Personenführung #39: Julia Ley: Genderbeauftragte? Nein danke!

Neben ihrem Faible für spezielle Themen verfügt die junge Journalistin über die Gabe der absoluten Präzision.

Bild: Isabel Lott

Man bemerkt es sofort, wenn sie einen Raum betritt. Nicht, weil Julia Ley mit starker Willkommensgeste um Aufmerksamkeit bittet. Nein, den lärmenden Auftritt braucht diese Kollegin nicht. Sie strahlt auf eine anziehende Weise Autorität und Selbstbewusstein aus – kein Wunder, dass sie spielend jeden Raum belebt.

Ungewöhnliche Themenvorschläge

Ley, die zur Geschichte und Politik des Nahen Ostens studierte und über gute Verbindungen in die Türkei verfügt, ist insofern eine Bereicherung für die Redaktion der sonntaz, in der sie als Autorin arbeitet. Dort hat sie sich schnell einen Namen mit eher ungewöhnlichen Themenvorschlägen gemacht.

Etwa: Was hat es mit den Winkekatzen auf sich, die in jedem asiatisch angehauchten Imbiss, Kiosk oder Nagelstudio winken? Julia recherchierte und kann nun ausschließen, dass bei diesen Objekten die Berliner Winkekatzenmafia am Werk ist. Neben ihrem Faible für spezielle Themen verfügt die junge Journalistin über eine Gabe, die sich andere das ganze Berufsleben lang nicht anzueignen vermögen: absolute Präzision.

Sachliche und logische Richtigkeit

Julia Ley tippt nicht nur einfach, ohnehin nachrichtensicher, ein paar Zeilen zusammen. Sie wägt ihre Worte genau im Hinblick auf ihre sachliche und logische Richtigkeit, selbst wenn der Redaktionsschluss bedrohlich nah rückt.

Sie kam zum Journalismus über die taz Panter Workshops. Jüngst verstärkte sie das taz.brasil-2014-Team. Dies hatte mehr weibliche Kollegen nötig, wie sie gleich am ersten Tag nüchtern feststellte. Als Genderbeauftragte wollte sich die 26-jährige gebürtige Berlinerin keinesfalls verstanden wissen. Entsprechende Themenvorschläge wehrte sie so kühl wie konsequent ab: Das wäre ihr einfach zu banal gewesen.

Manuel Schubert