Personenführung #67: Klaus Hillenbrand: Der Motor der taz

Der taz.eins-Chef und Dienstälteste im Nachrichtenbetrieb der taz agiert mit einer famosen Mischung aus Wissbegierde und Gelassenheit.

Bild: Wolfgang Borrs

Ein grauer Dienstagmorgen, grantige Gestalten huschen verschlafen durch die Rudi-Dutschke-Straße. Alle sind müde.

Alle? Im zweiten Stock brennt Licht, hier sitzt Klaus Hillenbrand, der um 8.15 Uhr schon die wichtigsten Nachrichten gelesen hat und dabei – man glaubt es kaum, um diese Uhrzeit! – viel Interessantes, ja sogar Lustiges gefunden hat. „Da draus müssen wir was machen”, ruft er fröhlich den hereinschlurfenden Ressortleitern zu. „Das klingt spannend! Habt ihr jemand, der sich da auskennt und schreiben kann?”

Das eigentliche Wunder ist er selbst

Auskennen und schreiben können – das sind die klassischen Kriterien, nach denen taz.eins-Chef Klaus Hillenbrand Autoren für die Schwerpunktseiten sucht.

Das eigentliche Wunder aber ist er selbst. Ein Wunder nie versiegender Neugier. Ob eine weitere Hiobsbotschaft aus den hintersten Krisenwinkeln dieser Welt oder ein Krach im Bundestagsinnenausschuss – wenn sich dafür jemand schnell begeistern kann, dann der Dienstälteste im Nachrichtenbetrieb der taz. Soweit es die Personalbuchhaltung rekonstruieren kann, ist er 57 und seit mindestens 1986 dabei. Und er schafft es immer weiter immer wieder, sich und die Kollegen anzutreiben. Klaus ist der Motor der taz.

Wissbegierde und Gelassenheit

Wie macht der das? Mit einer famosen Mischung aus Wissbegierde und Gelassenheit – selbst am 11. September blieb er cool. Gerade an solchen Tagen scheint Klaus in seinem Job aufzugehen, dann organisiert er Sonderseiten wie andere Brötchen.

Ja, hat der Mann kein Privatleben? Doch, doch, und was für eines. In seiner Freizeit fliegt er zwischen Australien, Israel, Zypern und seiner Heimatstadt Köln hin und her. Er fährt gern Rad und paddelt. Vor allem aber beschäftigt er sich gerne, ausgiebig und voller Leidenschaft mit – Akten. Aus der Nazizeit. Und macht daraus ein flott lesbares Buch nach dem anderen.

Echt gute Nerven

Wer bei so einem Job und solchen Hobbys so optimistisch der Welt zugewandt bleibt, muss echt gute Nerven haben – oder genug „Benson & Hedges”.

Kann sein, dass uns irgendwann der Himmel auf den Kopf fällt. Aber solange Klaus da ist, braucht zumindest die taz davor keine Angst zu haben.

LUKAS WALLRAFF, taz.eins-Kollege von Klaus Hillenbrand