Personenführung #68: Christian Jakob: Berichterstatter aus nächster Nähe

Ob auf Malta oder in Dresden, ob Flüchtling oder Taifun-Überlebende – der Globetrotter unter den taz ReporterInnen erzählt ihre Geschichten.

Christian Jakob, Jahrgang 1979, Reporter im Rechercheressort der taz Bild: Kathrin Windhorst

Neulich kam er aus Malta zurück. Auf der Mittelmeerinsel wollte er sich angucken, was in unseren Gegenden hauptsächlich über TV-Bilder bekannt ist: Was sind es für Menschen, die eine lebensgefährliche Reise aus Afrika nach Europa unternehmen, um bei uns auf die Suche nach dem besseren Leben zu gehen?

„Dieser Reporter berichtet uns von der Überlebensgier der Flüchtenden, von ihren Sehnsüchten und Hoffnungen“

Christian Jakob, 1979 in Quakenbrück geboren, der in Bremen und Mailand zum Soziologen wurde, kam, nach sechs Jahren bei der taz-Nord in Bremen, 2012 zur taz nach Berlin. Arbeitete zunächst drei Jahre im taz1-Ressort und betreute die „Seite 1” unserer Zeitung, ehe er kürzlich zum Mitglied der ReporterInnenriege wurde.

Ein Glücksfall, weil dieser Kollege extrem gut Bescheid weiß über europäische Grenzdrähte, über Politiken der Fluchtverhinderung, und dabei nie vergisst, die je einzelnen Schicksale der Menschen in den Booten der Schlepperbanden zu würdigen.

Jakob, von größter Zuvorkommenheit im persönlichen Umgang, souverän zu einem „Guten Morgen” zu Beginn des Tages willens, interessiert sich in diesem Sinne für ein Europa, das mit jedem Einwanderer, mit jeder Einwanderin neu wird – dieser Reporter berichtet uns von der Überlebensgier der Flüchtenden, von den Sehnsüchten und Hoffnungen, ohne sich in eigener Sentimentalität zu gefallen.

Forschen über die Globalisierung - in Buenos Aires

Als Reporter – der Fußball nicht ausstehen kann, aber Techno mag – hat er auch über das Schicksal eines in Dresden gestorbenen Asylbewerbers berichtet: Ein Fall, bei dem geglaubt wurde, die durch die Pegida-Umzüge beförderte Atmosphäre in Sachsen hätte dessen Tod bewirkt.

Nein, so war es nicht – aber Christian Jakobs Bericht in der taz.am wochenende war auch kein „Falscher Alarm!”-Text, sondern eine sehr präzise Skizze dessen, was Asylbewerber im Sachsen der Pegida-Bewegung zu ertragen haben.

Kürzlich war er auf den Philippinen, berichtend vom Kampf der Überlebenden eines Taifuns. Er sagt: „Es sind Klimawandelopfer, vor allem dies.” Ein Thema, das uns noch sehr beschäftigen wird.

Im September geht er einige Monate nach Buenos Aires, um an der Uni über Globalisierung zu forschen. Wir erwarten ihn dringend zurück!

JAN FEDDERSEN