Petition der Woche: War’s ein Serienkiller?

In England treibt der „Katzenkiller von Croydon“ sein Unwesen und die Politik tut nichts. Oder ist doch alles ganz anders?

Eine Katze läuft in der Morgendämmerung über einen Weidezaun

Ist auch diese Katze in Gefahr? (Symbolbild) Foto: dpa

In England gehen schreckliche Dinge vor sich. Nein, es geht nicht um Brexit oder warmes Bier, es ist schlimmer. „Katzen werden entführt und brutal getötet“, heißt es in einer Petition an die Premierministerin Theresa May. „Sie werden zerteilt, ihre Köpfe und andere Körperteile werden abgeschnitten. In einem Fall war die Katze in der Mitte durchgeschnitten, aber wieder zusammengesetzt, so dass der Besitzer glaubte, dass die Katze noch am Leben war, doch er lag leider falsch.“

Die Polizei unternehme nicht genug, um die Katzen zu schützen, finden Tony Jenkins und seine südafrikanische Partnerin Boudicca Rising, die Initiatoren der Petition. Boudicca war eine keltische Königin, die im Jahr 60 einen erfolglosen Aufstand gegen die römische Besetzung Britanniens angezettelt hat. Ihren richtigen Namen will die 47-Jährige wegen ihres Arbeitgebers lieber nicht verraten.

Mit dem 52-jährigen Jenkins hat sie die Tierschutzorganisation South Norwood Animal Rescue and Liberty gegründet. Getreu der englischen Vorliebe für bedeutungsschwere Abkürzungen bedeutet „Snarl“ auf deutsch „Knurren“. Aber mehr als 400 Katzen knurren nicht mehr, weil sie ermordet worden seien, sagen Jenkins und Rising.

Bei dem Fall passt alles, um der Öffentlichkeit einen wohligen Schauer über den Rücken zu jagen: die Faszination mit Serienmördern, die englische Obsession mit Katzen, und die Medien, die reißerische Schlagzeilen produzieren. Selbst die New York Times und Vanity Fair haben über den „Katzenkiller von Croydon“ berichtet.

Phantom oder Fuchs

Die Mordserie hat angeblich 2014 begonnen und war zunächst auf den Londoner Stadtteil Croydon und Umgebung beschränkt. Snarl glaubt, dass ein Einzeltäter dahinterstecke. Inzwischen sind aber auch Fälle aus Sheffield, Manchester, Brighton, Dover, Luton und der Isle of Wight gemeldet worden.

Anlass der Petition Über 400 verstümmelte britische Katzen

Das wollen die Initiatoren Eine Verstärkung der Sonderkommission

Das wollen sie wirklich Den „UK cat killer“ hinter Gittern

Die Polizei hatte im November 2015 eine Sonderkommission unter dem Namen „Operation Takahe“ einberufen. Warum man sie nach einer flugunfähigen Vogelart Neuseelands benannt hat, ist unbekannt. Jedenfalls haben die Beamten bisher mehr als tausend Stunden investiert, aber weder eine Tatwaffe, noch menschliche DNS oder Aufnahmen aus Überwachungskameras gefunden, sagte Kriminalmeister Andy Collin.

„Katzen sind das Angriffsziel, weil sie als feminin gelten“, glaubt er. „Der Killer kann nicht mit einer Frau oder Frauen umgehen, die ihn beunruhigen.“ Collin befürchtet, dass er seine Mordserie auf Frauen oder Mädchen ausweiten könnte. Er gehe sehr sorgfältig vor: Da es an den Tatorten keine Blutspuren gab, sind die Tiere offenbar anderswo getötet und am Fundort abgelegt worden.

Ist der mutmaßliche Täter tatsächlich so umsichtig, dass er Schutzkleidung trägt und über Mauern klettert, um den Überwachungskameras zu entgehen? Und wie kann er an so vielen verschiedenen Orten gleichzeitig zuschlagen? Snarl behauptet, die Polizei fahnde nach einem „pickligen Weißen im Alter von rund 40 Jahren mit dunkler Kleidung und kurzen braunen Haaren sowie einer Taschenlampe“.

Man habe ihn noch nicht gefasst, weil es ihn gar nicht gebe, meint hingegen Stephen Harris, ein pensionierter Professor für Umweltwissenschaft aus Bristol. Die Katzen seien von Autos überfahren und erst danach von Füchsen verstümmelt worden. Das deckt sich mit den forensischen Untersuchungen der Polizei, wonach die Verstümmelungen postmortem entstanden sind.

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„Wir wissen seit Jahrzehnten, dass Füchse die Köpfe und Schwänze von Tierkadavern einschließlich toter Katzen abbeißen“, sagt Harris. Er erinnerte an eine ähnliche „Mordserie“ Ende der neunziger Jahre, bei der es sogar Gerüchte über satanische Rituale gab. Nachdem Harris damals sein Gutachten abgegeben hatte, schloss die Polizei die Akte.

Auch diesmal sind die Beamten skeptisch. Waren anfangs 15 Polizisten abgestellt, so sind es jetzt nur noch zwei. Collin ist ebenfalls von dem Fall abgezogen worden. Jenkins und Rising sind darüber erbost, und sie haben die Unterstützung von anderen Tierschutzorganisationen wie Peta. Man hat eine Belohnung von 10.000 Pfund für die Ergreifung des Täters ausgesetzt. Rising sagt, wenn sie ihn schnappt, macht sie ihn fertig.

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