Präsidentschaftswahl in Ecuador: Regierungskandidat Moreno führt

Der linke Kandidat hat bisher 39 Prozent der Stimmen. Der konservative Lasso liegt zehn Prozentpunkt hinter ihm. Eine Stichwahl ist wahrscheinlich.

Rafale Correa küsst Lenin Moreno auf den Kopf

Innige Freude beim noch amtierenden und möglicherweise zukünftigen Präsidenten Foto: reuters

QUITO epd | Bei der Stimmauszählung nach der Präsidentschaftswahl in Ecuador liegt der linke Regierungskandidat Lenín Moreno klar in Führung. Der frühere Vizepräsident kam nach Auszählung von 80 Prozent der Stimmen am Sonntagabend (Ortszeit) auf einen Anteil von knapp 39 Prozent. Der konservative Ex-Bankier Guillermo Lasso lag nach Angaben des Nationalen Wahlrats bei 28,5 Prozent. Damit ist eine Stichwahl am 2. April wahrscheinlich.

Präsident Rafael Correa, der das Land seit 2007 regiert, trat nach drei Amtszeiten nicht mehr an. Das Endergebnis der Wahl wird für Montag erwartet.

Der 63-jährige Moreno, der seit einem Raubüberfall im Rollstuhl sitzt, gilt als Wunschnachfolger des scheidenden Präsidenten Correa und soll die Politik der sogenannten Bürgerrevolution fortführen. Gegenüber seinen Anhängern äußerte sich Moreno am Abend zuversichtlich, bereits im ersten Wahlgang zu siegen. Dazu sind 40 Prozent der Stimmen und zehn Punkte Vorsprung nötig. Bereits nach den ersten Prognosen vom Nachmittag des Wahltages hatte die Regierungspartei Alianza Pais ihren Kandidaten frenetisch gefeiert.

Der rechtsgerichtete Gegenkandidat Lasso vom Bündnis Creo-Suma sah sich hingegen sicher in der Stichwahl. Der 61-Jährige wirbt für einen Politikwechsel und steht für ein neoliberales Wirtschaftsmodell. In seiner Heimatstadt Guayaquil rief er die Opposition zur Einheit auf. Die drittplatzierte Juristin Cynthia Viteri sicherte ihm für eine Stichwahl ihre Unterstützung zu. Sie erhielt rund 16 Prozent der Stimmen.

Demonstrationen für eine transparente Wahl

Lassos Anhänger demonstrierten vor dem Nationalen Wahlrat in der Hauptstadt für ein transparentes Wahlverfahren. Die Abstimmung verlief nach Angaben internationaler Wahlbeobachter friedlich und ohne sonstige Vorkommnisse. Die ecuadorianische Wahl-Beobachtungsstelle der Zivilgesellschaft hatte vorab Unregelmäßigkeiten im Wahlregister kritisiert.

Seinem Nachfolger hinterlässt Präsident Correa nach zehn Jahren an der Macht eine gemischte Bilanz. Dank hoher Rohstoffpreise investierte die Regierung kräftig in Infrastruktur, Bildung und Gesundheit, die Armut ging zurück. Kritiker werfen Correa aber Einschränkungen von Bürgerrechten und der Pressefreiheit sowie eine Zentralisierung der Macht vor. Zudem steht die Regierungspartei wegen Korruptionsskandalen, unter anderem um die staatliche Ölgesellschaft Petroecuador, unter Druck.

Die wirtschaftliche Entwicklung Ecuadors in den nächsten Jahren ist unsicher. Mit dem Preisverfall des Rohöls ging Ende 2015 auch die Wirtschaft auf Talfahrt. Das schwere Erdbeben im vergangenen April hat die Situation verschärft. Die Staatsverschuldung stieg indes auf rund 38 Prozent des Bruttoinlandsprodukts an.

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