Präsidentschaftswahl in Ecuador: Opposition ficht das Ergebnis an

Der linke Regierungskandidat Lenín Moreno liegt bei der Stimmauszählung der Stichwahl vorn. Doch sein Gegenkandidat will das Ergebnis anfechten.

Eine Frau steckt einen Zettel in einer Wahlurne aus Pappe

Es war eine knappe Wahl: Stimmabgabe in Quito Foto: ap

QUITO epd | Bei der Stichwahl um das Präsidentenamt in Ecuador liegt der linke Regierungskandidat Lenín Moreno in Führung. Der frühere Vizepräsident kam nach Auszählung von 96 Prozent der Stimmen in der Nacht zum Montag auf einen Anteil von 51,12 Prozent, wie der Nationale Wahlrat mitteilte. Sein konservativer Kontrahent Guillermo Lasso erhielt demnach 48,88 Prozent der Stimmen. Moreno erklärte sich noch am Abend zum Sieger. Der oppositionelle Ex-Banker Lasso warf dem Wahlrat Betrug vor und forderte eine Neuauszählung der Stimmen.

Die ersten Prognosen nach Schließung der Wahllokale am Sonntagnachmittag waren widersprüchlich gewesen. Ein Umfrageinstitut hatte den Oppositionskandidaten Lasso mit rund 53 Prozent in Führung gesehen, ein anderes den Regierungskandidaten Moreno mit etwa 52 Prozent der Stimmen. Die unabhängige Organisation Participación Cuidadana sprach laut eigener Hochrechnung von einem technischen Patt beider Kandidaten. Ein offizieller Wahlsieger wurde noch nicht verkündet.

„Wir haben die Wahlen gewonnen. Ich werde der Präsident aller Ecuadorianer sein“, verkündete der Sozialist Moreno noch vor den ersten offiziellen Ergebnissen und ließ sich vor der Parteizentrale in Quito von seinen Anhängern feiern. Seinem Kontrahenten Lasso bot er Gespräche an. „Es ist der Moment des Friedens, der Moment der Einheit“, sagte Moreno.

Der Oppositionsführer sah sich aber selbst als Sieger und kündigte an, die Ergebnisse anzufechten. „Wir werden den Willen des Volkes verteidigen“, betonte er in der Hafenstadt Guayaquil und rief zu friedlichen Demonstrationen auf. Seine Anhänger hatten sich bereits am frühen Abend vor den Wahlbehörden in der Hauptstadt Quito und der Hafenstadt Guayaquil versammelt, wo es laut lokalen Medienberichten teils zu gewaltsamen Ausschreitungen kam.

Auch Assange ist von der Wahl betroffen

Der Wahlausgang in Ecuador gilt als richtungsweisend für die gesamte Region. Lenín Moreno will die linksgerichtete Politik des scheidenden Präsidenten Rafael Correa weiterführen. Guillermo Lasso steht für den Wandel, will die Wirtschaft liberalisieren und hat eine Reform des Justizapparats angekündigt. Zudem will er das politische Asyl für Wikileaks-Gründer Julian Assange aufheben.

Präsident Rafael Correa, der das Land zehn Jahre lang geprägt hat, stellte sich nach drei Amtszeiten nicht mehr zur Wahl. Sein Nachfolger muss vor allem die kriselnde Wirtschaft in den Griff bekommen. Mit dem Preisverfall des Erdöls rutschte Ecuador 2015 in eine Rezession. Zudem ist die Staatsverschuldung im zurückliegenden Jahrzehnt stark gestiegen.

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