Pläne für Ubuntu-Smartphones: Pressetermin für einen Traum

Die Linux-Variante Ubuntu soll es künftig auch für Smartphones geben. Ob aus den Plänen je Wirklichkeit wird, ist keineswegs sicher.

„Etwas, was nie zuvor existiert hat“: Ubuntuphone. Bild: Screenshot: Youtube

KÖLN taz | Er wäre wohl gerne der Steve Jobs der Linux-Szene. Unternehmer Mark Shuttleworth, Schöpfer des Linux-Systems namens Ubuntu, hat bei der Ankündigung seines neuen Projekts mehr als nur eine Seite aus dem Drehbuch der Apple-Produktankündigungen übernommen. Auf der Ubuntu-Website ließ er einen Countdown laufen, um die Gerüchte nun anzuheizen.

Als er dann am Mittwochabend seine virtuelle Keynote ins Netz stellte, klang er ganz ähnlich wie das große Vorbild: „Unsere Mission ist es, etwas Außergewöhnliches zu schaffen – etwas, was nie zuvor existiert hat“. Gemeint ist damit der Einstieg der Linux-Distribution Ubuntu in das Smartphone-Geschäft.

Das ist freilich eine Übertreibung: Die Verknüpfung aller Geräteklassen ist längst ganz oben auf der Agenda von Konzernen wie Google, Apple und auch Microsoft – womit die Konkurrenten auch mehr oder weniger erfolgreich sind. Doch das Design-Konzept, das Shuttleworth präsentiert, hat durchaus Neuerungen gegenüber der etablierten Konkurrenz aufzuweisen.

So wird der Lock-Screen des Smartphones durch einen Willkommens-Screen ersetzt, auf den der Nutzer einfach verschiedene Anwendungen hineinziehen kann. Ein Wisch von links bringt eine Anwendungs-Startleiste, von unten bekommt der Nutzer eine ausführliche Zeitleiste, die Informationen von den neusten E-Mails bis hin zum Wettebericht vereint, ein Wisch von oben öffnet die Suchleiste, die nicht nur das Web und das Smartphone, sondern auch viele andere Dienste durchsuchen kann.

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Doch das Smartphone ist bis jetzt nicht mehr als eine Design-Studie, beziehungsweise ein Vorschlag an die Telefonindustrie. Zwar sollen viele Bestandteile des Smartphone-Ubuntus schon funktionieren – in die Läden kommt die ersten Geräte wohl frühestens in einem Jahr. Denn damit die Vision von Shuttleworth wahr werden kann, braucht er Unterstützung von Smartphone-Herstellern und Providern.

Shuttleworth verspricht, was auch schon die Konkurrenz immer wieder in Angriff genommen hat – aber immer nur mit teilweisen Erfolgen umsetzen konnte: Anwendungen sollen gleichermaßen auf großen Bildschirmen als auch auf Smartphones laufen, ohne dass die Entwickler alles neu programmieren müssen. Gleichzeitig sollen Web-Applikationen verlustfrei auf Ubuntu laufen, sodass solche Anwendungen, die für iPhone oder Android entwickelt wurden, mit minimalem Anpassungsaufwand auf dem Ubuntu-Handy laufen könnten. Mehr noch: Mit einer angeschlossenen Tastatur und einem Bildschirm soll das Smartphone wie ein Desktop-Computer funktionieren.

Nicht das einzige Linux-Telefon

Ob das Linux-Smartphone von Mark Shuttleworth Wirklichkeit wird, ist keineswegs sicher – so experimentierten schon Nokia und Intel mit Linux-Smartphones. Auch Firefox OS, das eine offene Alternative zu den proprietären Plattformen Android und iOS bieten soll, basiert auf einem Linux-Kern. Doch gerade im Mobilfunkmarkt ist eine Zersplitterung des Marktes für alle Beteiligten schädlich. Um mit den Branchenschwergewichten Apple und Android konkurrieren zu können, muss man möglichst viele Beteiligte in einem Projekt vereinen.

In seinem Bemühen, Ubuntu immer mehr zum Cloud-System auszubauen, stieß Shuttleworth in der Linux-Szene in der Kritik. Dass er in die Desktop-Version von Ubuntu einen Suchservice für Amazon-Produkte integrieren ließ – Amazon zahlt pro Suchanfrage und danach erfolgtem Kauf eine Provision – erzürnte den Gründer der Free Software Foundation so sehr, dass er die Software als „Spyware“, als Schnüffelsoftware, kritisierte.

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