Personenführung #66: Saskia Hödl: Herrlicher Schmäh in Berlin

Sie will die Dinge zum Gelingen bringen. Wenn es dabei kompliziert wird, egal. Sie bleibt dran.

Bild: privat

Einige Klischees über Berliner und Wiener werden frappierend ähnlich erzählt: Beide seien eher knurrig, grantig, schwierig und auf den ersten Blick unsympathisch. Freilich überspielen die Wiener ihre Unleidlichkeit mit einer Extraportion pudriger Süßlichkeit, gemeinhin auch „Schmäh” genannt. Ein unschlagbarer Vorteil gegenüber den Berlinern, die eben doch nur kläffende Schnauze haben.

Generöse Herzenswärme

Bei der gebürtigen Wienerin Saskia Hödl, die seit 2013 ihr taz-Volontariat absolviert, sind all diese Klischeezuschreibungen irrelevant. Sie treffen auf sie einfach nicht zu. Mehr noch, wenn Saskia Hödl im Haus ist, wird aus der sonst eher aufgewühlt-kratzbürstigen taz-Redaktion ein jovial zugewandtes Team. Sie ist ein Hort generöser Herzenswärme – und Ruhe, wovon man sich vorbehaltlos anstecken lässt.

Saskia Hödl will die Dinge gewissenhaft zum Gelingen bringen. Wenn es dabei kompliziert wird, egal. Sie bleibt dran, fordernd, aber immer menschlich zugewandt. Hineingeboren in eine österreichisch-deutsch-sudanesisch-slowenisch-polnisch-jüdisch-katholisch-muslimische Familie, bringt diese Kollegin menschlich alles mit, was man für das Zurechtkommen in einer unwirschen Umgebung wie der taz braucht.

Handwerklich sind ihre Qualitäten sowieso unbestritten, da sie an der Fachhochschule Wien Journalismus und Medienmanagement studiert hat und anschließend über Praktika bei Welt und Zeit Magazin zur taz kam, als Volontärin der taz Panter Stiftung.

Wurzeln in Wien

Der Aufbruch von Wien nach Berlin gestaltete sich dabei eher chaotisch, blieb ihr doch von der Bestätigung bis zum Beginn des Volontariats nur ein knapper Monat. Fraglos gelang ihr das. Alles, was nicht in ein paar Umzugskisten passte, wurde einfach verschenkt oder verkauft. Ihre Wurzeln in Wien hat sie, taz hin oder her, nicht abreißen lassen. Als Korrespondentin der Wiener Zeitung reportiert sie regelmäßig über die deutsche Hauptstadt.

Sofern sie sich nicht mit Journalismus und besonders ihrer Vorliebe für Datenjournalismus beschäftigt, erkundet sie die Berliner Kultur, widmet sich ihrem Hund – und ihrem Balkon. Vielleicht ganz gewöhnlich, aber eben auch wunderbar entspannt. Ende April ist ihr taz-Volontariat abgeschlossen, sie wird diesem Hause dennoch erhalten bleiben.

MANUEL SCHUBERT, Jahrgang 1984, ist Filmjournalist, Gastronom und Redakteur der taz

Dieser Artikel ist zuerst in der gedruckten taz vom 25. April 2015 erschienen.