Peter Gauweiler über CSU-Chef Seehofer: „Der scheißt sich um wenig“

In Wildbad Kreuth geht es um das „Zammrucka“ der CSU, sagt Peter Gauweiler. Die Stimmung sei gut und Horst Seehofer ein erfolgreicher Parteichef.

Bei der CSU zieht nur einer die Fäden: Horst Seehofer. Bild: dapd

taz: Herr Gauweiler, Sie haben schon viele Klausurtagungen in Kreuth hinter sich gebracht. Wie ist die Stimmung in diesem Jahr?

Peter Gauweiler: Die Stimmung ist gut und angenehm. Hier in Kreuth geht es ja nicht nur um die Inhalte, das Rationale. Wir sind eine gefühlige Partei. Mindestens genauso wichtig ist das Drumherum, das Sichbegegnen, das ,Zammrucka‘, wie man auf Bayerisch sagt.

Sind die verbalen Angriffe Seehofers aus dem letzten Jahr tatsächlich vergeben und vergessen?

Ach, das war doch nur Medientheater, oder genauer ein Theater, das die Medien benutzte.

Glauben Sie nicht, dass davon bei den geschmähten Kollegen was hängen bleibt?

Parteifreundschaften sind keine richtigen Freundschaften. Das ist immer eine Konkurrenzsituation. Manchmal steht man bei so etwas drüber und manchmal nicht. Dann gibt es Biestigkeiten.

Viele halten Seehofers Führungsstil für unkollegial. Sie auch?

Nein. Das Kollegialste, was die Nummer eins machen kann, ist am Ende ein gutes Wahlergebnis einzufahren. Und was das angeht, hat Seehofer die Situation für die CSU verbessert. Es bringt der Truppe nichts, wenn der Chef zwar auf kollegial tut, aber am Ende verlieren die Abgeordneten ihre Mandate. Also: Kopf einziehen und warten, bis das Gewitter vorüber ist.

63, sitzt seit 2002 als Abgeordneter der CSU im Bundestag. An den Klausurtagungen der CSU in Wildbad Kreuth nimmt er seit Mitte der 1980er Jahre teil.

Trotzdem hat Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner als Nachfolgerin für Seehofer ins Gespräch gebracht. Eine klare Retourkutsche für Seehofers Schmähung vor Weihnachten, unter anderem gegen Ramsauer. Schadet so ein Vorschlag Ilse Aigner zu diesem Zeitpunkt?

Sie ist im Gespräch. Das schadet einem politischen Individuum nie. Ich glaube sowieso, dass die Spitzenkandidaten der CSU in der Zeit nach Seehofer nicht mehr so bestimmt werden, wie das bisher der Fall war. Das kann sich bald keine Partei mehr leisten. So etwas werden in Zukunft die Mitglieder entscheiden.

Sie meinen bei einer Urwahl, wie sie die Grünen jüngst abhielten, um die Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl zu bestimmen?

Ja. Bei allem, was uns von den Grünen trennt, haben sie das souverän vorgemacht. Ein Spitzenkandidat, der die Basis im Rücken hat, wird viel stärker sein, als einer, der nur auf politische Allianzen in der Parteispitze angewiesen ist.

Wird ein Politiker wie Horst Seehofer, der als Einzelgänger gilt und den viele in der Partei für unberechenbar und gefährlich halten, dann noch eine Chance haben?

Auf jeden Fall! Seine Unabhängigkeit ist ja gerade das Gute an Seehofer. Bei aller Kritik ist eines sicher: Der scheißt sich um wenig. Das ist mir lieber als eine Marionette, bei der man nicht genau weiß, wer eigentlich die Fäden zieht. Natürlich sorgt das auch für Irritationen. Aber Seehofer hat die CSU in einer miserablen Situation übernommen und hat sie wieder zu einem Faktor in Bayern gemacht. Das ist sein Erfolg und das kann ihm niemand nehmen.

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