Pferdefleisch bei Ikea: Wieherst Du schon?

Pferde-DNA in den beliebten „Kötbullar“: Diese Entdeckung machten Veterinäre in Tschechien. Schwedische Ikea- Restaurants bieten gar keine Fleischbällchen mehr an.

Das unmögliche Pferdefleisch machte sich auch beim schwedischen Möbelhaus breit. Bild: dpa

PRAG dpa/rtr/ap | In den Hackbällchen „Köttbullar“ der Möbelhaus-Kette Ikea haben Behörden in Tschechien Pferdefleisch nachgewiesen - in den deutschen Filialen wurde dagegen keines gefunden. Pferde-DNA sei in einer Ein-Kilogramm-Tiefkühlpackung der Ikea-Filiale in Brno festgestellt worden, teilte der Sprecher des staatlichen Veterinäramts, Josef Duben, am Montag mit.

Die Behörde wies Ikea an, das Produkt sofort aus den Regalen zu nehmen. Es handelte sich um eine in Schweden hergestellte Packung mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum 22.1.2014. Ihr Inhalt war als Rind und Schwein deklariert worden. Insgesamt 760 Kilogramm der Ware wurden zurückgerufen.

Die Sprecherin von Ikea Deutschland, Sabine Nold, sagte: „Wir haben eine DNA-Probe vom vergangenen Freitag, die besagt, dass in deutschen Köttbullar kein Pferdefleisch enthalten ist.“ Auf Tierarten-DNA werde nicht routinemäßig untersucht. Es werde diskutiert, ob wegen der Pferdefleischfunde in Köttbullar in Tschechien auch in deutschen Ikea-Restaurants weiter getestet werden solle. Weltweit setzte Ikea mit Esswaren im vergangenen Jahr 1,3 Milliarden Euro um.

In den schwedischen Ikea-Restaurants werden wegen des Verdachts auf Pferdefleisch keine Fleischklöße mehr angeboten. „Unsere eigenen Kontrollen haben keine Spuren von Pferdefleisch ergeben“, teilte das Unternehmen in Schweden mit. Den Verkaufsstopp begründete Ikea mit „möglicher Unruhe unter Kunden“ nach dem Bericht aus Tschechien.

Nach Angaben von Ikea-Sprecherin Ylva Magnusson wurde der Verkauf der Fleischbällchen aus der entsprechenden Lieferung inzwischen auch in folgenden Ländern gestoppt: Großbritannien, Frankreich, Portugal, Niederlande, Spanien, Italien, Griechenland, Belgien, Irland, Slowakei, Ungarn und Zypern. Andere Lieferungen seien nicht betroffen, hieß es. Eine weltweite Ausweitung des Verkaufsstopps sei daher nicht nötig, sagte sie.

Fast alle europäischen Ikea-Warenhäuser bieten die Hackfleischbällchen an - auch in der Tiefkühlpackung zum mitnehmen. Sie werden in fast alle Länder aus einer Fabrik im mittelschwedischen Lidköping geliefert.

Darüber hinaus wurde in Tschechien Pferdefleisch in aus Polen importierten Burgern festgestellt, die eigentlich aus Rind bestehen sollten. Vergangene Woche war das falsch etikettierte Fleisch bereits in Bolognese-Lasagne der Firma Tavola S.A. Comigel der Einzelhandelskette Tesco in Tschechien nachgewiesen worden.

Lebensmittel-Reisepass gefordert

Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) erhofft sich von einer Diskussion mit ihren EU-Kollegen über den Pferdefleischskandal Fortschritte in der Frage, wie auch die Herkunft von Fertigprodukten europaweit gekennzeichnet werden kann. „Wir wollen eine Herkunftskennzeichung auch bei verarbeiteten Produkten“, sagte Aigner am Montag in Brüssel vor dem EU-Treffen. Aigner äußerte die Erwartung, dass die EU-Länder dabei "heute einen Schritt weiter kommen" und "Eckpunkte" für eine solche Kennzeichnung vereinbaren.

In Deutschland und zahlreichen anderen europäischen Ländern waren zuletzt nicht deklarierte Spuren von Pferdefleisch in Fertiggerichten wie Ravioli, Tiefkühllasagne oder Dosengulasch entdeckt worden. Wo das Fleisch von Pferde- zu Rindfleisch umetikettiert wurde, wird derzeit ermittelt. Die Verarbeitung von Lebensmitteln sei „ein komplexes System, aber es ist wichtig für den Verbraucher, dass er das auch mehr erkennen kann, auf welchen Stufen was verarbeitet wurde“, sagte Aigner. „Es ist eine Frage der Transparenz und wir wollen es dann bei allen europäischen Ländern gleichmäßig umsetzen.“

Österreichs Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich forderte einen Lebensmittel-Reisepass für Fertigprodukte „nach dem Motto: Ich erkenne, woher meine Lebensmittel kommen“. „Nach diesem Etikettenskandal muss gehandelt werden“, sagte Berlakovich in Brüssel. „In den verarbeiteten Produkten erkennt man nicht, woher das Fleisch stammt, woher die Milch kommt. Und das wollen wir haben.“

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