Preis der Energieversorgung: Blutige Kohle aus Kolumbien

Deutsche Steinkohlekraftwerke werden vor allem mit Importkohle betrieben, etwa aus Kolumbien. Dort schreckt man auch vor Mord an Gewerkschaftern nicht zurück.

Kommt diese Kohlehalde aus Kolumbien, klebt Blut an ihr. Bild: dpa

BERLIN taz | Zwölfstündige Arbeitstage, Atemwegserkrankungen und Wirbelsäulenschäden stehen für Alfredo Tovar auf der Tagesordnung. Tovar arbeitet im Kohletagebau Cesár und gehört zur Gewerkschaft Sintramienergetica. Auf einer Veranstaltung der Menschenrechtsorganisation Fian und der Klima-Allianz in Berlin berichtete er jüngst über die Arbeitsbedingungen im kolumbianischen Kohlebergbau und die Unterdrückung gewerkschaftlicher Arbeit.

Im Jahr 2001 wurden zwei Gewerkschafter des Tagebaus von Paramilitärs ermordet. Die Mörder wurden zwar inzwischen verurteilt, Tovar erhebt jedoch schwere Vorwürfe gegen die US-Firma Drummond, die den Tagebau federführend betreibt: "Wir wissen aufgrund der Aussagen vor Gericht, dass Drummond die Paramilitärs beauftragt und bezahlt hat."

Die indigene Gemeinde Tamaquitos befindet sich am Rande des weltgrößten Kohletagebaus in der Region La Guajíra. Sie soll langfristig dem Tagebau weichen. Gemeindesprecher Nilson Ramirez berichtet von gesundheitlichen Problemen durch den Kohlestaub und Umweltverschmutzung durch Abwässer des Tagebaus.

Die Betreiberfirma Cerrejón betont ihr soziales Engagement, doch Ramirez widerspricht dem. Die indigenen Gemeinden in der Region lebten in großer Armut und besäßen kaum Infrastruktur. "Auf dem Firmengelände von Cerrejón befinden sich die besten Schulen der Region, aber wir haben davon nichts."

In die Schlagzeilen gelangte der Fall der Gemeinde Tabaco, die im Jahr 2001 für den Betrieb von Cerrejón gewaltsam geräumt wurde. Erst auf internationalen Druck hin wurde den ehemaligen Bewohnern eine Entschädigung zugestanden.

Kolumbien ist nach Russland wichtigster Lieferant von Steinkohle für deutsche Kohlekraftwerke. Deutschland besitzt nur noch wenige eigene Steinkohlebergwerke - deutsche Steinkohle, von gut bezahlten Kumpeln gefördert, ist relativ teuer. Der Ausstieg aus der Steinkohle ist beschlossen, die Abhängigkeit von Importkohle wird weiter steigen.

Zehn neue Kohlekraftwerke sind zurzeit im Bau, davon sind acht Steinkohlekraftwerke. Die meisten Kraftwerksbetreiber sind Kunden von Cerrejón. Nach Informationen der Klima-Allianz bezieht vor allem Eon Kohle aus Kolumbien, aber auch die Stadtwerke-Konsortien Südweststrom und Trianel, RWE und Großkraftwerk Mannheim haben Verträge mit Cerrejón.

"Wir fordern die Bundesregierung und die Energiekonzerne auf, sich dafür einzusetzen, dass der Abbau von Kohle für bereits bestehende Kraftwerke nicht auf Kosten von Menschenrechten geschieht", sagte Mona Bricke von der Klima-Allianz. "Gleichzeitig gebietet es die klimapolitische Vernunft, keine weiteren Kohlekraftwerke zu bauen."

Eon weist die Vorwürfe zurück und betont, bei der Beschaffung von Kohle Umwelt- und Sozialstandards zu beachten. Zwar habe es in der Vergangenheit Probleme gegeben, aber inzwischen erfülle Cerrejón "die Kriterien bezüglich Einhaltung der Menschenrechte, Arbeitssicherheit und Umweltschutz-Standards bereits zu einem großen Teil".

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.