Playoffs im US-Fußball: Frank Rost und die Vorruheständler

Nur wenige Altstars aus Europa nehmen die US-Fußballliga MLS so ernst wie Torwart Frank Rost. Nun steht der Ex-HSV-Kapitän mit New York in den Playoffs.

Red Bull (New York) vs. Herbalife (L.A.): Frank Rost (l.) gegen Adam Cristman. Bild: dapd

BERLIN taz | Es ist erst ein paar Monate her, da war Frank Rost die große Lachnummer der Major League Soccer. Im Juli hatte der deutsche Torwart-Kämpe zum ersten Mal für die Koffeintrunkauswahl aus New York gespielt, im August lachten alle, die sich in den USA für Fußball interessieren, über den 38-jährigen Ex-Bremer, Ex-Schalker und Ex-Hamburger.

Was um Himmels willen haben die da im Flugzeug gemacht? Es war gemeldet worden, Rost habe sich beim Sitzen auf einem Flug von London nach New York so verkrampft, dass er erst einmal nicht mehr spielen könne. Mittlerweile wird der Torwart nicht mehr verlacht. Auch weil er in der gerade zu Ende gegangenen Saison in den elf Spielen, die er für New York bestritten hat, fünf Mal ohne Gegentor geblieben ist, darf er nun kennen lernen, was er aus Deutschland nicht kennen kann: Playoffs. Heute spielt er gegen den FC Dallas um den Viertelfinaleinzug.

New York hat sich durch einen 1:0-Erfolg gegen Philadelphia am letzten Spieltag der regulären Saison gerade einmal noch so in die Playoffs geschummelt. Die teuerste Mannschaft der MLS darf auch nur deshalb noch mitspielen, weil die Liga in dieser Saison eine zusätzliche Playoff-Runde installiert hat. Es war ein miese Saison, die die New Yorker da abgeliefert haben. Thierry Henry, 34, schoss zwar 14 Tore, konnte sich aber oft nur in den Spielen gegen andere prominente Mannschaften wirklich motivieren. Immerhin werden ihm die Fans so schnell nicht vergessen, wie er vor vier Wochen David Beckhams Los Angeles Galaxy abgeschossen hat. Zum Saisonschluss fehlte er, weil er sich zuvor eine Rote Karte eingehandelt hatte. Zum Augenverdrehen für die Anhänger, von denen es gar nicht so wenige gibt. Zu den Heimspielen kamen zuletzt regelmäßig 25.000 Zuschauer, womit das Stadion in Harrison regelmäßig so gut wie ausverkauft war.

Und während Henry wegen seiner lichten Momente Gnade bei den Fans findet, wird ein anderer Importstar offen angefeindet. Rafael Marquez, 32, der Mexikaner, der jahrelang das Spiel des FC Barcelona eröffnet hat, gilt als Inbegriff des lustlosen Vorruheständlers. Schnell war klar, dass einer, der so spielt, für die Organisation der Abwehr nicht geeignet ist. Marquez jedoch wies jede Verantwortung von sich und sagte, dass seine Mitspieler zu schlecht seien. Das hat ihn nicht gerade beliebter gemacht, nicht in der Mannschaft und auch nicht bei den Fans. Trainer Hans Backe hat ihn mittlerweile ins Mittelfeld verschoben und schickt ihn, wenn Thierry Henry verletzt oder gesperrt ist, trotz alledem mit der Kapitänsbinde auf das Feld.

In den Soccerforen wird der Fall Marquez durchaus hitzig diskutiert und längst brechen keine Jubelstürme mehr aus, wenn vermeldet wird, dass es Anzeichen dafür gibt, dass sich ein alternder Star aus Europa überlegt, in die USA zu wechseln. Rio Ferdinand, der 32-jährige Verteidiger von Manchester United, soll angeblich in Kontakt zu Chicago Fire gestanden haben. Viele, die gesehen haben, wie ungeschickt sich der englische Nationalspieler bei der 1:6-Pleite gegen Manchester City angestellt hat, dürften froh sein, dass das Management von Ferdinand einen Wechsel in die USA mittlerweile ausgeschlossen hat.

Beckham hat erstmals Spaß in der MLS

Und während man auf den nächsten Namen eines europaerfahrenen Kickers wartet, der angeblich unbedingt in die Staaten wechseln will, verdichten sich die Hinweise, dass David Beckham, der die US-Liga mit seinem Wechsel 2007 geadelt hat, nach Europa zurückkehrt. Der hat in dieser Saison das erste Mal den Eindruck vermittelt, die MLS mache ihm wirklich Spaß. So gut war LA Galaxy in der regulären Saison, dass das Team als Favorit für den Titel gilt.

Beckham, der so schöne Liebeserklärungen an die MLS machen kann ("eine der besten Ligen der Welt") weiß am besten, dass es eigentlich eine Schnapsidee von ihm war, in die USA zu wechseln. Acht Monate dauert eine Saison, von Mitte März bis Mitte November. Darauf kann sich als europäischer Spitzenspieler nur einlassen, wer seine Nationalmannschaftskarriere hinter sich weiß. Weil das bei Beckham zunächst nicht der Fall war, musste er alles daran setzten, in den Wintermonaten in Europa zu kicken. Altbundestrainer und Neu-Nationalcoach Jürgen Klinsmann hat die MLS auch schon aufgefordert, die Saison zu verlängern, will sie endlich ernst genommen werden.

Frank Rost wird das egal sein. Das letzte seiner vier Länderspiele liegt lange zurück (2002). Ihm ist nur zu wünschen, dass er beim Flug nach Dallas gut gesessen hat.

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