Portrait: Die Fußballer-Prinzessin
Max Kruse wollte der Welt überflüssige Fotos aus seinem Privatleben ersparen und nahm einer Paparazza das Handy weg. Dafür wurde er ausgezeichnet - und kritisiert.
taz | Der Fußballer Max Kruse darf sich neuerdings „Prinzessin“ nennen. Der Satire- und Medienkritikblog „Prinzessinnenreporter“ hat dem 28-jährigen Mittelfeldspieler des VfL Wolfsburg den Titel verliehen. Der Grund: Kruse habe dazu beigetragen, dass eine Journalistin der Bild-Zeitung „die Welt nicht mit Fotos ohne jeden Nachrichtenwert zumüllt“. Der Spieler hatte einer Paparazza, die ihn beim Feiern seines Geburtstags im Berliner Avenue Club gestört hatte, das Handy abgenommen und Fotos gelöscht, die ihn zeigten.
Dass Kruse sein Recht am eigenen Bild reklamierte, wissen neben den Prinzessinnenreportern aber nur wenige zu würdigen. Bundestrainer Joachim Löw fand, Kruse habe sich „zum wiederholten Male unprofessionell verhalten“ – und strich ihn aus dem Kader für die Länderspiele am Osterwochenende.
Kruse, der in seiner Freizeit gern pokert, hatte seinen Durchbruch beim FC St. Pauli, verhalf dem Club sogar zum fünften Aufstieg in die erste Bundesliga. Später wechselte er nach Freiburg und Mönchengladbach, brachte es zum Nationalspieler. Den ersten Karriereknick hatte er, als ihn Löw aus disziplinarischen Gründen nicht mit zur WM 2014 nahm.
Derzeit spricht viel dafür, dass jemand Kruse gezielt diskreditieren will. Vor Kurzem machte ebenfalls die Bild-Zeitung publik, dass er 75.000 Euro in einem Taxi vergessen hatte. Kaum hatte der Ärger mit der Party-Knipserin die Runde gemacht, tauchte im Netz ein Video auf, in dem Kruse nackt zu sehen ist. Wolfsburgs Sportchef Klaus Allofs heizte die Eskalation noch an: „Max Kruse muss wissen, dass er seine Karriere unnötig gefährdet.“ Dabei hat Kruse keine Straftat begangen, er hat nicht einmal anderen Menschen geschadet. Im Gegenteil: 2015 spendete er 50.000 Euro – Kruse hatte sie bei einer Pokershow von ProSieben gewonnen.
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