nicht mehr verkauft werden.

Fitnesszentren müssen geschlossen bleiben und die Schwimmbäder sind nur für Schulkinder und Spitzensportler:innen zugänglich. Die Hochschulen der Hauptstadt wurden angewiesen, wann immer möglich, die Vorlesungstermine zu verdoppeln, um so die Zahl der Studierenden in den Hörsälen zu halbieren. Universitäten und Schulen gelten, noch vor anderen Arbeitsplätzen, als einer der gefährlichsten Infektionsherde.

Eine wirkliche Überraschung sind diese bereits am Sonntag in allgemeiner Form angekündigten und nun präzisierten Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus nicht. Seit Tagen wurde die Bevölkerung von höchster Stelle gewarnt und ermahnt.

Anstoßen auf die verlorenen Geselligkeit

Bisher sollten die Menschen in der Hauptstadt und im Großteil des Landes auch auf der Straße und erst recht in Geschäften sowie – falls möglich – am Arbeitsplatz Schutzmasken tragen und private Treffen mit mehr als zehn Personen vermeiden. Nicht von der Maskenpflicht betroffen waren Cafés, Bars sowie Restaurants – weil es sich mit einer Maske eben schlecht essen, trinken oder (draußen) rauchen lässt.

Manchen mutet es absurd an, beim Spazieren im Park diese obligatorische Schutzvorschrift respektieren zu müssen, nicht aber auf einer Pariser Caféterrasse in dichtgedrängter Gesellschaft. So ließen es sich viele nicht nehmen, am Montag vor dem Inkrafttreten der neuen Restriktionen ohne Maske, aber mit einem letzten Mojito oder einem Bier unter „Copains“ auf eine bis auf Weiteres verlorene Freiheit und Geselligkeit anzustoßen.

Die von der Covidstatistik belegte Situation in Paris aber ist ernst. Laut Gesundheitsminister Olivier Véran, der fast täglich über den Stand der Epidemie Auskunft gibt, blinken für die Hauptstadt alle Warnlichter. Dazu dienen folgende Indikatoren: Die steigende Zahl der bestätigten Infektionen, die aktuell bei 250 Ansteckungen pro 100.000 Einwohner:innen liegt und damit die höchste Alarmstufe in der Region Paris ausgelöst hat; und der Anteil der von Covidpatient:innen belegten Betten in den Intensivstationen der Krankenhäuser, der 30 Prozent nicht überschreiten sollte.

In den Pariser Krankenhäusern aber droht die Zunahme der an Covid Erkrankten innerhalb kürzester Zeit dramatische Engpässe zu verursachen. Denn die Zahl der Betten in den Intensivstationen – in Frankreich insgesamt 5.000 Betten – konnte seit der ersten Epidemiewelle im Frühling mangels zusätzlichem Pflegefachpersonals nicht erhöht werden.

Die verschärften Coronamaßnahmen sollen eine Katastrophe im hoffnungslos überforderten Gesundheitssystem vermeiden. Doch das Vertrauen der Französ:innen in die Regierung ist wegen diverser Fehlentscheidungen in der Pandemie erschüttert. Die Regierung kann jetzt nur noch Angst vor dem Virus und einem zweiten Lockdown schüren, um die Menschen zur Einhaltung der Maßnahmen zu bewegen.

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