Polit-Aktivist Ruben Neugebauer: Überflieger mit Zwangspause

Er machte Kampagnen mit dem Peng-Kollektiv und den Yes Men. Nun will Ruben Neugebauer für Sea-Watch übers Mittelmeer fliegen.

Ein Mann in roter Windjacke steht vor einem Kleinflugzeug

Er wäre dann soweit: Ruben Neugebauer hat extra den Pilotenschein gemacht Foto: imago/Christian Ditsch

Ruben Neugebauers Geschichte beginnt in Reutlingen, Baden-Württemberg. Sie endet auf einem staubigen Flugplatz in Djerba, Tunesien – vorerst. Denn wenn alles so läuft, wie sich der 26-Jährige das vorstellt, geht es von dort bald weiter in den Luftraum über dem Mittelmeer.

Auch wenn er es von sich nicht gern hören dürfte: Der Fotograf und Aktivist mit der verschmitzten Lache gehört zu den heimlichen Stars des deutschen Bewegungsmilieus. Vor Jahren gründete er den „Polizeifanverein Knüppeldick EFAU“, der sich die „erste manuelle DDoS-Attacke“ zuschreibt: Angesichts der damals diskutierten Novellierung des Versammlungsgesetzes in Baden-Württemberg ließ er jedes politische Frühstück mit Freunden von der Versammlungsbehörde Tübingen per Formular genehmigen.

Jahre später, im April 2015, hatte Neugebauer die Idee zum Hashtag #Schweigejauch. Harald Höppner, der Gründer der privaten Rettungsinitiative Sea-Watch, die auf Spendenbasis mit Privatbooten Flüchtlinge im Mittelmeer vor dem Ertrinken rettet, war in die Talkshow von Günther Jauch geladen worden. Die Analyse: Klug wäre es, wenn man die vielen Besserwisser mal zum Schweigen bringt. Also stellte sich Höppner vor das Millionenpublikum – und zwang Deutschland eine Schweigeminute für die Flüchtlingstoten auf, über die anschließend die halbe Republik diskutierte.

Neugebauer, der auch schon für die taz fotografierte, kämpft immer wieder an vorderster Front. Er wurde von türkischen Behörden festgenommen und arbeitete an einflussreichen Kampagnen mit, etwa beim Zentrum für Politische Schönheit, bei Greenpeace, dem Peng-Kollektiv oder den Yes Men.

Nun steht der Aktivist in Djerba und wartet auf Start­erlaubnis für sein neuestes Projekt. Es könne nicht sein, dachten sich Neugebauer und die Sea-Watch-Crew, dass sie bei der Erhebung von Daten über Fluchtbewegungen auf Militär und Polizei angewiesen sei. Daher kaufte die Gruppe ein Leichtflugzeug für 42.000 Euro, Neugebauer machte den Flugschein („Irgendwer muss das Ding ja fliegen“).

Jetzt würde der Pilot gern starten – doch dafür fehlen Stempel der tunesischen Behörden. Für den Überflieger Neugebauer dürfte es nur eine kurze Pause sein.

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